Politik

„Wahnsinn und Verzweiflung“: Zentralbanken kaufen in großem Stil Aktien

Die Bestseller-Autoren Matthias Weik und Marc Friedrich warnen vor manipulierten Aktienmärkten und Zinsen. Die „größten Zocker“ an den Aktienmärkten sind die Notenbanken. Bei einem Aktien-Crash wird es auch bei jenen Notenbanken gewaltig krachen. Dann sind die Steuerzahler dran - mit unabsehbaren Folgen.
22.06.2014 01:08
Lesezeit: 4 min

Der systematische Betrug von etlichen Protagonisten der Finanzbranche ist erschreckend und scheint endlos zu sein. Nach und nach kommen immer wieder neue Betrugsvorwürfe ans Licht der Öffentlichkeit:

Liborzins – manipuliert!

Euribor – manipuliert!

Tibor – manipuliert!

Devisen – manipuliert!

Rohstoffmärkte – manipuliert!

Energiemärkte – manipuliert!

Aktienmärkte - ?

Was ist mit den Aktienmärkten? Die haben ein viel kleineres Volumen wie z.B. der Libor. Sollte es dann nicht möglich sein auch diese nach Lust und Laune nach oben oder unten zu bewegen? Für uns war dies schon lange so gut wie sicher.

In unserem neuen Buch sowie in diesem Interview mit DWN haben wir bereits auf die manipulierten Aktienmärkte hingewiesen. Es war doch allzu offensichtlich, dass es an Aktienmärkten dieser Welt nicht mehr mit rechten Dingen zugehen kann:

Seit Anfang 2009 kennen die Aktienmärkte weltweit lediglich einen Weg – den nach oben. Unabhängig von mikro- und makroökonomischen Daten erklimmen die Börsen völlig berauscht vom billigen Geld immer neue Höchststände. Der DAX hat die magische 10.000 Punktemarke überschritten und noch immer geht die Tendenz weiter nach oben. Die Euphorie ist weiterhin ungebremst und die Champagnerkorken knallen in rauen Mengen in Frankfurt, Zürich, London und New York und folglich werden exorbitante Bonis wieder den einen oder anderen erfreuen.

Seltsamerweise sieht die Realwirtschaft in zahlreichen Ländern nicht allzu rosig aus. Die Wirtschaft Frankreichs, Italiens, Portugals, Griechenlands, Spaniens … geht kontinuierlich weiter in die Knie, die Immobilienpreise in China beginnen zu sinken, und es sieht ganz danach aus, dass die gigantische Immobilienblase in China vor dem Platzen steht, und auch die US-Wirtschaft kommt nicht in die Gänge. Zum wiederholten Mal wurde die US-Wachstumsprognose gesenkt.

All dies hindert die Aktienmärkte aber nicht weiter zu steigen. Bereits seit vielen Monaten stellen wir uns die Frage, was das Geheimnis hinter diesem gigantischen Aktienboom ist. Wer oder was steckt dahinter und wie ist dieser gigantische Boom eigentlich zu erklären?

Auf der einen Seite war uns durchaus bewusst, dass es nicht mit rechten Dingen zugehen kann, und dass die Niedrigzinsphase den Märkten hilft. In unserem aktuellen Buch „Der Crash ist die Lösung“ zeigen wir deutlich auf, wie die US-Amerikanische Notenbank FED „peu a peu“ die US-Märkte nach oben hievt. Zudem haben wir neben der FED einen weiteren Verdächtigen ausgemacht, was nun bestätigt wird.

Exklusiver Auszug aus dem Buch Seite 191/192:

„Ein weiteres, eher unbekanntes, aber kaum weniger wichtiges und überaus mächtiges Geburtstagskind ist der Exchange Stabilization Fund (ESF), der staatliche Börsenstabilisierungsfonds, aus dem US-Schatzamt. Dieser wurde 1934 gegründet und feiert 2014 sein achtzigjähriges Bestehen.

An ihn mussten die US-Bürger, aber auch die Fed, im Rahmen des verhängten Goldverbots im selben Jahr ihr Gold aushändigen. Die Hauptaufgabe des ESF liegt, immer mit Genehmigung durch den US-Präsidenten, in der Pflege des Dollars und der Sicherung der US-Interessen auf den Finanzmärkten. Er kann bei Gold, Devisen und anderen Kredit- und Wertpapierinstrumenten aktiv werden. Dazu sind allerlei Mittel im Portfolio hinterlegt und werden auch angewendet.

