Unternehmen

Fußball-WM: Commerzbank, ARD und ZDF sorgen für teure Unterhaltung

Lesezeit: 1 min
03.06.2014 01:46
Die staatliche Commerzbank zahlt 20 Millionen Euro für Werbung für die Fußball-Nationalmannschaft. ARD und ZDF zahlen für die Übertragungsrechte streng geheime Summen. Die Deutschen müssen somit doppelt für das höchst umstrittene Spektakel zahlen. Es gäbe wichtigere Dinge, die mit öffentlichen Geldern zu finanzieren wären.

Mehr zum Thema:  
Banken >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Banken  

Für den Fernsehspot mit Jogi Löw und der deutschen Nationalelf gibt die Commerzbank 20 Millionen Euro aus. Die Summe bezieht sich auf die gesamte Laufzeit, der Großteil fällt auf das Buchen der Sendeplätze. Das hatte Vorstandschef Martin Blessing bei der Hauptversammlung in Frankfurt bekanntgegeben. Die Bank ließ offen, wie viel Geld an den Deutschen Fußballbund geht, berichtet die FAZ.

Die Commerzbank musste vom Steuerzahler gerettet werden. Der Bund ist seither einer der Eigentümer der Bank. Es gibt Zweifel, ob die Commerzbank den Stresstest der EZB bestehen wird (mehr dazu hier).

Bei der Hauptversammlung wurde der teure Werbespot von einer Protestgruppe nachgestellt. Sie demonstrierten ebenfalls in grauen Jogginganzügen und leicht abgewandelten Werbeslogan gegen das Atomwaffen-Geschäft der Commerzbank. Die Bank ist Deutschlands zweitgrößter Investor in Unternehmen, die Atomwaffen und Trägersysteme herstellen (mehr hier).

Die Fußball-WM in Brasilien ist mittlerweile zu einer höchst zweifelhaften Veranstaltung geworden (zu den sozialen Hintergründen mehr bei unserem WM-Tagebuch). Der internationale Fußballverband Fifa, zu dem auch der DFB gehört, wird wegen der WM in Katar von einer schweren Korruptionsaffäre erschüttert (mehr dazu hier).

Die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF haben die Übertragungsrechte für die Fußball-WM gekauft. Über die Höhe der Summen schweigen die von Zwangsgebühren finanzierte Sender. Der Medienkritiker Hans-Peter Siebenhaar sagte dazu den Deutschen Wirtschafts Nachrichten: "ARD und ZDF haben naturgemäß kein Interesse an Transparenz. Denn würden die Kosten im Detail beispielsweise für die Fußballweltmeisterschaft in Brasilien aufgelistet, würde der Unmut der Bürger noch größer." (komplettes Interview hier).

Die deutschen Bürger sehen sich somit in der misslichen Lage, für die WM doppelt zahlen zu müssen: Über die GEZ und indirekt über die Commerzbank, die ihre Werbespots auch bei ARD und ZDF schalten werden.

Man kann, gelinde gesagt, mit öffentlichen Geldern wesentlich sinnvollere Dinge finanzieren.

Doch Fußball wurde in Deutschland zu einem Grundnahrungsmittel erklärt. Unter normalen Umständen würde man annehmen: Wer ein Kommerz-Spektakel übertragen will, muss das Geld dafür selbst verdienen. Eine Fußball-WM gehört in private Sender. Wer die Spiele sehen will, soll zahlen - dafür gibt es eine Werbewirtschaft und die privaten Konsum-Entscheidungen. Investigative Dokus über die Korruption bei der Fifa und die Missstände in Brasilien - das wäre der öffentlich-rechtliche Auftrag. 

Doch offenbar gibt es ein öffentliches Interesse, die Bürger zwangsweise zu beglücken.

Brot und Spiele - steuerfinanziert. 

Die Demokratie im 21. Jahrhundert treibt erstaunliche Blüten.

 


Mehr zum Thema:  
Banken >

DWN
Politik
Politik SPD-Kanzlerkandidat steht fest: Pistorius zieht zurück und ebnet Weg für Scholz
21.11.2024

Nach intensiven Diskussionen innerhalb der SPD hat Verteidigungsminister Boris Pistorius Olaf Scholz den Weg für die erneute...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Prognose: Kryptowährung mit Rekordhoch kurz vor 100.000 Dollar - wie geht's weiter?
21.11.2024

Neues Bitcoin-Rekordhoch am Mittwoch - und am Donnerstag hat die wichtigste Kryptowährung direkt nachgelegt. Seit dem Sieg von Donald...

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Buch „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Memoiren schönschreibt
21.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...

DWN
Politik
Politik Solidaritätszuschlag: Kippt das Bundesverfassungsgericht die „Reichensteuer“? Unternehmen könnten Milliarden sparen!
21.11.2024

Den umstrittenen Solidaritätszuschlag müssen seit 2021 immer noch Besserverdiener und Unternehmen zahlen. Ob das verfassungswidrig ist,...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Konjunkturflaute, Handelskonflikte, leere Büroimmobilien - Banken stehen vor akuten Herausforderungen
21.11.2024

Eigentlich stehen Deutschlands Finanzinstitute in Summe noch ganz gut da – so das Fazit der Bundesbank. Doch der Blick nach vorn ist...

DWN
Finanzen
Finanzen Von Dividenden leben? So erzielen Sie ein passives Einkommen an der Börse
21.11.2024

Dividenden-ETFs schütten jedes Jahr drei bis vier Prozent der angelegten Summe aus. Wäre das auch was für Ihre Anlagestrategie?...

DWN
Politik
Politik Weltstrafgericht erlässt auch Haftbefehle gegen Netanjahu und Galant - wegen Kriegsverbrechen im Gaza-Streifen
21.11.2024

Der Internationale Strafgerichtshof hat Haftbefehle gegen Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, den früheren...

DWN
Politik
Politik US-Staatsapparat: Tech-Milliardär Elon Musk setzt auf Technologie statt Personal - Unterstützung bekommt er von Trump
21.11.2024

Elon Musk soll dem künftigen US-Präsidenten Trump dabei helfen, Behördenausgaben zu kürzen und Bürokratie abzubauen. Er gibt einen...