Die österreichische Raiffeisenbank International (RBI) suchte bereits seit längerem einen Käufer für seine angeschlagene ungarische Tochter. Nun soll die teilstaatliche ungarische Szechenyi Commercial Bank am Wochenende eine Kaufangebot vorlegt haben.
RBI und Szechenyi Bank Commercial nahmen bisher keinerlei Stellungnahme zum bevorstehenden Deal.
Bereits im November hatte die österreichische Raiffeisenbank bekanntgegeben, dass sie einen Rückzug aus den Bankgeschäften in der Ukraine, Slowenien und Ungarn nicht ausschließe. Diese Märkte stünden „unter besonderer Beobachtung“ hieß es dazu.
In den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres hatte die österreichische Tochter in Ungarn 83 Millionen Euro Verluste verbucht.
Indessen ließ der ungarische Zentralbankchef György Matolcsy verlauten, dass auch andere ausländische Banken schon bald „das Handtuch werfen“ könnten.
Zu diesen anderen ausländischen Banken gehört neben der österreichischen RBI auch die österreichische Erste Group. Die Erste Group ist eine der größten Bankengruppen in Zentral- und Osteuropa und gehört zur Sparkassengruppe Österreich.
Des weitere zählen hierzu die UniCredit, in Deutschland auch bekannt unter ihrer Marke Hypovereinsbank, die nach der Bilanzsumme unter allen deutschen Kreditinstituten die sechstgrößte und nach Mitarbeiterzahl Deutschlands fünftgrößte Bank. Die Unicredit S.p.A. ist die italienische Holding von Finanzdienstleistungs-Unternehmen mit Sitz in Rom und Mailand.
Die in Ungarn engagierten Banken verzeichnen wegen der schwachen ungarischen Wirtschaftsentwicklung und der hohen Banksteuern große Verluste. Außerdem kämpfen die ungarischen Bankinstitute mit einem hohen Anteil an Fremdwährungskrediten, die Ungarn wegen des Verfalls ihrer landeseigen Währung nicht mehr zurückzahlen kann.
Seit 1994 ist in Ungarn außerdem die BayernLB-Tochter an der MKB (Magyar Külkereskedelmi Bank) engagiert, derzeit mit 89,5 Prozent. Bereits im Jahr 2012 musste die MKB 576 Millionen Euro abschreiben. Dies führte zu einem effektiven Verlust der Bayerischen Landesbank von 328 Millionen Euro nach den deutschen Bilanzregeln HGB, welche für die Rückzahlung von Verbindlichkeiten der Bank wesentlich sind.
In der Konsequenz führte es dazu, dass die Inhaber von Genussscheinen und Stillen Einlagen – also der Freistaat Bayern und infolge dessen die bayerischen Sparkassen – die Verluste tragen mussten.
Nach außen hin und mit kreativer Buchführung konnte die BayernLG als Großbank mit den internationalen Bilanzierungsregeln IFRS einen Gewinn von 65 Millionen Euro ausweisen. Dennoch bilanzierte die Bank aus dem ungarischen Minusgeschäft 89 Prozent weniger Gewinn als im Vorjahr.
Ende Dezember 2013 wollte die BayernLB seine Anteile an der MKB veräußern respektive die MKB zerschlagen und schnell abstoßen. Dazu sollte eigens eine Bad Bank gegründet werden, um hauptsächlich die verlustreichen Geschäfte der ungarischen Immobilienfinanzierungen auszulagern.
Diese Pläne sind jedoch gescheitert.
Gründe dafür dürften sein, dass die ungarische MKB noch mit 60 Prozent an der Unionbank in Bulgarien beteiligt ist sowie an der MKB Bank in Sofia und bei der Nextebank in Rumänien.
Selbst bei einer Mehrheitsbeteiligung der BayernLB an der MKB dürften wegen der osteuropäischen Bankenverflechtungen die Absichten der Bayern ins Leere gelaufen sein. Zumal grenzüberschreitend (Ungarn-Bulgarien-Rumänien) auch MKB Pensionsfonds, MKB Health-Funds, MKB Investmentfonds, sowie MKB-Versicherungen anhängig sind.
In Ungarn bleibt BayernLB nun noch geraume Zeit auf der defizitären MKB Bank sitzen. Bis Ende 2015 muss Bayern die ungarische Tochter nach Auflagen der EU-Kommission verkaufen.
Bleibt abzuwarten, wie die Rechnung für die Steuerzahler unterm Strich aussieht.