Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten berichteten in letzter Zeit häufig über ein drängendes Problem in der EU: die Jugendarbeitslosigkeit (siehe z.B. hier oder hier). Aber was ist mit den Älteren? Den Leuten über 50?
Tatsächlich, wer jahrzehntelang gearbeitet hat, vielleicht in seiner Arbeit aufgegangen ist, den trifft plötzliche Arbeitslosigkeit hart. Studien zeigen, dass ältere Arbeitslose besonders häufig von Depressionen, Angstzuständen, aber auch körperlichen Krankheiten betroffen sind.
Arbeitslosigkeit ist für die Generation 50plus vor allem dort in der Europäischen Union ein Problem, wo auch die allgemeine Arbeitslosigkeit hoch ist. In Spanien beträgt z.B. die Arbeitslosenquote der 50-bis-64-Jährigen 20,9%, in Griechenland 19,6% und in Zypern 15,8%. In Deutschland, Großbritannien oder Österreich, wo zur Zeit die Arbeitslosigkeit relativ niedrig ist, haben auch die Über-50-Jährigen seltener Probleme auf dem Arbeitsmarkt.
Doch in den allgemeinen Arbeitslosenstatistiken zeigt sich kein gesondertes Problem der Über-50-Jährigen. In allen EU-Staaten ist die Arbeitslosenquote der Älteren heute niedriger als die allgemeine Arbeitslosenquote. Das gilt inzwischen selbst für Deutschland. Vor 2012 war Deutschland dagegen der einzige EU-Staat, indem unter den Älteren eine höhere Arbeitslosenquote herrschte als im Durchschnitt.
Wer allerdings mit 50plus einmal seine Stelle verloren hat, der hat besonders schlechte Chancen, einen neuen Job zu bekommen. 59,3% der arbeitslosen Älteren in der EU sind bereits Langzeitarbeitslose. Das heißt, sie suchen schon seit über einem Jahr nach einer neuen Stelle. Über die gesamte Altersgruppe 15 bis 64 hinweg, gibt es dagegen nur 48,7% Langzeitarbeitslose.
Insgesamt sind in 27 der 28 EU-Länder ältere Arbeitslose überdurchschnittlich von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen. Nur Rumänien scheint da eine Ausnahme machen zu wollen. Negativ-Spitzenreiter ist die Slowakei. Dort sind 79,2% der arbeitslosen Älteren bereits langzeitarbeitslos. Quoten über 70% gibt es auch in Griechenland, Portugal, Irland und Slowenien. Das sind nicht zuletzt die Länder, in denen die Eurokrise bereits lange wütet. Die einmal arbeitslos Gewordenen haben dadurch schon seit Jahren keine neue Chance bekommen.
Anlass genug, sich noch einmal die angeblich niedrigen Arbeitslosenquoten bei den Älteren anzukucken. Tatsächlich zählen die Statistiker der Brüsseler Statistikbehörde Eurostat nur diejenigen als arbeitslos, die innerhalb der zurückliegenden vier Wochen aktiv nach einer Arbeit gesucht haben. Angesichts der Perspektive Langzeitarbeitslosigkeit haben aber wohl viele ältere Arbeitslose bereits die aktive Suche nach einem neuen Job aufgegeben. Zusätzlich gibt es in vielen EU-Staaten attraktive Angebote, frühzeitig in Rente zu gehen. So liegt das tatsächliche durchschnittliche Renteneintrittsalter in fünf EU-Staaten bei 57 Jahren, in weiteren fünf EU-Staaten bei 58 und in weiteren sechs EU-Staaten bei 59. Die Deutschen gehen dagegen im Mittel erst mit 61 Jahren in Rente. In den Niederlanden liegt das Ruhestandsalter sogar bei durchschnittlich 63 Jahren, in Schweden bei 64 Jahren.
Das zeigt: Statt auf die Arbeitslosenquote sollte man besser auf die Quote der Noch-Erwerbstätigen in der Generation 50plus schauen. Und tatsächlich ist diese Quote in vielen EU-Ländern erschreckend niedrig. In Griechenland sind nur noch 43,1% der 50-bis-64-Jährigen erwerbstätig. Auch in Kroatien, Malta und Slowenien sind es unter 50%. Und in weiteren acht Staaten, darunter auch in Polen, Spanien und Italien, liegt die Erwerbstätigenquote der Älteren nur zwischen 50 und 55%.
Die höchste Erwerbstätigenquote in der Generation 50plus hat dagegen Schweden mit 77,2%. Mit deutlichem Abstand folgt Deutschland, wo noch 71,4% der 50-bis-64-Jährigen erwerbstätig sind, auf Platz 2.