Die Börsen der Schwellenländer verzeichneten am Montag den schlechtesten Tag in sechs Monaten. Noch vor Handelsbeginn in Latein- und Südamerika, gaben auch die Währungen der Entwicklungsländer weiter nach. Die türkische Lira erreichte einen neuen Tiefststand gegenüber dem Euro. Die Aktien-Indizes in Hong Kong (-2,1%), Indonesien (-2,6%) und Taiwan (-1,6%) befinden sich weiterhin auf Talfahrt.
„Zur Zeit gibt es kein Halten mehr“, sagte Christian Lawrence, Stratege bei der Rabobank. „Der Trend geht weiter mit dem Ausverkauf von Währungen aus den Schwellenländern“, so Lawrence.
Der Währungsverfall wurde von der türkischen Lira angeführt, die zum elften Mal in Folge fiel und auf einem neuen Rekordtief gegenüber Euro und Dollar steht. Trotz einer drei Milliarden schweren Intervention der türkischen Zentralbank, fiel die Währung weiter um bis zu 2,3 Prozent. Daraufhin rief die Zentralbank eine Krisensitzung ein. Es wird mit einer Erhöhung des Leitzinses gerechnet (mehr hier).
Die Krise in der Türkei wirkte sich auch auf Griechenland aus, wo die Börse von Athen ins Minus drehte. Die Zinsen auf 10-jährige Staatsanleihen stiegen von 7,62 Prozent am Anfang des Monats auf mittlerweile 8,53 Prozent an. Damit schnitten griechische Anleihen sogar schlechter ab, als die der Türkei oder der Ukraine.
Der südafrikanische Rand verlor zum vierten Mal in Folge gegenüber dem Dollar an Wert und steht nun auf dem tiefsten Stand seit Oktober 2008. Auch der russische Rubel fiel zum dritten Mal in Folge und notiert nun auf dem niedrigsten Stand seit fünf Jahren. Von 24 verschiedenen Währungen aus den Schwellenländern, notierten nur der chinesische Renminbi, der Singapur Dollar und der bulgarische Lev im positiven Bereich.
Grund für die Turbulenzen ist die anhaltende Kapitalflucht westlicher Investoren. Diese hegen weiterhin Bedenken über die wirtschaftliche Stabilität der Schwellenländer.
„Länder mit hohen Handelsdefiziten, politischen Problemen und/oder einem Wachstumsmodel, dass größtenteils auf steigenden Rohstoff-Preisen basiert, sind anfällig“, sagte Holger Schmieding von der Berenberg Bank.
So kämpft China beispielsweise mit enormen Problemen im Schattenbanken-Sektor. Die chinesische Zentralbank musste schon mehrfach eingreifen, um einen Finanz-Kollaps abzuwenden (hier). Zudem fliehen immer mehr reiche Chinesen mit ihrem Vermögen ins Ausland, um den Anti-Korruptionsmaßnahmen und dem Fiskus zu entgehen (hier).
Ein weiterer Grund für die Turbulenzen ist die reduzierte Geldschwemme der Federal Reserve Bank (Fed). Während die Fed monatlich noch 85 Milliarden Dollar an frischem Geld auf den Markt warf, suchten Investoren in den Schwellenländern nach Rendite. Durch die Einschränkung auf 75 Milliarden, und mit der Androhung einer weiteren Reduzierung, ziehen Investoren ihr Geld aus diesen Ländern wieder ab (hier).