Finanzen

Polizei-Bericht zur Hypo Alpe Adria: BayernLB hat Österreich „regelrecht abgezockt“

Ein Polizei-Bericht im Fall Hypo-Alpe Adria erhebt schwere Vorwürfe gegen führende Mitglieder der BayernLB und den EX-Chef der Krisenbank. Sie sollen schon lange von der desolaten Lage der Hypo gewusst haben. Deshalb planten sie die Bank an Österreich loszuwerden. Der damalige Chef der Hypo kassierte dafür eine Millionen-Abfindung.
05.07.2014 01:30
Lesezeit: 1 min

Die BayernLB soll die Notverstaatlichung der Hypo gezielt herbeigeführt haben.Die Münchner Bank sei sich bereits seit Mitte 2009 darüber klar gewesen, dass die Hypo einem Pulverfass gleicht. Deshalb hat sie dem damaligen Hypo-Chef Franz Pinkl eine Millionen-Abfindung garantiert, wenn er die Krisenbank an die Österreicher loswird.

Zwei Banken, bei denen Pinkl zuvor im Management saß, wurden bereits verstaatlicht. Von Februar 2004 bis April 2009 war Franz Pinkl Generaldirektor der Volksbanken AG. In dieser Zeit erwarb die die Volksbanken AG die Kommunalkredit AG, die am 3. November 2008 notverstaatlicht wurde. Die Volksbanken AG musste dann im Jahr 2010 ebenfalls notverstaatlicht werden. Zu diesem Zeitpunkt war Pinkl schon Generaldirektor der Hypo Alpe Adria.

„Und die Hypo Group Alpe-Adria (HGAA), die er der Republik Österreich nach nur sechs Monaten als Vorstandschef Ende 2009 umhängte, ist wohl der prominen­teste Grabstein im Bankenfriedhof des „Totengräbers“ aus Ternitz“, schreibt Format.

Nun werden neue Vorwürfe gegen Pinkl laut. Die Staatsanwaltschaft Kärnten und das Bundeskriminalamt (BKA) ermitteln gegen den Ex-Hypo-Chef. Es besteht der Verdacht, dass er zusammen mit führenden BayernLB-Managern die Notverstaatlichung der Hypo gezielt geplant und davon profitiert hat. Zudem geht es um den Verdacht der grob fahrlässigen Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen und der Bilanzmanipulation.

Format zitiert dazu aus dem Abschlussbericht der „Soko Hypo“. Diese kommt zu dem Ergebnis, dass die Hypo-Verstaatlichung „kein zufälliger Unglücksfall“ gewesen sei, sondern dass die Bayern die Republik Österreich „regelrecht abgezockt“ hätten. Demnach wusste die BayernLB schon seit spätestens Mitte 2009, dass die Hypo einem Pulverfass gleicht.

„Für die BayernLB besteht im Zusammenhang mit der HGAA ein Gesamtrisikovolumen in Höhe von 8,2 Milliarden Euro“, so ein BayernLB-Aufsichtsratsprotokoll vom 1. Dezember 2009. Zudem fürchteten die Münchener das „hohe Reputationsrisiko für die BayernLB bzw. den Freistaat Bayern“ im Falle einer Hypo-Pleite.

Pinkl sollte dafür sorgen, dass die BayernLB die Krisenbank an Österreich loswird. Dabei sollte er auf seine Erfahrungen mit Verstaatlichungen zurückgreifen. In einem internen Schreiben wurde bereits ein halbes Jahr vor Verstaatlichung festgelegt, dass Pinkl „für den Fall einer mehr als 50-prozentigen Übernahme durch die Republik Österreich“ eine Sonderabfindung von 1,875 Millionen Euro zusteht. Genau diese Abfindung hat Pinkl nach seiner zehn-monatigen zeit bei der Hypo auch erhalten, wie Der Standard berichtet.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Nato-Gipfel 2025 in Den Haag: Moskau offiziell Hauptbedrohung - Europa zahlt, Trump entscheidet
25.06.2025

Donald Trump in Den Haag: Europa muss zahlen, wenn es die USA im Bündnis halten will. Während Nato-Staaten um Ausnahmen betteln, droht...

DWN
Politik
Politik Hasspostings: Bundesweite Polizeiaktion wegen rechtsradikaler Hetze im Internet
25.06.2025

Unter Federführung des Bundeskriminalamts geht die Polizei bundesweit gegen mutmaßliche Verfasser von Hass und Hetze im Internet vor. In...

DWN
Politik
Politik Nach Luftschlägen: Iran kündigt Neustart seines Atomprogramms an
25.06.2025

Die Waffen ruhen – doch im Hintergrund laufen die Zentrifugen. Trotz US- und israelischer Angriffe auf seine Atomanlagen kündigt der...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögensmigration: Millionäre und ihr Kapital verlassen Europa
25.06.2025

Ein Report prognostiziert europäischen Ländern eine Abwanderung von Millionären – besonders betroffen ist Großbritannien, aber auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Milliarden winken: Revolut-Chef erhält „Elon-Musk“-Deal
25.06.2025

Ein Geheimvertrag mit gewaltigen Summen: Revolut-Chef Nikolaj Storonskij winken über 9 Milliarden Euro, wenn er den Börsenwert in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Iran-Investments: Risiko, Isolation – und gewaltige Renditen?
25.06.2025

Öl, Gas, Pistazien – doch der Iran hat weit mehr zu bieten. Trotz Isolation, Sanktionen und politischer Unsicherheit entwickelt sich...

DWN
Technologie
Technologie Tesla übergibt erste Robotaxis in den Einsatz
24.06.2025

Elon Musk schickt die ersten selbstfahrenden Robotaxis auf die Straße – ohne Fahrer, aber mit vielen Fragezeichen. Warum das Experiment...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lieferkettengesetz: EU-Staaten streben deutliche Abschwächung an
24.06.2025

Die EU-Staaten streben eine erhebliche Abschwächung der geplanten europäischen Lieferkettenrichtlinie an. Unternehmen sollen künftig nur...