Politik

EU pokert sehr hoch und will russische Energie-Konzerne isolieren

Lesezeit: 1 min
09.09.2014 00:41
Die neuen Wirtschaftssanktionen gegen Russland sollen den russischen Ölriesen Rosneft und eine Gazprom-Tochter treffen, so EU-Diplomaten. Diesen Unternehmen soll der Zugang zu den Finanzmärkten abgeschnitten werden. Eine hochriskante Strategie: Denn im Gegensatz zu den USA ist Europa vom russischen Gas abhängig.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die neuen Wirtschaftssanktionen gegen Russland sollen einem EU-Diplomaten zufolge auch den Ölriesen Rosneft treffen. EU-Firmen dürften demnach keine Kredite mehr an den Konzern vergeben, hieß es am Montag aus Brüssel.

Auch das für die Öl-Pipelines zuständige Unternehmen Transneft sowie die Gazprom-Tochter Gazprom Neft würden mit den Strafmaßnahmen belegt. Maßgabe ist, dass die Firmen Vermögen von mehr als einer Billion russischen Rubel (20,81 Milliarden Euro) aufweisen und mindestens 50 Prozent des Umsatzes aus dem Verkauf oder Transport von Rohölprodukten oder Petroleum-Produkten stammt. Im Bereich der erweiterten Verbote für Dual-Use-Produkte sind drei Rüstungsfirmen von den EU-Maßnahmen betroffen.

Der wichtigste Staatskonzern, Gazprom selbst, dürfte jedoch zunächst vom Ausschluss der Finanzierung verschont bleiben. Bloomberg meldet, dass Gazprom sich in Verhandlungen mit mehreren westlichen Banken befinde, um neue Finanzierungen sicherzustellen. Das Unternehmen selbst wollte dies nicht kommentieren.

Kontensperrungen und Einreiseverbote sollen mehreren EU-Diplomaten zufolge für weitere 24 Personen gelten. Inkrafttreten sollen die Sanktionen nach der Veröffentlichung im EU-Amtsblatt, was in der Nacht von Montag auf Dienstag geschehen soll.

Russland stellt seinem von westlichen Sanktionen betroffenen Ölkonzern Rosneft milliardenschwere Staatshilfen in Aussicht. Die Regierung prüfe derzeit verschiedene Möglichkeiten der Unterstützung, sagte Ministerpräsident Dmitri Medwedew der Zeitung Wedomosti. Er verwies unter anderem darauf, dass der Staatskonzern einer der wichtigsten Steuerzahler sei.

Im August hatte ein Regierungsvertreter gesagt, Rosneft-Chef Igor Setschin habe um Hilfe im Volumen von 1,5 Billionen Rubel (etwa 31 Milliarden Euro) gebeten, um die Folgen der wegen Russlands Ukraine-Politik erlassenen Sanktionen abzufangen. Zunächst sah es nicht so aus, dass die Regierung dem Gesuch nachkommt. Medwedew sagte in dem Interview nun mit Blick auf die Summe, es müsse „nicht alles in einem Jahr“ gemacht werden.

Rosneft ist hochverschuldet, nachdem es 2013 den Zukauf der britisch-russischen Ölfirma TNK-BP im Volumen von umgerechnet etwa 42,5 Milliarden Euro finanzierte. Bis 2014 muss Rosneft knapp 9,2 Milliarden Euro zurückzahlen, weitere 13 Milliarden Euro kommen 2015 hinzu.

Mehrere von den westlichen Sanktionen betroffene russische Unternehmen wie etwa die VTB Bank haben bereits Zusagen erhalten, die Staatsfonds anzapfen zu dürfen. Für den Fall, dass die Sanktionen gegen Russland verhängt werden, kündigt Premier Dmitri Medwedew an, mit einem möglichen Überflugverbot über Russland für westliche Fluglinien zu reagieren.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Ratgeber
Ratgeber Umweltbewusst und günstig: Hondas Leasing-Modell für die elektrifizierten Fahrzeuge von Honda

Der Managing Director der Honda Bank Volker Boehme spricht mit den DWN über die neuesten Entwicklungen im Leasinggeschäft für die...

DWN
Politik
Politik Russland liefert Rekordmengen Gas über TurkStream nach Europa
29.11.2023

Über TurkStream fließen derzeit Rekordmengen Gas nach Europa. Doch die militärischen Angriffe auf die Pipeline halten an. Zudem macht...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Inflation fällt deutlich, aber Ökonomen warnen vor Jahresende
29.11.2023

Die Inflation ist im November überraschend stark gefallen, auf den niedrigsten Wert seit Juni 2021. Doch für Dezember erwarten Ökonomen...

DWN
Politik
Politik Scholz im Bundestag: Eine Erklärung, die nichts erklärt
28.11.2023

Die mit großer Spannung erwartete Regierungserklärung enttäuschte. Weder erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz, wie es zu dem...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Wegen Haushaltskrise: OECD empfiehlt Ende der Rente mit 63
29.11.2023

Die OECD prognostiziert, dass die Wirtschaft in Deutschland 2024 deutlich langsamer wächst als in den anderen Staaten. Wegen der...

DWN
Immobilien
Immobilien Zeichen der Zuversicht: Die Renaissance der Zinshäuser
29.11.2023

Die Häuser wurden einst vor allem von gut situierten Privatinvestoren errichtet und galten als Kapitalanlage des wohlhabenden Bürgertums....

DWN
Finanzen
Finanzen Sinkende Inflation treibt Dax auf höchsten Stand seit Juli
29.11.2023

Der Dax hat die Marke von 16.000 Punkten überwunden und notiert auf dem höchsten Stand seit vier Monaten. Hintergrund ist der anhaltende...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Inflation gebannt? Reallöhne steigen, Importpreise fallen
29.11.2023

Die Reallöhne in Deutschland sind wegen der sinkenden Inflation zuletzt wieder gestiegen. Zudem verzeichnen die Importpreise einen starken...

DWN
Finanzen
Finanzen Buffett-Weggefährte Charlie Munger mit 99 Jahren gestorben
29.11.2023

Während Warren Buffett als Investoren-Legende weltbekannt ist, gab sich Charlie Munger über Jahrzehnte zufrieden damit, seine rechte Hand...