Politik

Chinas Wirtschaft kühlt sich weiter ab

Die zweitgrößte Volkswirtschaft wächst so schwach wie seit 1999 nicht mehr. Industrieproduktion, Außenhandel und Binnennachfrage gehen weiter zurück. Grund sind eine schwache Weltkonjunktur und strukturelle Probleme innerhalb Chinas.
20.01.2014 13:23
Lesezeit: 1 min

Chinas Wirtschaft legte im vierten Quartal 2013 nur um 7,7 Prozent zu, wie die FT berichtet. Das ist das schwächste Wachstum seit 1999.

Die Industrieproduktion gab leicht nach und fiel von 10 Prozent im November auf 9,7 Prozent im Dezember. Auch die Verkäufe des Einzelhandels fielen über das ganze Jahr betrachtet. Während der Einzelhandel im Jahr 2012 noch um 14,3 Prozent zulegte, waren es 2013 nur noch 13,1 Prozent Zuwachs. Die Anlageinvestitionen gaben um 1,1 Prozent nach und lagen nur noch bei 19,6 Prozent.

Ein höheres Wachstum wurde von der schwachen Weltkonjunktur verhindert, die die Nachfrage nach Waren aus China drückte. Der Handel wuchs 2013 lediglich um 7,6 Prozent, während die Regierung ein Plus von mindestens acht Prozent ausgegeben hatte. Grund dafür war zum einen die Rezession in der Euro-Zone, zum anderen das schwächere Wachstum in großen Schwellenländern.

„Der Abschwung ist nicht zyklisch, sondern hat strukturelle Ursachen“, sagte der frühere Professor an der Tsinghua Universität in Peking und heutige Chefstratege von Silvercrest Asset Management, Patrick Chovanec. „Es wird noch schlimmer, bevor es wieder besser wird.“

Ökonomen sagen China ein Wachstum von 7,4 Prozent für das Jahr 2014 voraus. Das wäre das schwächste Wachstum seit 1990. „Die Zeit des 'Wachstumswunders China' ist vorbei“, sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel.

In diesem Jahr wird die Regierung um Xi Jinping ein Reformpaket verabschieden, um die Ungleichgewichte in der chinesischen Gesellschaft anzugehen. Korruption und soziale Ungleichheit sind weit verbreitet und bedrohen den gesellschaftlichen Zusammenhalt, wie Georg Erber in seinem Artikel darlegt. China plant sich durch die Reformen unabhängiger von ausländischen investitionen zu machen und den Binnenkonsum zu stärken.

Eine der größten Sorgen Chinas ist das Schattenbankensystem. Ende des Jahres 2013 brach erneut eine Kreditklemme im Land aus. Die Banken waren nicht länger gewillt sich gegenseitig Kapital zu leihen. Die Zentralbank musste eingreifen. Die Zentralbank musste eingreifen, um einen finanziellen Kollaps zu verhindern. Es handelte sich dabei schon um die zweite schwerwiegende Kreditklemme innerhalb von wenigen Monaten.

Als Folge der instabilen Finanzsituation, investieren immer mehr Chinesen ihr Geld in Bitcoin. So hoffen sie den Kapitalkontrollen und der massiven Inflation im Land zu entgehen.

Das Bruttoinlandsprodukt hatte 30 Jahre lang rasant zugelegt. Die Entwicklung brachte Millionen Einwohnern Wohlstand, führte aber auch zu massiven Umweltzerstörungen. So ist in China zum Beispiel eine Fläche von der Größe Belgiens durch Schwermetalle und Düngemittel verseucht.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Russland bleibt widerstandsfähig: Warum die russische Wirtschaft trotz Krieg nicht zusammenbricht
04.09.2025

Trotz Sanktionen, Kriegsausgaben und Bankenproblemen bleibt die russische Wirtschaft widerstandsfähig. Warum ein Zusammenbruch ausbleibt...

DWN
Finanzen
Finanzen Experten raten: Verkauf der Novo Nordisk-Aktie kann sinnvoll sein
04.09.2025

Die Novo Nordisk-Aktie gilt als Favorit vieler Anleger. Doch Experten zeigen, warum selbst ein Verkauf mit Verlust zum steuerlichen Vorteil...

DWN
Politik
Politik Vertrauen in den Staat auf Tiefstwert: Mehrheit der Bürger hält den Staat für überfordert
04.09.2025

Wie blicken die Bundesbürger auf den Staatsapparat? Neuste Zahlen geben Aufschluss: Drei von vier Bundesbürgern halten den Staat für...

DWN
Technologie
Technologie Elektromobilität: Europas Batterieproduktion droht uneinholbarer Rückstand
04.09.2025

Noch vor zehn Jahren war Europas Autoindustrie technologisch in der Weltspitze. Doch der von China angeführte Umstieg auf die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Frankreich-Schulden: Frankreichs Verschuldung ist außer Kontrolle - Muss der IWF eingreifen?
04.09.2025

Die Frankreich-Schulden treiben das Land in eine politische und finanzielle Krise. Investoren zweifeln an der Stabilität, und die Eurozone...

DWN
Finanzen
Finanzen Kindersparen statt Konsum: So sichern Sie die Zukunft Ihres Erstklässlers
04.09.2025

Der erste Schultag ist nicht nur emotional ein Meilenstein – er sollte auch ein finanzieller Wendepunkt sein. Experten erklären, warum...

DWN
Panorama
Panorama Pharmaindustrie: Marktstart für Alzheimer-Mittel Lecanemab in Deutschland
04.09.2025

Ab ersten September ist erstmals ein Alzheimer-Medikament erhältlich, das den Krankheitsverlauf verlangsamen kann. Lecanemab soll bei...

DWN
Politik
Politik Justiz überfordert: Unerledigte Verfahren oder Einstellungen bei Staatsanwaltschaften auf Rekordhoch!
04.09.2025

Die Staatsanwaltschaften kommen kaum noch hinterher. Die Aktenberge wachsen und wachsen: Zum Jahresende 2024 gab es einen traurigen...