David Cameron hat Jean-Claude Juncker gemahnt, Großbritannien einen führenden wirtschaftlichen Posten in der neuen EU-Kommission zu geben. Doch der Luxemburger hat die persönlichen Angriffe des britischen Premiers gegen ihn nicht vergessen und sinnt auf Rache.
Ein Vertrauter von Juncker sagt, dass dieser die aggressiven Angriffe in der britischen Presse gegen ihn nicht vergessen wird. Diese soll der britische Premier in Gang gesetzt haben. „Sie haben ihn als ein Monster dargestellt und dass ist nicht akzeptabel“, zitiert die Financial Times einen EU-Diplomaten aus dem Umfeld Junckers.
„Juncker ist schon lange dabei. Er hat mit vielen politischen Konflikten zu tun gehabt, aber er hat Cameron deutlich gemacht, dass er die persönlichen Attacken gegen ihn nicht wertschätzt.“
„Es ist jetzt alles vergeben, aber nicht vergessen“, so der Diplomat. Cameron hat bis zum Ende dafür gekämpft, dass Juncker nicht EU-Kommissionspräsident wird. Der Streit mit Juncker könnte nun dauerhafte Konsequenzen haben, wenn am 16. Juli die neuen EU-Kommissare bestimm werden.
Denn Cameron will, dass ein Brite einen entscheidenden wirtschaftlichen Posten in der neuen Kommission erhält. Zudem braucht Cameron die Hilfe des Luxemburgers bei der Neuverhandlung der britischen EU-Mitgliedschaft. Doch Juncker steht unter Druck. Er kann die Unnachgiebigkeit des britischen Premiers nicht auch noch belohnen.
Zwar solle Großbritannien „fair behandelt werden“, so der Diplomat. Doch größere Staaten wie Frankreich, Deutschland und Spanien, die Junckers Nominierung zum EU-Kommissionspräsidenten offen unterstützt hatten, erwarteten nun eine Gegenleistung. Neben Cameron war zuletzt nur noch der Ungar Viktor Orbán gegen die Nominierung Junckers.
Am Wochenende bemühte sich Cameron in einem Telefonat mit Juncker, den Konflikt zu entschärfen. Er gratulierte dem Luxemburger zu seinem „erfolgreichen Wahlkampf“. Doch bis zu einer Normalisierung der Beziehungen ist es ein weiter Weg.
Die konservativen Abgeordneten in Großbritannien unterstützen Camerons Kampf gegen Juncker. Im Parlament drohte der Premier erneut mit einem Austritt seines Landes aus der EU, falls er bei der Reform der britischen EU-Mitgliedschaft scheitere.