Ende vergangenen Jahres lief weltweit noch auf fast 30 Prozent der PCs Windows XP – das wohl bisher erfolgreichste Betriebssystem Microsoft. Auch in Deutschland ist es noch fast jeder dritte Computer. Doch nun müssen sich Privatpersonen und Firmen lieber schneller als langsamer von dem 2001 das erste Mal erschienenem System trennen. Am 8. April will Microsoft den Support beenden. Einziger Wermutstropfen: Eigentlich sollten im April auch alle Aktualisierungen für das Programm (Patches) enden. Doch Microsoft wird dies noch bis Juni 2015 anbieten. Ein erhöhtes Sicherheitsrisiko für Windows XP Nutzer besteht dennoch.
Die US-Finanzaufsichtsbehörde (Federal Financial Institutions Examination Council, FFIEC) veröffentlichte bereits ein Schreiben, „um die Finanzinstitute zu warnen, dass der Wegfall des Supports für Windows XP ein operatives Risiko für Finanzinstitutionen (…) bedeuten könnte“.
Schon jetzt ist Windows XP ein Sicherheitsrisiko. In dem aktuellen Sicherheitsreport von Microsoft wurde bereits darauf hingewiesen, dass die Infektionsrate bei Windows XP „signifikant höher ist“ als bei Windows Vista und Windows 7, die beide selbst schon eine höhere Infektionsrate als Windows 8 haben. Nach dem Ende von Windows XP und dem Support für das Betriebssystem ist noch mit viel größeren Risiken zu rechnen.
Zumal fraglich ist, wie schnell die Bankautomaten auf ein neues Betriebssystem umgestellt werden können. 95 Prozent der Bankautomaten laufen mit Windows XP, so Bloomberg. Hier droht ein wirkliches Chaos, ganz zu schweigen von der Anfälligkeit von Firmen-und Banken-Computern, sollte es tatsächlich zu verstärkten Hackerangriffen kommen. Man erinnere sich nur an das Chaos in Deutschland bei der Einführung der neuen 5-Euro-Scheine. Noch heute gibt es Parkautomaten, die den Hinweis tragen, dass keine neuen 5-Euro-Scheine akzeptiert werden.
Darüber hinaus warnt auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BIS) den Endverbraucher davor, den Wechsel weg von Windows XP zu vergessen:
„Für die sichere Benutzung Ihres Computers, vor allem im Internet, bedeutet dies, dass nach dem 8. April 2014 gefundene sicherheitskritische Fehler im Betriebssystem Windows XP von Microsoft nicht mehr behoben werden. Dasselbe gilt für die Büro-Software Office 2003. Mit diesem könnten Anwender eine infizierte Datei öffnen, das dann eine Office-Schwachstelle ausnutzt. Da Office-Programme mit dem Betriebssystem Windows und dem Browser "Internet Explorer" technisch "verzahnt" sind, könnten sich hieraus Angriffsstellen ergeben. Es besteht die Befürchtung, dass neue in Windows XP gefundene Schwachstellen von Online-Kriminellen bewusst zurückgehalten und erst nach Ende des Supports aktiv eingesetzt werden, um Gegenmaßnahmen zu erschweren.“
Das Ende von Windows XP ist für Microsoft die Möglichkeit, dass so unpopuläre und viel kritisierte Windows 8 doch noch besser in den Markt einzuführen. Ein Jahr nach der Markteinführung lag der Marktanteil von Windows 8 bei unter zehn Prozent. Und die Tatsache, dass vor allem die NSA von Windows 8 profitiert (hier), wenn es um die Überwachung geht, hat nicht zu mehr Vertrauen gegenüber dem neuen Programm geführt.