Finanzen

Schuldensklaven: Katalonien kann wegen Bankschulden nicht unabhängig werden

Der Traum der Katalanen von der Unabhängigkeit dürfte schon bald zerplatzen: Die Banken der spanischen Region schulden der EZB mehr als 66 Milliarden Euro. Man darf daher von einem harschen "Njet" Brüssels zur Selbständigkeit ausgehen.
22.11.2012 13:58
Lesezeit: 1 min

Die Regionalwahlen am kommenden Sonntag sollen für Katalonien den Grundstein zur Unabhängigkeit von Spanien legen – das zumindest stellt der derzeitige Präsident der Region, Artur Mas, in Aussicht. Doch ausgerechnet die, die oft als Urheber der Finanz- und teilweise auch der Schuldenkrise gesehen werden, könnten nun dieses Bestreben der Seperatisten gefährden – die Banken. Die katalanischen Banken befinden sich in großer Abhängigkeit von der EZB. Kredite in Höhe von etwa 66 Milliarden Euro haben sie bei der EZB aufgenommen.

Die Caixa-Bank, Spaniens drittgrößte Bank beispielsweise hat sich nach eigenen Angaben 20 Milliarden Euro von der EZB geliehen. Die Banco Sabadell SA beispielsweise pumpte die EZB um 27 Milliarden an, die verstaatlichte Cataluny Banc rund 19 Milliarden Euro. „Das katalanische Finanzsystem ist abhängig von der EZB“, so Edward Hugh, Ökonom und Vorstandsmitglied der Catalunya Banc, zu Bloomberg.

Zwar geht Kataloniens Präsident davon aus, dass die Region nach ihrer Unabhängigkeit automatisch im Euroraum und in der EU verbleiben würde, aber von der EU selbst kommen bisher gegenteilige Signale (hier). Demnach müsste Katalonien dann eine Mitgliedschaft neu beantragen. Durch die EZB-Kredite wäre das Finanzsystem der Region jedoch an die EZB gebunden – und an eine sofortige Rückzahlung ist derzeit nicht zu denken. Die wackligen Beine, auf denen die katalonischen Banken stehen, könnten dem Land dann sofort zu einem großen Verhängnis werden. Die kombinierten Vermögenswerte der CaixaBank, Sabadell und Catalunya Banc machen 590 Milliarden Euro aus – fast drei Mal so viel, wie die katalanische Wirtschaft. In Irland machen die Vermögenswerte der inländischen Banken das 3,3-fache der irische Wirtschaft aus und deren Schwäche war die Hauptursache für einen Bailout-Antrag Irlands.

Zudem ist Katalonien zwar die wirtschaftsstärkste Region Spaniens, aber der Schuldenberg beläuft sich mittlerweile auf mehr als 40 Milliarden Euro. Derzeit erwägt die regionale Regierung sogar, Spaniens Zentralregierung um Finanzhilfe zu bitten – und ist dabei bekanntlich nicht die einzige Region des Landes (hier). Darüber hinaus müssten die katalonischen Banken im Zuge einer Unabhängigkeit damit rechnen, dass viele Kunden, die nicht in Katalonien wohnhaft sind, aufgrund der ungewissen politischen Entwicklung ihr Geld von den Konten abziehen. So hat beispielsweise die Caixa Bank in den spanischen Regionen das größte Filialnetz. Die Bank ist beispielsweise in Andalusien, auf den Kanarischen Inseln, in Madrid und Valencia ebenfalls. Zwei Drittel der Filialen der Caixa Bank befinden sich außerhalb Kataloniens.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Generation Z lehnt Führungspositionen ab – Unternehmen müssen umdenken
25.04.2025

Die Generation Z zeigt sich zunehmend unbeeindruckt von traditionellen Karrierewegen und Führungspositionen im mittleren Management. Eine...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Reichster Ostdeutscher: Wie ein Unternehmer einen kleinen DDR-Betrieb zum globalen Player macht
25.04.2025

Rekord-Umsatz trotz Krisen: Der Umsatz von ORAFOL betrug im Jahr 2024 betrug 883 Millionen Euro – ein Rekordjahr trotz Wirtschaftskrise....

DWN
Politik
Politik Rentenbeiträge und Krankenkasse: Sozialabgaben werden weiter steigen
25.04.2025

Gerade bei der Rente hat die kommende Merz-Regierung ambitionierte Pläne. Doch gemeinsam mit den Krankenkassenbeiträgen droht...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gold im Höhenrausch: Wenn Trump das Gold sieht, wird es gefährlich
25.04.2025

Der Goldpreis steht kurz davor, einen historischen Rekord nicht nur zu brechen, sondern ihn regelrecht zu pulverisieren. Die Feinunze Gold...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Autoindustrie unter Druck: Zollkrieg sorgt für höhere Preise und verschärften Wettbewerb
25.04.2025

Der Zollkrieg zwischen den USA und Europa könnte die Auto-Preise in den USA steigen lassen und den Wettbewerb in Europa verschärfen....

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen der Deutschen auf Rekordhoch – aber die Ungleichheit wächst mit
25.04.2025

Private Haushalte in Deutschland verfügen so viel Geld wie nie zuvor – doch profitieren längst nicht alle gleichermaßen vom...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland am Wendepunkt: Wirtschaftsmodell zerbricht, Polen rückt vor
25.04.2025

Deutschlands Wirtschaftsmaschinerie galt jahrzehntelang als unaufhaltsam. Doch wie Dr. Krzysztof Mazur im Gespräch mit Polityka...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China im Handelskrieg: Regierung bereitet sich auf das Schlimmste vor
25.04.2025

Chinas Führung bereitet sich inmitten des eskalierenden Handelskonflikts mit den USA auf mögliche Härtefälle vor. In einer Sitzung des...