Finanzen

Banken-Union: Verteilungskampf zwischen großen und kleinen Banken

Bei der beschlossenen Banken-Union ist die entscheidende Frage noch nicht geklärt: Wer zahlt wie viel in den Abwicklungsfonds? Es beginnt ein Verteilungskampf zwischen großen und kleinen Instituten, so der Bundesverbandes deutscher Volks- und Raiffeisenbanken.
21.03.2014 17:27
Lesezeit: 1 min

Nach der Einigung über die Bankenunion beginnt hinter den Kulissen der nächste Disput. Banken-Lobbyisten versuchen mit aller Macht, die Lasten so gering wie möglich zu halten. Denn die wichtige Frage, wer am Ende wie viel in den Abwicklungsfonds einzahlen muss, ist noch offen. Was wie Gefeilsche um Details klingt, ist in Wirklichkeit von grundsätzlicher Bedeutung. Die SPD will dem gesamten Paket nur zustimmen, wenn die Ausgestaltung der Abgaben feststeht und diese EU-weit einheitlich erhoben wird.

Die Unterhändler von EU-Parlament, Mitgliedsländern und EU-Kommission haben sich diese Woche in einer Nacht-und-Nebel-Aktion zwar auf die Schaffung eines 55 Milliarden Euro schweren Fonds verständigt, der künftig nach Eigentümern und Gläubigern für kriselnde Banken aufkommen soll (mehr hier).

Das Geld soll von der Finanzbranche kommen. Die Aufbauzeit beträgt acht Jahre. Deutsche Institute müssen dazu Schätzungen zufolge bis zu 15 Milliarden Euro beisteuern. Wie genau der Topf befüllt werden soll, ist allerdings noch nicht entschieden. Die EU-Kommission wird dazu einen Vorschlag erarbeiten, mit dem sich dann die Mitgliedsstaaten beschäftigen werden. „Das wird noch ein heftiges Tauziehen geben“, sagt Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble.

Klar ist bereits, dass die Lasten für die deutschen Banken steigen werden. Denn die hiesige Bankenabgabe hat in den vergangenen drei Jahren lediglich rund 1,8 Milliarden Euro erbracht. Bliebe es dabei, wäre das nicht genug für den europäischen Topf. „Jetzt findet ein Verteilungskampf zwischen den Bankensystemen sowie zwischen großen und kleinen Instituten statt“, sagt Gerhard Hofmann, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes deutscher Volks- und Raiffeisenbanken (BVR). „Auf Länderebene verläuft die Konfliktlinie zwischen Ländern mit hochkonzentrierten Bankensystemen wie Frankreich und Ländern mit vielen kleinen Banken wie Deutschland.“ Vor allem Frankreich verlangt, dass Deutschland den größten Teil beiträgt (hier).

Heiß diskutiert wird unter anderem die Frage, wie das Verhältnis von risikounabhängigen und risikoabhängigen Beiträgen aussehen soll. Angedacht ist derzeit ein Sockelbetrag, den alle Institute bezahlen müssen. Eine zweite Komponente soll sich an den Risiken orientieren, die die Geldhäuser eingehen. Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken, die im riskanten Kapitalmarktgeschäft kaum aktiv sind, setzen sich dafür ein, dass der Sockelbetrag gestrichen wird oder möglichst gering ausfällt. „Je höher der risikounabhängige Beitrag ist, desto stärker würden die deutschen Institute aufgrund der Bankenstruktur belastet“, sagt BVR-Vorstand Hofmann.

Die deutschen Sparkassen warnen deshalb davor, dass die Spareinlagen der deutschen Sparer wegen der riskanten Geschäfte der Investmentbanken in Gefahr geraten könnten (hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Trump glaubt an Deal mit Moskau – und kritisiert Selenskyj
24.04.2025

Donald Trump sieht eine Einigung mit Russland zum Greifen nah – und gibt Präsident Selenskyj die Schuld an der Fortdauer des Krieges....

DWN
Technologie
Technologie Das neue Gold der Energiewende: Warum Batteriespeicher zur Überlebensfrage werden
24.04.2025

Während Europas grüne Agenda ins Wanken gerät und geopolitische Schocks die Energielandschaft umkrempeln, kündigt sich eine neue Ära...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche Bahn: Warum die Generalsanierung Jahre dauern wird
24.04.2025

Unpünktlich, überlastet, marode: Die Bahn steckt fest. Die Bundesregierung will mit Milliarden gegensteuern – doch selbst optimistische...

DWN
Politik
Politik Peter Navarro: Der Mann hinter Trumps Zollhammer – Loyal bis zur Selbstaufgabe
24.04.2025

Er ging für Donald Trump ins Gefängnis. Jetzt zieht Peter Navarro hinter den Kulissen die Fäden im eskalierenden Handelskrieg zwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Dominanz auf Rädern: Warum der Lkw das Rückgrat der europäischen Wirtschaft bleibt
23.04.2025

Während über grüne Logistik und die Renaissance der Schiene debattiert wird, bleibt der Lkw unangefochten das Rückgrat des...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zukunft unter Druck: Die Wasserstoff-Fabrik von Daimler und Volvo gerät ins Stocken
23.04.2025

Mitten in der Energiewende setzen die Lkw-Riesen Daimler und Volvo auf Wasserstoff – doch der Fortschritt ihres Gemeinschaftsunternehmens...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Apple und Meta im Visier – Brüssel greift hart durch
23.04.2025

Apple und Meta sollen zusammen 700 Millionen Euro zahlen – wegen mutmaßlicher Verstöße gegen das neue EU-Digitalgesetz. Die Kommission...

DWN
Politik
Politik Machtkampf in Washington: Will Trump Fed-Chef Powell stürzen?
23.04.2025

Trump plant möglicherweise die Entlassung von Fed-Chef Jerome Powell – ein beispielloser Schritt, der die Unabhängigkeit der...