Politik

Giuliani: US-Regierung will Umsturz im Iran herbeiführen

Lesezeit: 3 min
06.05.2018 17:43
Trump-Berater Giuliani erklärt, dass die USA einen Regime-Wechsel im Iran herbeiführen wollen.
Giuliani: US-Regierung will Umsturz im Iran herbeiführen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

US-Präsident Donald Trump strebt nach Angaben seines Rechtsberaters Rudy Giuliani einen Umsturz im Iran an. Vor iranischstämmigen Amerikanern sagte der frühere New Yorker Bürgermeister am Samstag in Washington: "Wir haben einen Präsidenten, der knallhart ist, einen Präsidenten, der nicht auf Schwarzmaler hört, und einen Präsidenten, der dem Regimewechsel (in Teheran) genauso verpflichtet ist wie wir."

Bis zum 12. Mai will Trump darüber entscheiden, ob die wegen des Atomabkommens mit Teheran ausgesetzten Sanktionen gegen den Iran außer Kraft bleiben. Das Abkommen soll den Iran am Aufbau einer Atomstreitmacht hindern, geht Trump aber nicht weit genug.

Mit abfälligen Gesten deutete Giuliani an, dass Trump sich gegen den Verbleib seines Landes in dem Atomabkommen entscheiden werde, das auch von Russland, China, Frankreich, Großbritannien und Deutschland ausgehandelt wurde. Er verwies dabei auf den Einfluss von Trumps neuem Außenminister Mike Pompeo und Sicherheitsberater John Bolton.

"Was wird mit dieser Vereinbarung geschehen?", fragte Giuliani rhetorisch. Pantomimisch tat er so, als zerrisse er ein Blatt Papier und spucke darauf.

Nach der Rede bekräftigte Giuliani seine Unterstützung für einen Umsturz im Iran. "Er ist der einzige Weg zum Frieden im Nahen Osten. Er ist wichtiger als ein israelisch-palästinensischer Deal", sagte laut CNN.

Nach Abschluss des Atomabkommens mit dem Iran 2015 hatten die USA unter Präsident Barack Obama ihre Wirtschaftssanktionen gegen den Iran nicht abgeschafft, sondern nur ausgesetzt. Bis zum 12. Mai muss Trump entscheiden, ob es vorerst dabei bleibt. Die Europäer dringen darauf, an dem Abkommen festzuhalten.

Ob Trump wirklich einen Umsturz im Iran herbeiführen will, ist unklar. Auch gegen Nordkorea hatte die US-Regierung zum Mittel der militanten Rhetorik gegriffen, ehe sich die Bedrohung quasi über Nacht im Nichts auflöste und nun mit einem geplanten Treffen Trumps mit dem nordkoreanischen Präsidenten Kim eine Rückkehr zur Diplomatie gefunden wurde. Der neue Außenminister Mike Pompeo ist allerdings wie der neue Sicherheitsberater John Bolton ein Vertreter einer aggressiven Politik gegen den Iran.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte am Sonntag an, dass Israel zu einem Krieg mit dem Iran bereit sei. Eine pathetische Rede Netanjahus mit angeblichen Beweisen gegen den Iran war zuvor weitgehend verpufft. Netanjahu befindet sich in einem Wettlauf mit der Zeit: Es wird erwartet, dass die Staatsanwaltschaft schon bald Anklage gegen Netanjahu wegen Korruption erheben wird. 

Sollte US-Präsident Donald Trump die Vereinbarung aufkündigen, würden die Vereinigten Staaten dies bereuen "wie niemals zuvor in ihrer Geschichte", sagte der iranische Staatschef Hassan Ruhani am Sonntag in einer im Fernsehen übertragenen Rede. Ruhani zeigte sich bereit, über die Rolle des Irans in der Region zu verhandeln. Teheran werde aber "so viele Raketen und Waffen bauen wie gebraucht werden", bekräftigte er. "Wir werden mit niemandem über unsere Waffen oder unsere Verteidigung verhandeln."

