In Spanien startete heute das Verfahren gegen 33 Personen aus dem Umfeld der angeschlagenen Bankia. Ihnen werden Betrug, Preisabsprachen und Manipulation vorgeworfen. Unter den Verdächtigen ist auch der ehemalige spanische Minister und IWF-Chef Rodrigo Rato.
Die Bankia musste nach massiver Misswirtschaft im Mai verstaatlicht werden und ist nun ein Fall für die Bankenrettung durch den Europäischen Rettungsschirm EFSF und den ESM. Sie hat um Hilfszahlungen in der Höhe von 19 Milliarden Euro angefragt.
Dabei sind viele Probleme der Bankia selbstverschuldet. Sogar der spanische Bankenverband wirft Rodrigo Rato im Zusammenhang mit dem Börsengang der Bankia verantwortungsloses Handeln vor. Er war zur Zeit des Börsengangs Chef der Bank. Der Börsengang der Bankia sei viel zu riskant gewesen, heißt es. In Folge verlor der Aktienkurs massiv an Wert. Die anschließende Verstaatlichung der Bank hatte die Anleger nach nicht einmal einem Jahr rund zwei Milliarden Euro gekostet (mehr hier). Die Bank-Manager hatten dessen ungeachtet Millionen-Abfindungen eingestreift (hier). Daher richtet sich der Zorn der spanischen Bevölkerung gegen die Eliten der Finanzwirtschaft und Politik vor allem in Richtung der Bankia-Verantwortlichen. Tausende Bankkunden mussten ebenfalls herbe Verluste hinnehmen.
Die Bankia wurde zum Sinnbild eines moralisch fragwürdigen Systems in Spanien. Nun wird mit ihr eine Bank internationale Hilfen erhalten, in der über Jahre hinweg verantwortungslos gehandelt wurde und offenbar kriminelle Machenschaften auf der Tagesordnung standen.
Auch in anderen Ländern sind die kriminellen Verbindungen zwischen Bankensektor und Politik in den Mittelpunkt geraten: Der Manipulations-Skandal in Großbritannien ist nur das aktuellste Beispiel (mehr hier).
Nicht umsonst regt sich gegen die Vereinbarungen des EU-Gipfels verstärkt Widerstand. So kritisiert in Deutschland nun auch der Koalitionspartner CSU die direkte Bankenhilfe durch den ESM (mehr hier).