Deutschland

Saxo Bank: „Welt-Finanzsystem befindet sich bereits im Zustand wie zu Kriegszeiten“

Die dänische Saxo-Bank rechnet mit einem Zunehmen der sozialen Spannungen im kommenden Jahr. Auch die wirtschaftliche Lage in Deutschland werde sich verschlechtern. Für den DAX erwarten die Dänen einen massiven Einbruch. Die Entwicklung könnte auch den im Moment sicher scheinenden Wahlsieg von Angela Merkel gefährden.
28.12.2012 02:08
Lesezeit: 2 min

Die Saxo Bank ist eine erfolgreiche dänische Investment-Bank. Bereits seit zehn Jahren veröffentlicht sie jeweils zum Jahresende zehn Prognosen für das Folgejahr. Zwar war die Bank mit ihren Vorhersagen in der Vergangenheit des öfteren zu pessimistisch. Doch oft ist es auch bei einer richtige Analyse der Fakten schwierig, das genau Eintrittsdatum von Ereignissen vorherzusagen. Anders als die EU-Führung, die sich vor allem auf Schönfärberei und Zweckoptimismus stützt (hier mehr zum ideologisch verordneten „positiven Denken“ aus Brüssel), gehen die dänischen Volkswirte ohne Vorurteile an ihre Prognosen heran. Die Dänen kritisieren in diesem Zusammenhang die politischen Akteure: Sie seien von einer „extremen Selbstgefälligkeit“ benebelt, die sie unfähig macht, ein nüchternes und daher auf den Eventualfall vorbereitetes Krisen-Managament zu betrieben.

Die zehn Saxo-Prognosen für 2013 gehen davon aus, was in der Weltwirtschaft geschehen wird, wenn sich die aktuellen Trends fortsetzen. Steen Jakobsen, Chefökonom der Saxo Bank, sieht sich nicht als Pessimisten. Doch hätten wir bereits „finanzielle Zustände wie zu Kriegszeiten“: Schuldenlast und Defizite in der westlichen Welt haben Ausmaße erreicht wie seit dem zweiten Weltkrieg nicht mehr. Daher erwartet die BAnk auch eine weitere Zuspitzung in den Gesellschaften und neu aufflammende soziale Spannungen: „Wir kämpfen zwar nicht in den Schützengräben, aber wir könnten bald auf den Straßen kämpfen“, warnt Jakobsen.

Die erste Vorhersage von Saxo bezieht sich auf die Entwicklung in Deutschland. Sie prognostiziert einen Einbruch des wichtigsten deutschen Aktienindex‘ (DAX) um 33 Prozent. Im Verlauf des Jahres 2012 ist der Dax um circa 30 Prozent angestiegen, mehr als die allermeisten Aktienindizes der Welt. Denn die deutsche Wirtschaft stand deutlich besser da als der Rest Europas. Die gute Entwicklung des DAX konnten bisher weder die wirtschaftliche Krise in Europa noch die schwächere Wirtschaftsleistung Chinas verhindern.

Doch im kommenden Jahr werde der wirtschaftliche Abschwung in China das deutsche industrielle Wachstum beenden. Und wenn die Einnahmen und die Gewinne großer deutscher Unternehmen wie Siemens, BASF und Daimler stagnierten, würden auch deren Aktienpreise massiv einbrechen, so Saxo.

Als Folge dieser wirtschaftlichen Entwicklung würden auch das Verbrauchervertrauen und die Binnennachfrage deutlich nachlassen, was in schwachen Einzelhandelsumsätzen zum Ausdruck kommen werde. In diesem unsicheren Gesamtumfeld werde der DAX 2013 um circa ein Drittel auf 5.000 Punkte zurückfallen, prognostiziert die Saxo Bank.

Und sobald neben den schwächeren Exporten auch noch der deutsche Binnenmarkt eingebreche, werde Kanzlerin Angela Merkel im Vorfeld der Bundestagswahlen massiv an Rückhalt in der deutschen Bevölkerung verlieren. Noch schwebt die Kanzlerin bei den Umfragwerten auf Wolke sieben (hier). Die schlechte wirtschaftliche Gesamtlage könnte jedoch sogar ihre Wiederwahl im September gefährden: „Wenn die Deutschen sich nach der Wahl dafür entscheiden, sich dem europäischen Gedanken einer Fiskalunion und gemeinsamer Schuldenhaftung anzunähern, denken wir, dass Deutschland herabgestuft und beschädigt wird“, sagte Jacobsen. Die politische Diskussion in Deutschland könnte der eigentlich auf einen Erfolg getrimmten Kanzlerin dann unerwartet entgleiten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutsche Wirtschaft holt auf: Thüringen und Sachsen mit Spitzenplätzen
20.05.2025

Einer neuen ifo-Studie zufolge hat Ostdeutschland wirtschaftlich gegenüber dem Westen deutlich aufgeholt. Der Thüringer Industrieanteil...

DWN
Politik
Politik Wenn Europa falsch reagiert, wird Trump zur echten Gefahr für die NATO
20.05.2025

Donald Trump ist zurück – und mit ihm die Zweifel an der Zukunft der NATO. Ex-Sicherheitsberater John Bolton warnt: Nicht Trump allein...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Amazons Geheimwaffe aus Israel: Wie ein unbekanntes Start-up den KI-Krieg entscheidet
20.05.2025

Ein unbekanntes Start-up aus Israel liefert den Treibstoff für Amazons KI-Vormarsch. Mit Annapurna Labs sichert sich der Tech-Gigant die...

DWN
Finanzen
Finanzen 30.000 Dollar für Gold – und der Westen ist bankrott
20.05.2025

Gold steigt, wenn das Vertrauen fällt. Für Hedgefonds-Manager David Einhorn wäre ein Kurs von 30.000 Dollar kein Triumph – sondern ein...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Krise am Bau: Wohnungsmarkt steckt fest – Bauindustrie warnt vor Investitionsstau
20.05.2025

Die deutsche Bauwirtschaft steckt weiterhin tief in der Krise. Der Wohnungsbau schwächelt, Neubauten stagnieren – und aus Sicht der...

DWN
Politik
Politik BKA: Politisch motivierte Kriminalität steigt um 40 Prozent– Beratungsstellen schlagen Alarm
20.05.2025

Schon die erste Kriminalitätsstatistik, die Dobrindt vorstellt, zeigt, dass er ein schwieriges Amt übernommen hat. Bei Straftaten mit...

DWN
Finanzen
Finanzen BYD-Aktie auf Rekordjagd: Neue Technologie und Europa-Strategie beflügeln den Kurs
20.05.2025

Die BYD-Aktie bricht Rekorde, während Konkurrent Tesla schwächelt. Neue Technologien und Strategien sorgen für Aufsehen – doch wie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Russland unter Druck: EU verschärft Sanktionen gegen Kreml
20.05.2025

Trotz der Bemühungen von US-Präsident Donald Trump ist ein Ende des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine weiterhin nicht in Sicht....