Finanzen

Aufsicht verschärft Kapital-Anforderungen für Versicherer

Lesezeit: 1 min
06.04.2017 02:39
Die EU-Versicherungsaufsicht EIOPA verschärft die Vorschriften für die Berechnung der Kapitalanforderungen in der Branche.
Aufsicht verschärft Kapital-Anforderungen für Versicherer

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

+++Werbung+++

[vzaar id="2845103" width="600" height="338"]

Versicherer und Rückversicherer in Europa sollen laut Reuters von 2018 an mit einem geringeren Langfrist-Zinssatz kalkulieren müssen, wenn es um die Unterlegung von Garantien und anderen Verpflichtungen mit Kapital geht, wie die EIOPA am Mittwoch in Frankfurt mitteilte. Das bedeutet, dass die Versicherer etwa für lang laufende Leben- und Rentenversicherungen tendenziell mehr Eigenmittel vorhalten müssen. Die EIOPA hält die praktischen Auswirkungen für gering: Bei einem Praxistest unter 133 Versicherern habe sich gezeigt, dass die Solvabilitätsquote durch die Änderungen kaum sinke.

Der deutsche Branchenverband GDV kritisierte den Vorschlag der EU-Aufseher: „Für diese Kurzatmigkeit besteht keinerlei Veranlassung“, erklärte Geschäftsführer Axel Wehling. Eine Behörde dürfe sich nicht einfach über die Ergebnisse einer politischen Einigung hinwegsetzen. EIOPA-Chef Gabriel Bernardino sagte dagegen, die Neuregelung schaffe eine „Balance“, die allzu abrupte Änderungen vermeide und den Unternehmen erlaube, sich an ein verändertes Zinsumfeld anzupassen, ohne den Schutz der Versicherten zu vernachlässigen.

Die Europäische Union hatte 2015 ursprünglich eine „Ultimate Forward Rate“ (UFR) als langfristigen risikofreien Zinssatz von 4,2 Prozent festgelegt, als sie das Regelwerk „Solvency II“ für die Versicherer umsetzte. Seither hätten sich aber die Zinserwartungen massiv geändert, räumte die EIOPA ein. Nun hält sie für Verpflichtungen in Euro 3,65 Prozent für den richtigen Abzinsungsfaktor, für den Schweizer Franken sind es sogar 2,65 Prozent. Für 2018 will die EIOPA die UFR aber auf 4,05 Prozent festlegen, weil sie sich um nicht mehr als 0,15 Prozentpunkte pro Jahr verändern soll.

Maßstab für die Kapitalpuffer ist der risikofreie Zins, der sich in der Regel aus den Marktpreisen für Staatsanleihen und Zinsswaps errechnet. Für die fernere Zukunft fehlt aber dieser Maßstab, weil es keine entsprechenden liquiden Papiere gibt. Die Aufseher gehen deshalb hilfsweise davon aus, dass sich der Zins über 60 Jahre der UFR annähert. Diese hängt von realen Zinsen in der Vergangenheit und den Inflationserwartungen der Notenbank ab.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik Heimatschutz: Immer mehr Bürger dienen dem Land und leisten „Wehrdienst light"
01.05.2024

Ob Boris Pistorius (SPD) das große Ziel erreicht, die Truppe auf über 200.000 Soldaten aufzustocken bis 2031 ist noch nicht ausgemacht....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Weltweite Aufrüstung verschärft Knappheit im Metallsektor
01.05.2024

Die geopolitischen Risiken sind derzeit so groß wie seit den Hochzeiten des Kalten Krieges nicht mehr. Gewaltige Investitionen fließen in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nachhaltigkeit als Schlüsselfaktor für Unternehmenserfolg
01.05.2024

Die Studie „Corporate Sustainability im Mittelstand“ zeigt, dass der Großteil der mittelständischen Unternehmen bereits Maßnahmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Private Pflegezusatzversicherungen: Wichtige Absicherung mit vielen Varianten
01.05.2024

Die gesetzliche Pflegeversicherung reicht oft nicht aus, um die Kosten im Pflegefall zu decken. Welche privaten Zusatzversicherungen bieten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 22-Prozent unbezahlte Überstunden: Wenn Spitzenkräfte gratis arbeiten
01.05.2024

Arbeitszeit am Limit: Wer leistet in Deutschland die meisten Überstunden – oft ohne finanziellen Ausgleich? Eine Analyse zeigt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Die größten Kostenfallen: So sparen Sie bei Fonds, Aktien und Co.
01.05.2024

Viele Anleger unterschätzen die Wirkung von Anlagekosten. Dabei sind Fondsgebühren, Orderkosten und Co. auf lange Sicht enorm...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Konsumstimmung steigt: Die Deutschen shoppen wieder
01.05.2024

Laut aktuellen Erhebungen der GfK steigt die Konsumstimmung in Deutschland für den Mai auf ein Zwei-Jahres-Hoch. Ausschlaggebend sind...