"Trump soll wissen, dass unser Volk vereint ist", sagte Ruhani. Auch das "zionistische Regime" solle sich dessen bewusst sein, drohte er in Richtung Israel. Der Präsident bekräftigte, dass sein Land Vorbereitungen getroffen habe für den Fall, dass die USA sich aus dem Abkommen zurückziehen. Er habe der iranischen Atombehörde entsprechende Anweisungen erteilt, sagte Ruhani. Einzelheiten nannte er nicht.

Am Donnerstag hatte der außenpolitische Berater von Irans geistlichem Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei angekündigt, sich bei einem Rückzug der USA aus dem Atomabkommens ebenfalls nicht mehr an die Vereinbarung zu halten.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron rechnet für den Fall, dass Trump das Abkommen aufkündigt, mit dem Schlimmsten. "Das heißt, wir würden die Büchse der Pandora öffnen, es könnte Krieg geben", sagte Macron dem "Spiegel". Der britische Außenminister Boris Johnson brach am Sonntag zu einem zweitägigen Besuch nach Washington auf, um dort mit Mitgliedern der US-Regierung und dem Kongress unter anderem über das Atomabkommen zu sprechen.

Das 2015 in Wien zwischen dem Iran und den fünf UN-Vetomächten sowie Deutschland geschlossene Abkommen soll verhindern, dass Teheran die Fähigkeiten zur Entwicklung von Atomwaffen erlangt. Gemäß dem Abkommen hat Teheran die Urananreicherung deutlich reduziert und verschärfte Kontrollen der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zugelassen. Im Gegenzug wurden die im Atomstreit verhängten Finanz- und Handelssanktionen aufgehoben.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Eine Welt ohne Europa?
04.05.2024

Der Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten gefährden die Zukunftsfähigkeit der EU. Nun steht sie an einem Scheideweg:...

DWN
Politik
Politik Angriff auf SPD-Europapolitiker: Matthias Ecke in Dresden schwer verletzt
04.05.2024

Schockierende Gewalt: SPD-Europaspitzenkandidat Matthias Ecke wurde brutal angegriffen. Politiker verurteilen den Angriff als Attacke auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Platzt die ETF-Blase – was dafür, was dagegen spricht
04.05.2024

Kaum eine Investmentform konnte in den zurückliegenden Jahren die Gunst der Anleger derart erlangen wie dies bei Exchange Traded Funds,...

DWN
Immobilien
Immobilien Streikwelle auf Baustellen droht: Gewerkschaft kündigt Massenstreiks an
04.05.2024

Die Bauindustrie steht vor Massenstreiks: Gewerkschaft kündigt flächendeckende Arbeitsniederlegungen mit rund 930.000 Beschäftigten an.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Chinas Einfluss in Südostasien: Herausforderung für deutsche Firmen
04.05.2024

Deutsche Unternehmen suchen verstärkt nach Alternativen zum chinesischen Markt und richten ihr Augenmerk auf die aufstrebenden...

DWN
Technologie
Technologie CO2-Speicherung: Vom Nischenthema zum Wachstumsmarkt
04.05.2024

Anreize durch die Politik, eine neue Infrastruktur und sinkende Kosten: CO2-Speicherung entwickelt sich zusehends vom regionalen...

DWN
Politik
Politik Wahljahr-Turbulenzen: Biden im Kreuzfeuer der Gaza-Proteste
04.05.2024

Seit Monaten sind bei fast jedem öffentlichen Auftritt von Präsident Joe Biden propalästinensische Demonstrationen zu sehen, die sich im...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn: Neues Streitthema köchelt seit dem Tag der Arbeit
04.05.2024

Im Oktober 2022 wurde das gesetzliche Lohn-Minimum auf zwölf Euro die Stunde erhöht. Seit Jahresanfang liegt es bei 12,41 Euro, die von...