Finanzen

Troika zerstritten: Griechen-Rettern droht Verlust von 200 Milliarden Euro

Lesezeit: 1 min
27.09.2012 00:26
In der offiziellen Griechenland-Rettungstruppe eskaliert offenbar der Streit über die möglichen Verluste: 200 Milliarden Euro an Krediten sind bereits verpulvert - der IWF will, dass die Steuerzahler in Europa über die EU und die EZB einen signifikanten Teil ihrer Forderungen abschreiben.
Troika zerstritten: Griechen-Rettern droht Verlust von 200 Milliarden Euro

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Aktuell: Tschechischer Präsident: Euro-Einführung vielleicht 2074

In der Griechenland-Rettung tut sich eine neue Front auf: Zwischen den Mitgliedern der Troika ist es nach Berichten der Agentur Reuters zu schweren Spannungen gekommen. Der IWF hat bereits angekündigt, kein weiteres Geld nach Athen zu schicken (hier). Nun drohen die Vertreter von Christine Lagarde offenbar sogar damit, aus der Rettungsmission auszusteigen. Der IWF will, dass die EU und die EZB einen Schuldenschnitt akzeptieren, auf deutsch: Dass sie einen signifikanten Teil ihrer Kredite in den Wind schreiben. Zugleich sagt der IWF, dass Griechenland länger brauchen werde, um ein Sparprogramm umzusetzen, und dass das Land mehr Geld benötige. Der IWF argumentiert, dass das vereinbarte Sparprogramm wegen der langen Wahlkampfpause und der völlig überraschenden Rezession nicht umgesetzt werden kann (der IWF hat zu den unrealistischen Erwartungen durch falsche Prognosen erheblich beigetragen - mehr dazu hier).

Insgesamt schuldet Griechenland den Rettern 204 Milliarden Euro. Etwa 20 Milliarden entfallen auf den IWF, der sein Geld auf jeden Fall wiedersehen will. Die EZB hat etwa 50 Milliarden Euro an griechischen Verbindlichkeiten in ihren Büchern.

Die Europäer spielen in dem Poker auf Zeit: Man wolle sehen, was in Spanien und in Italien passiert, unter Umständen solle man überhaupt bis nach den Bundestagswahlen im Herbst 2013 warten. Bis dahin solle es verschiedene Umschuldungsprogramme geben, mit denen auch Deutschland einverstanden sei - wenn es in Athen Reform-Fortschritte gibt. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble äußerte vor Pressevertretern ein gewisses Verständnis mit der harten Haltung des IWF.

Mit Verständnis allein wird es jedoch nicht getan sein: Der IWF ist mit der Taktik der Europäer ganz und gar nicht einverstanden: Der IWF will jetzt einen Schuldenschnitt, weil Griechenland unter der Schuldenlast zusammenbrechen werde. Offenbar machen vor allem Russland, China, Saudi Arabien und Japan Druck, dass die Europäer jetzt erkennen, dass für sie bald Zahltag ist.

Beobachter rechnen damit, dass die ganze Rettung in sich zusammenfallen werde. Ben May von Capital Economics sagte Reuters: "Der Graben ist tief. Ich glaube nicht, dass der Bailout wie geplant bis zum Ende läuft. Er kann jederzeit in sich zusammenfallen."


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Konjunkturflaute, Handelskonflikte, leere Büroimmobilien - Banken stehen vor akuten Herausforderungen
21.11.2024

Eigentlich stehen Deutschlands Finanzinstitute in Summe noch ganz gut da – so das Fazit der Bundesbank. Doch der Blick nach vorn ist...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Prognose: Kryptowährung mit neuem Rekordhoch - geht es jetzt Richtung 100.000 US-Dollar?
21.11.2024

Neues Bitcoin-Rekordhoch am Mittwoch - und am Donnerstag legt die wichtigste Kryptowährung direkt nach. Seit dem Sieg von Donald Trump bei...

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Buch „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Memoiren schönschreibt
21.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...

DWN
Politik
Politik Solidaritätszuschlag: Kippt das Bundesverfassungsgericht die „Reichensteuer“? Unternehmen könnten Milliarden sparen!
21.11.2024

Den umstrittenen Solidaritätszuschlag müssen seit 2021 immer noch Besserverdiener und Unternehmen zahlen. Ob das verfassungswidrig ist,...

DWN
Finanzen
Finanzen Von Dividenden leben? So erzielen Sie ein passives Einkommen an der Börse
21.11.2024

Dividenden-ETFs schütten jedes Jahr drei bis vier Prozent der angelegten Summe aus. Wäre das auch was für Ihre Anlagestrategie?...

DWN
Politik
Politik Weltstrafgericht erlässt auch Haftbefehle gegen Netanjahu und Galant - wegen Kriegsverbrechen im Gaza-Streifen
21.11.2024

Der Internationale Strafgerichtshof hat Haftbefehle gegen Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, den früheren...

DWN
Politik
Politik US-Staatsapparat: Tech-Milliardär Elon Musk setzt auf Technologie statt Personal - Unterstützung bekommt er von Trump
21.11.2024

Elon Musk soll dem künftigen US-Präsidenten Trump dabei helfen, Behördenausgaben zu kürzen und Bürokratie abzubauen. Er gibt einen...

DWN
Politik
Politik Neue EU-Kommission: Nach heftigen Streit auf „umstrittenes“ Personal geeinigt
21.11.2024

Nach erbittertem Streit haben sich die Fraktionen im EU-Parlament auf die künftige Besetzung der Europäischen Kommission geeinigt. Warum...