Wir sind fest davon überzeugt, dass der ESF neben der Fed seinen Teil zu den stetig steigenden Börsenkursen und den fallenden Edelmetallpreisen beiträgt. Darüber hinaus zeigt die Geschichte deutlich, dass diese Art von staatlichen, letztlich planwirtschaftlichen Ein- griffen langfristig destruktiv ist. Der Schaden wird am Ende höher sein als der Nutzen.“

Was aber nun veröffentlicht wurde, zeugt von Wahnsinn und Verzweiflung und verschlägt selbst uns und den hart gesottenen Marktteilnehmern die Sprache. Am 18. Juni erreichte uns ein Anruf eines Bekannten aus der Finanzmetropole London mit den Worten „Ihr glaubt nicht was ich hier vor mir liegen habe“. Am 19. Juni berichtete die Financial Times erstmals darüber. Markus Gärtner hat es in seinem Blog ebenfalls aufgenommen. Alle Dimensionen wurden mit dieser einen Nachricht gesprengt. Denn jetzt ist es amtlich, dass doch einiges seltsames an den Aktienmärkten vorgeht. Die Notenbanken sind nun zu Zockern geworden.

Das Forschungsinstitut OMFIF - Official Monetary and Financial Institutions Forum – (eine internationale Research- und Beratergruppe) belegt in der Studie „Global Public Investor“), über 400 öffentliche Institutionen in 162 Ländern welche am 16. Juni im Rathaus von London präsentiert wurde, dass die globalen Zentralbanken und andere öffentliche Institutionen bisher 29,1 Billionen US-Dollar in Aktien und Rohstoffe investiert haben.

Sie kommt zu dem Schluss: Dass die öffentlichen Institutionen aus Renditemangel zu großen Marktteilnehmen an den internationalen Börsen mutiert sind und dies „potentiell zu überhitzen Preisentwicklungen in Aktien beitragen könne“. Zusammen haben sie ein Anlagevermögen von sage und schreibe 40 Prozent der jährlichen Weltproduktion zusammengerafft und in Aktien investiert. Allein der Anteil der Notenbanken beträgt 13,2 Billionen Dollar. Hierzu sind im Vergleich die bisher durchgeführten Maßnahmen wie beispielsweise Quantitive easing 1,2 und auch 3 der FED schlicht und einfach „peanuts“.

Insbesondere die chinesische Notenbank ist laut der Financial Times mit 3,9 Billionen US-Dollar der größte Aktieninvestor überhaupt. Vornehmlich europäische Aktien sind bei den Chinesen äußerst gefragt.

Da auf Grund der niedrigen Zinsen zweifellos nichts mehr zu verdienen ist, haben sich die Notenbanken aus dem Anlagenotstand nun offenbar auf Investments in Aktien fokussiert. Damit wandert noch mehr Geld in die Märkte und lässt diese weiter anschwellen. So hat die Schweizer Nationalbank neben ihren 400 Milliarden Euros nun auch 15 % in Aktien investiert.

Im Falle eines Crashs an den Aktienmärkten wird es dann auch bei den Notenbanken ordentlich krachen und es stellt sich die Frage, wie die Notenbanken dann wieder aus diesem Schlamassel herauskommen. insbesondere wer dafür geradesteht und den Schaden bezahlt? Die EZB hat beispielsweise ein limitiertes Stammkapital von gerade einmal 8 Milliarden Euro. Von den möglichen Folgen einer Pleite einer Notenbank möchten wir gar nicht sprechen. Aus diesem Grund werden die Notenbanken alles Erdenkliche und Verzweifelte tun um einen Aktiencrash zu verhindern.

Noch nie war mehr Geld im System wie aktuell, nie wurden größere und verzweifeltere Aktionen durchgeführt um ein nachweislich gescheitertes System auf Kosten der Menschen künstlich am Leben zu erhalten. Der finale Kollaps wird die große Depression und den schwarzen Freitag aussehen lassen wie ein Sonntagsspaziergang an einem lieblichen Frühlingstag.

***

Matthias Weik und Marc Friedrich sind Ökonomen, Querdenker, gefragte Redner, Honorarberater und Bestsellerautoren. Die beiden haben zusammen das Buch „Der größte Raubzug der Geschichte: Warum die Fleißigen immer ärmer und die Reichen immer reicher werden“ geschrieben, das im Mai 2012 erschienen ist.

Das Buch ist seit fast 2 Jahren in allen wichtigen Bestsellerlisten vertreten und erschien am 15. April als aktualisiertes und überarbeitetes Taschenbuch. Es war das erfolgreichste Wirtschaftsbuch im deutschsprachigen Raum 2012 & 2013.

Ihr neues Buch „Der Crash ist die Lösung“ hat es auf Anhieb in die Top 10 der Spiegel Bestsellerliste geschafft.

 

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