Die britische Zentralbank, die Bank of England (BoE), hat alle Aufzeichnungen zu ihren Sitzungen seit Ausbruch der Finanzkrise 2008 vernichtet. Dies gestanden Vertreter der Zentralbank vor dem Parlamentsausschuss ein.
Bei einer fünfstündigen Sitzung des Parlaments mussten sich Mark Carney und seine Kollegen den Fragen der britischen Abgeordneten stellen, wie die FT berichtet. Der Untersuchungsausschuss wollte vor allem wissen, in wie weit die BoE in Manipulationen am Devisenmarkt involviert war (mehr hier). Zudem interessierten sich die Abgeordneten dafür, wie lange und in welchem Umfang die Zentralbank noch an ihrem Anleihekauf-Programm („Quantitative Easing“) festhalten würde.
Bei der Befragung stellte sich auch heraus, dass die BoE jede ihrer monatlichen Sitzungensprotokolle seit 2008 vernichtet hat. Mitarbeiter der Zentralbank wurden angewiesen, die Originale der Audio-Mitschnitte nach jeder Beschlussfassung zu vernichten.
Die Abgeordneten vermuteten, dass der ehemalige Vorsitzende der BoE, Mervyn King, dem restlichen Komitee entscheidende Informationen zur Finanzkrise vorenthalten hat. Also forderten sie die Herausgabe der Sitzungsprotokolle, um den Verdacht zu überprüfen.
„Die Aufzeichnungen werden zerstört? Warum?“, fragte der Sprecher des Ausschusses, Andrew Tyrie.
„Weil wir eine Kopie der Sitzungsprotokolle haben, nämlich die, die veröffentlicht wird. Und es gibt keine alternative Aufzeichnung“, sagte Paul Fisher, ein Mitglied der Zentralbank.
Als offizielle Begründung für die routinemäßige Vernichtung der Sitzungsprotokolle gab die BoE drei Gründe an. Zum einen sei es schwer den Diskussionen von Ökonomen zu folgen. Darüber hinaus gäben die veröffentlichten Stellungnahmen – die sogenannten „Minutes“ – den kompletten Verlauf der Diskussionen wieder. Und schließlich würde eine komplette Aufzeichnung den freien Redefluss bei den BoE-Sitzungen behindern.