Technologie

Durchsichtige Solarzellen: Fenster erzeugen Strom

Ein Team von Wissenschaftlern hat durchsichtige Solarpanele entwickelt. Diese können auf Fenstern und sogar Smartphones angebracht werden. So erzeugen sie Strom, ohne den Nutzer zu beeinträchtigen.
27.10.2014 11:55
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Unter dem Titel „Transparent Luminescent Solar Concentrator“ läuft das Projekt an der Hochschule der Michigan State University. Vorteil: So könnten vor allem Gebäude mit jedem Fenster Energie erzeugen. Die Zeiten der umständlichen Konstruktionen auf dem Dach sind damit offenbar vorbei.

Außerdem können alle technischen Geräte mit einer klaren Oberfläche diese Innovation nutzen. Natürlich werden insbesondere Smartphones davon profitieren. Aber auch bei Laptops und dergleichen macht die Anwendung Sinn.

Der Schlüssel zum Erfolg ist die Transparenz. Zwar ist die Idee nicht neu, mit durchsichtigem und Plastik-ähnlichem Material Solarzellen zu verbauen, aber bisher gab es noch keine nennenswerten Resultate. Das lag hauptsächlich daran, dass die Produkte ineffizient waren. Vor allem die gewonnene Energie war nicht der Rede wert. Dazu kommt noch, dass das Material stark eingefärbt war.

Nutzer konnten zwar damit noch durch ihre Fenster schauen – ein gewisses Maß an Transparenz ist dabei geblieben. Doch Buntglas wird nicht umsonst im Container gesammelt. Es kam einfach schlecht bei den Konsumenten an. Insofern konnte sich das Konzept bisher noch nicht durchsetzen.

Das soll sich jetzt ändern. Richard Lunt ist Professor an der Michigan State University. Er entwickelte gemeinsam mit seinem Team kleine organische Moleküle, die das Sonnenlicht einfangen sollen. Dabei geht es speziell um unsichtbare Wellenlängen des Lichts.

Lunt erklärt das Prinzip: „Wir können das Material so einstellen, dass es nur ultraviolette Wellenlängen einsammelt. Die fast infraroten Wellenlängen glühen dann in einer anderen Frequenz.“ Dieses glühende infrarote Licht wird dann an den Rand der Plastikfolie geleitet. Dort warten dünne Streifen von photovoltaischen Zellen, die das Glühen in Elektrizität umwandeln.

Den Trick, warum auf die speziellen Wellenlängen zurückgegriffen wurde, verrät Lunt auch: „Weil das Material nur den unsichtbaren Teil des Lichts Licht absorbiert oder abstrahlt, wirkt das besonders transparent für das menschliche Auge.“ Die speziellen organischen Moleküle sind also nicht komplett durchsichtig – allerdings für die Augen der Nutzer schon.

Ein weiterer Vorteil von der Erfindung ist das extrem flexible Material. Das hat wiederum zur Folge, dass die Sonnenkonzentratoren relativ günstig hergestellt werden können. Obwohl sich die Entwicklung noch in der Anfangsphase befindet, steht zukünftig einer industriellen Produktion nichts im Weg.

Wie nützlich diese Umsetzung ist, verdeutlicht Lunt noch einmal: „Wir bieten damit neue Möglichkeiten, um Solarenergie ohne Einschränkung bereitzustellen. Die Idee kann auf großen Gebäuden mit vielen Fenstern genutzt werden oder auf jeder Art von tragbaren Geräten, die einen hohen Anspruch an Ästhetik haben, wie ein Telefon oder E-Reader.“ Damit schlägt Lunt natürlich genau in die richtige Kerbe. Viele Smartphone-Besitzer klagen über kurze Akkulaufzeiten und hohen Stromverbrauch.

„Letztendlich wollen wir Oberflächen machen, die Solarenergie auffangen, von denen man nicht einmal ahnt, was dort geschieht.“ Das hat dabei nichts mit Geheimhaltung zu tun. Es geht vielmehr um die Vorzüge dieser Technik. Wenn diese durchsichtige und scheinbar unsichtbare Art der Stromerzeugung so funktioniert wie geplant, hat das einen gewaltigen Nutzen für die späteren Kunden.

Wer alle seine Fenster zu Hause mit dieser Funktion ausstattet, hat keine störende Optik und kann einen Teil der Stromkosten einsparen. Dasselbe gilt selbstverständlich auch für Nutzer von Smartphones. Wer mit seinem Gerät tagsüber unterwegs ist, könnte idealerweise sogar sein Handy aufladen, während er es benutzt. Fraglich ist allerdings, wie sehr andere Bauteile leiden, wenn das Hightechgerät in die Sonne gelegt wird, um den Akku mit Strom zu versorgen.

Wenn die Sonnenkonzentratoren später in der Lage sind, selbst im Halbschatten die nötige Energie an den Akku zu schicken, kann das sicher für reißenden Absatz sorgen. Aber selbst wenn sich dabei noch ein paar Hindernisse ergeben – allein die Verwendung an Fenstern ist ein sensationeller Schritt. Die weitere Entwicklung werden die Ingenieure von Solarautos sicher auch ganz genau beobachten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Operation Sindoor: Indien greift Pakistan an - droht ein großer Indien-Pakistan-Krieg?
06.05.2025

Die Spannungen zwischen den beiden Atommächten haben sich in den vergangenen Tagen immer weiter hochgeschaukelt. Indien hat nach Angaben...

DWN
Panorama
Panorama Behördendigitalfunk: Ausfall im bundesweiten Funkverkehr von Polizei und Behörden - das sind die Folgen
06.05.2025

In Deutschland ist es am Dienstag zu einem umfassenden Ausfall im Digitalfunk der Behörden gekommen. Dies bestätigte das...

DWN
Politik
Politik Kanzlerwahl: Merz im zweiten Wahlgang mit Hilfe von Grünen und Linken zum Bundeskanzler gewählt
06.05.2025

Das gab es noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik: CDU-Chef Merz hat im ersten Wahlgang bei der Kanzlerwahl keine Mehrheit erreicht....

DWN
Politik
Politik AfD-Bewertung: Brandenburgs Verfassungsschutzchef verliert Amt
06.05.2025

Der Verfassungsschutzchef von Brandenburg ist überraschend abgesetzt worden. Während die Diskussion über die AfD und Rechtsextremismus...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wall-Street-Strategen setzen auf zwei KI-Aktien – trotz wachsender Weltwirtschaftsrisiken
06.05.2025

Trotz wachsender globaler Risiken setzen Analysten auf die Zukunftstechnologie KI – mit Broadcom und ServiceNow an der Spitze.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Putins Geldreserven schmelzen dahin – Russlands Ölpreis unter Druck wie selten zuvor
06.05.2025

Russlands Finanzpolster bröckelt. Der Preis für Ural-Öl, jahrzehntelang eine der tragenden Säulen der russischen Wirtschaft, ist auf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Dollar unter Druck: Starökonom Rogoff warnt vor globalem Finanzbeben
06.05.2025

Kenneth Rogoff, einer der einflussreichsten Ökonomen unserer Zeit, schlägt erneut Alarm – und diesmal geht es um nicht weniger als das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft E Auto im Preiskampf – Preisnachlässe für Elektromobilität wegen strenger CO₂-Vorgaben
06.05.2025

Die Nachlässe auf reine Elektroautos sind im April deutlich gestiegen und liegen laut Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer nun bei...