Die Auftragseingänge der Schweizer Maschinen-, Elektro-, und Metallindustrie (MEM) gehen seit fünf Quartalen in Folge zurück. Zuletzt waren die Rückgänge besonders dramatisch: Im ersten Halbjahr 2012 wurden der Schweizer MEM-Industrie um 11,1 Prozent weniger Aufträge erteilt als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Im ersten Quartal gab es sogar 16,8 Prozent weniger Aufträge.
An den Umsatzzahlen zeigt sich die schwierige Situation für die exportorientierte Industrie derzeit noch nicht so stark. Dies wird sich nach Einschätzung des Branchenverbandes Swissmem jedoch schon bald ändern. Denn die aktuell noch stabilen Umsätze gehen auf Aufträge aus dem vergangenen Jahr zurück. Mit den rückläufigen Aufträgen könnte im zweiten Halbjahr 2012 auch der Umsatz der MEM-Industrie ins Minus rutschen.
Noch ist kein Ende der negativen Entwicklung in Sicht: Bei den Auftragseingängen aus dem Ausland rechnen mehr als 50 Prozent der Unternehmen damit, dass die Situation in etwa gleich bleibt. Der Anteil jener Unternehmer, die einen weiteren Rückgang der Aufträge erwarten, hat sich seit dem ersten Quartal von 16,1 auf 23,4 Prozenterhöht.
Der Hauptgrund für die rückläufigen Aufträge ist die schlechte Konjunktur in der Eurozone. Sie ist der Hauptabsatzmarkt für Produkte der Schweizer Industrie. Verstärkt wird dieser Effekt durch den starken Frankenkurs, der Schweizer Produkte für die Abnehmer im Ausland teurer macht. Die Frankenstärke konnte allerdings zumindest teilweise unter Kontrolle gebracht werden: „Dank des Mindestwechselkurses der Schweizer Nationalbank ist die Situation nicht so akut wie vor einem Jahr. Aber im Gegensatz zur generell gesunden Schweizer Wirtschaft ist der Maschinenbau-Sektor unter starkem Druck“, sagte Hans Hess, Präsident des Branchenverbands Swissmem dem Wallstreet Journal.
Die trüben Aussichten für den Export wirken sich deutlich auf die Konjunkturentwicklung aus. Die Schweizer Wirtschaft wird in diesem Jahr voraussichtlich nur um 1,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts wachsen. Im vergangenen Jahr waren es noch 2,1 Prozent gewesen.
„Der Abschwung beim Schweizer Bruttoinlandsprodukt basiert darauf, dass die Wirtschaft nach dem starken ersten Quartal im Rest des Jahres stagnieren wird. Dies ist hauptsächlich der schwachen Nachfrage aus Europa und dem starken Franken geschuldet“, sagte Jan Poser, Ökonom bei der Bank Sarasin ebenfalls dem Wallstreet Journal.