Politik

Vor IWF-Jahrestagung: Die globale Wirtschaft versinkt in Schulden

Die weltweite Verschuldung hat sich von 174 Prozent der Wirtschaftsleistung im Jahr 2007 auf 212 Prozent im Jahr 2013 erhöht. Somit zeigt die globale Verschuldung zeigt eine anhaltend steigende Tendenz. Ab Mittwoch treffen sich die Verantwortlichen der globalen Finanzmärkte und Finanzpolitik in Washington, darunter Vertreter des IWF und der Weltbank.
08.10.2014 00:28
Lesezeit: 1 min

Eine „giftige Kombination“ der globalen Rekord-Verschuldung im Zusammenhang mit der Verlangsamung des Wachstums könnte mit einer weiteren Krise der globalen Weltwirtschaft einhergehen, wie der schonungslose 16. Genfer Bericht enthüllt, der am vergangenen Montag veröffentlicht wurde.

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), auch bekannt als „Zentralbank der Zentralbanken“, weist daraufhin, dass seit der Finanzkrise in den Jahren 2007 und 2008 der globale Schuldenberg auf 150 Billionen US-Dollar gestiegen ist, was rund dem Zweieinhalbfache des globalen Sozialprodukts entspricht. Ende 2007 betrug die globale Verschuldung noch 107 Billionen Dollar.

Ein Abbau der Verschuldung wurde bisher nicht erreicht, vielmehr dagegen immer neue Höchstwerte. Diese Entwicklung behindere die konjunkturelle Erholung der Industriestaaten. In aufstrebenden Ländern, vor allem in China, drohe eine neue Krise, wie der 16. Genfer Bericht erläuterte.

In den USA betrugen die Auslandsschulden knapp 2 Billionen Dollar, heute sind es 5,7 Billionen.

Im Gegensatz zu der weit verbreiteten Ansicht habe der globale Prozess des Schuldenabbaus noch gar nicht begonnen, betonte das aus anerkannten Ökonomen und Marktteilnehmern bestehende Autorenteam.

Demnach hat sich die globale Verschuldung von 174 Prozent der Wirtschaftsleistung im Jahr 2007 auf 212 Prozent im Jahr 2013 erhöht.

Der Schuldenabbau und das langsamere, nominale Wachstum entsprächen in vielen Fällen einem Teufelskreis, wobei das niedrige wirtschaftliche Wachstum die Entschuldung schwieriger macht und einhergeht mit einer abermaligen Verschärfung des wirtschaftlichen Abschwungs.

Vor allem die Eurozone werde noch längere Zeit gefährdet sein, die aufgrund der Komplexität der Krise und der ungeeigneten Krisenpolitik besonders anfällig sei.

Die Krisenländer der Eurozone finden aus der Verschuldung nicht heraus. IWF und OECD erwarten in Italien einen Anstieg der Staatsverschuldung in 2014 auf ziemlich unverkraftbare 137 Prozent und soll in diesem Jahr noch auf 2,14 Billionen steigen.

Spaniens Netto-Auslandsschulden betragen 1400 Milliarden Euro. Frankreichs Verschuldung erreicht jetzt erstmals die Grenze von 2 Billionen Euro.

Portugals Verschuldung stieg im 2. Quartal 2014 auf einen Rekordwert von 206 Milliarden Euro. Damit stiegen die Netto-Auslandsschulden auf 123,2 Prozent.

In Griechenland erreicht die Schuldenquote trotz Schuldenschnitt und gestreckter Hilfsprogramme der Länder der Eurozone und des IWF mit 175 Prozent der Wirtschaftsleistung bereits wieder den Stand von vor dem Ausbruch der Krise.

Die globale Verschuldung ist die eine Seite. Dem gegenüber stehen die neuen Blasen an den Finanzmärkten. Mit der weiteren Flutung der Zentralbanken, auch der EZB, mit „billigem Geld“ wird dem nicht entgegengewirkt sondern im Gegenteil die Krise noch weiter angefacht.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...