Finanzen

Nach Juncker will nun auch EU-Präsident Martin Schulz den ESM plündern

Lesezeit: 1 min
05.10.2014 15:27
Die große Koalition an der Spitze der EU scheint offenbar entschlossen, den europäischen Rettungsschirm ESM für neue Kredite zu plündern. Vereinzelt protestieren CDU-Politiker, doch ihr Protest ist sinnlos: Der ESM steht außerhalb jeder Jurisdiktion, seine Organe sind immun. Die nationalen Parlamente haben keine Mitwirkungsrechte an der Verwendung der Steuergelder.
Nach Juncker will nun auch EU-Präsident Martin Schulz den ESM plündern

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker stößt mit seinem Vorschlag zur Nutzung von Geldern des Euro-Rettungsfonds ESM für die Ankurbelung der Konjunktur auf Zustimmung bei der SPD. "Wir müssen Geld mobilisieren", sagte der Präsident des Europäischen Parlamentes, Martin Schulz, dem Magazin "Der Spiegel" am Wochenende. "Ein Teil dieser ungenutzten ESM-Mittel könnte es der Europäischen Investitionsbank (EIB) ermöglichen, für einige wenige Jahre deutlich mehr Förderkredite zu vergeben." Denn Juncker will etwa 100 Milliarden Euro aus den ESM-Mitteln einsetzen, damit die EIB zusätzliche Kredite absichern kann.

Nach dem "Spiegel"-Bericht stehen ESM-Chef Klaus Regling und EIB-Präsident Werner Hoyer dem Vorschlag offen gegenüber. Allerdings hatte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble noch vor wenigen Tagen deutlich gemacht, dass er von der Idee nichts hält. Aufgabe des Euro-Schutzschirmes sei es, Ländern bei Zahlungsproblemen zu helfen und den Märkten zu signalisieren, dass es keinen Sinn mache, an der Verteidigung der Euro-Stabilität zu zweifeln, sagte er jüngst. "Mit der Finanzierung von Investitionen hat das nichts zu tun", machte er bei einer G20-Konferenz in Australien deutlich. Für andere Zwecke stehe der ESM nicht zur Verfügung. Schäubles Sprüche sind jedoch mit Vorsicht zu genießen: In der Regel nimmt der Finanzminister im ersten Anlauf scheinbar eine harte Position ein, um am Ende zu machen, was er will. Schäuble ist als Finanzminister eines der Organe des ESM. Als solches kann er ohne Transparenz und formale Rechenschaft daran mitwirken, wenn die Steuergelder der Deutschen anderswo in Europa verteilt werden.

Kritik an Junckers Vorschlag kommt nach "Spiegel"-Angaben auch von anderen Unionspolitikern. Das Magazin zitiert unter anderem den Chef der Unionsabgeordneten im Europäischen Parlament, Herbert Reul, mit den Worten: "Juncker hat sich auf die falsche Seite geschlagen."

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Politik
Politik Und noch ein europäischer Alleingang: Fico zu Gesprächen mit Putin im Kreml
23.12.2024

Der slowakische Regierungschef Fico zeigt mit einem Überraschungsbesuch im Kreml, dass die EU-Front gegen Russlands Präsidenten Putin...

DWN
Panorama
Panorama Amokfahrt von Magdeburg: Trauer, Entsetzen und offene Fragen halten Deutschland in Atem
22.12.2024

Fünf Menschen sind tot, 200 verletzt: Nach der folgenschweren Fahrt mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt in Magdeburg stellt sich die...

DWN
Politik
Politik Donald Trump hofft: Elon Musk übernimmt (noch) nicht die US-Präsidentschaft
22.12.2024

Kritiker nennen den Tech-Milliardär süffisant «Präsident Musk». Donald Trump stellt klar, wer das Sagen hat - bestreitet aber auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Quiet Quitting: Der stille Job-Rückzug mit gefährlichen Folgen
22.12.2024

Ein stiller Rückzug, der Unternehmen erschüttert: Quiet Quitting bedroht die Substanz deutscher Betriebe. Warum immer mehr Beschäftigte...

DWN
Politik
Politik Steuern und Abgaben: Mehrheit der Steuerzahler zahlt 2025 noch mehr – mit oder ohne Ampel!
22.12.2024

Das „Entlastungspaket“ der Ampel ist eine Mogelpackung, denn Steuersenkungen sind nicht vorgesehen. Im Gegenteil: Ab dem 1. Januar 2025...

DWN
Technologie
Technologie DWN-Sonntagskolumne: Künstliche Intelligenz Hype Cycle - Zwischen Revolution und Enttäuschung
22.12.2024

Ist künstliche Intelligenz nur ein Hype oder der Beginn einer Revolution? Zwischen hohen Erwartungen, Milliardeninvestitionen und...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Psychische Gewalt am Arbeitsplatz: Ursachen, Folgen und Lösungen
22.12.2024

So können Unternehmen gegen verbale Übergriffe aktiv werden- Beleidigungen, Drohungen und Beschimpfungen: Rund ein Drittel der...

DWN
Politik
Politik Migrationskrise: Asyl-Rekordhoch in Deutschland und die illegale Migration an den Grenzen geht ungebremst weiter
22.12.2024

In Deutschland leben fast 3,5 Millionen Geflüchtete, von Asylsuchenden über anerkannte Flüchtlinge bis zu Geduldeten. Das ist ein neuer...