Deutschland

Duisburg hat 3,3 Milliarden Euro Schulden und will nicht sparen

Die Stadt Duisburg ist stark verschuldet. Doch statt zu sparen, beruft sich die Stadt auf ihren Kulturauftrag und betreibt unter anderem ein eigenes Kino. Die Steuerzahler werden bis 2017 hart arbeiten müssen, um das bis dahin auflaufende Defizit von fast 1 Million Euro abzuarbeiten.
21.05.2014 00:43
Lesezeit: 1 min

Duisburgs kommunales Kino rentiert sich nicht. Seit 2009 besteht eine Vereinbarung, mit der sich die Stadt dazu verpflichtet hat, einen maximalen Verlust des Kinos auszugleichen. 2010 beschloss die Stadt den Jahreszuschuss von 302.500 Euro auf 262.500 Euro zu senken. Mit Beschluss des Stadtrats konnte die Einrichtung 2003 aus der negativen Haushaltsbuchführung herausgelöst und in eine städtische GmbH umgewandelt werden.

Das Deutsche Steuerzahlerinstitut kritisiert solche Ausgliederungen, da sie eine transparente Übersicht der Zuschüsse an kommunale Unternehmen erschweren.

„Die Stadt Duisburg betreibt ihr kommunales Kino seit 1970 und war damit die erste Kommune in Deutschland. Heute gibt es gut 150 vergleichbare Kinos. Alle diese Einrichtungen haben einen Bildungsauftrag und arbeiten defizitär, denn sie sind wie Museen oder Bibliotheken als Kulturinstitute anzusehen“, so das Referat für Kommunikation und Bürgerdialog der Stadt Duisburg auf Nachfrage der Deutschen Wirtschafts Nachrichten.

Die Stadt Duisburg hingegen verbucht die kommunalen Fördermittel als Erfolg.

„So konnte der Zuschuss für die kommunale Filmarbeit kontinuierlich gesenkt und seit 2004 mehr als eine Million Euro städtischer Mittel und damit Steuergelder eingespart werden. Die ansonsten nicht mehr in der Stadt verfügbaren Programmkino-Angebote helfen nun die Subventionen für die kommunale Film- und Medienarbeit zu senken.

Diplom-Volkswirtin Karolin Herrmann vom Deutschen Steuerzahlerinstitut sagt den Deutschen Wirtschafts Nachrichten:

„Alle Ausflüchte nutzen nichts, die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. Die Stadt Duisburg gehört zu den Rekord-Schulden-Städten. (…) Ende 2012 lag der Schuldenberg der nordrhein-westfälischen Stadt bei unglaublichen 3,3 Milliarden Euro. Das sind 6.700 Euro pro Einwohner. In Anbetracht dieses immensen Schuldenbergs, muss ganz klar gesagt werden, dass sich die Stadt dieses Kino eigentlich gar nicht leisten kann.“

1970 überzeugte den SPD-Politiker und späterer Oberbürgermeister Josef Krings den Stadtrat von der institutionellen Filmarbeit und dem ersten kommunalen Kino Deutschlands. Bis 2017 müssen die Steuerzahler von Duisburg jährlich ein Defizit von über 200.000 Euro abarbeiten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Digitale Erschöpfung: Wie Technologien helfen können, die Überlastung durch Technologien zu lindern
17.08.2025

Müde, obwohl Sie ausgeschlafen sind? Reizbar, obwohl nichts passiert ist? Der Grund könnte digitale Erschöpfung sein – ein stiller...

DWN
Finanzen
Finanzen Gruppeneffekt an der Börse: Wenn Freunde das Portfolio steuern
17.08.2025

Unsere finanziellen Entscheidungen sind oft weniger durchdacht, als wir glauben. Menschen in unserem Umfeld können erheblichen Einfluss...

DWN
Panorama
Panorama Dienstleister für Visa und ETA: Zwischen Hilfe und Abzocke – was Sie wissen müssen
17.08.2025

Reisen wird komplizierter: In vielen Ländern reicht der Reisepass nicht mehr. Visa, ETA oder digitale Einreisekarten sind nötig....

DWN
Finanzen
Finanzen Steuerhinterziehung: Zahl der Betriebsprüfungen geht seit Jahren zurück - das bringt Probleme mit sich
17.08.2025

Der Kampf gegen Steuerhinterziehung ist immer wieder ein erklärtes Ziel der Politik. Doch in der Realität gibt es immer weniger...

DWN
Technologie
Technologie Bionik, KI und Robotik: Der Innovationsschub, der alles verändert
16.08.2025

Von der Bionik bis zur KI-Konvergenz: Neue Technologien versprechen einen Innovationssprung – und könnten Wirtschaft, Gesellschaft und...

DWN
Panorama
Panorama Datenschutz und Oktoberfest - was sich im September ändert
16.08.2025

Die Tage werden kürzer und der Herbst naht im September. Welche Neuerungen bringt der neue Monat für Verbraucherinnen und Verbraucher?...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Business Angels sind keine Almosen-Geber: So knackt man sie trotzdem
16.08.2025

Sie heißen Engel, aber verschenken nichts: Warum Business Angels für Start-ups goldwert sind – und wieso Gründer trotzdem mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft 150 Jahre ohne Steuerprüfung? Personalmangel bremst Steuerkontrollen in Deutschland aus
16.08.2025

In Deutschland können Kleinstbetriebe statistisch gesehen 150 Jahre lang einer Steuerprüfung entgehen – während dem Staat Milliarden...