Finanzen

Rekord-Schulden bedrohen die Weltwirtschaft

Lesezeit: 2 min
01.10.2014 11:45
Die globale Verschuldung wächst weiter und bricht neue Rekorde. Der 16. Genfer Bericht über die Weltwirtschaft besagt, dass die globale Wirtschaft nicht in der Lage ist, die angehäuften Schulden zurückzuzahlen. Der weltweite Schuldenanstieg macht sich vor allem in China bemerkbar.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Nach dem Lehman-Crash kippte die globale Wirtschaft in eine der schlimmsten Wirtschaftskrisen seit der „Großen Depression“, die am 24. Oktober 1929 mit dem „Schwarzen Donnerstag“ in den USA begann und weltweit die 1930er-Jahre dominierte.

Die neuerliche Erholung seit dem Lehman-Crash vollzieht sich äußerst langwierig und schwach, sogar in robusteren Volkswirtschaften wie die der USA, die sich als erste von der akuten Phase der globalen Wirtschaftskrise erholten.

Die Eurozone hinkt der wirtschaftlichen Erholung noch weit hinterher – trotz aller bekannten Maßnahmen der EZB und der „Rettungsschirme“ einschließlich der Risiken für die europäischen Steuerzahler, gleichwohl der Lehman-Crash nicht als ursächlich für den wirtschaftlichen Stillstand in der Eurozone zu benennen ist.

Schwellenländer behaupteten sich nach dem Jahr 2008 etwas besser, die konjunkturelle Erholung hat sich zuletzt jedoch stark verlangsamt.

Vor allem China ist ein deutlicher Anstieg der Schulden zu beobachten. Das Wirtschaftswachstum, das Chinas Statistiker auf 7,5 Prozent beziffern – wobei es starke Zweifel an der Korrektheit der offiziellen chinesischen Statistiken gibt und das jährliche Wachstum bestenfalls bei vier Prozent liegt – wird mit einer massiven Schuldenaufnahme finanziert. Was das Risiko nicht nur einer heimischen Krise birgt, sondern auch einer globalen Rezession.

Eine „giftige Kombination“ der globalen Rekord-Verschuldung im Zusammenhang mit der Verlangsamung des Wachstums könnte mit einer weiteren Krise der globalen Weltwirtschaft einhergehen, wie der 16. Genfer Bericht enthüllt, der am Montag veröffentlicht wurde.

In der Vergangenheit gab es eine „massive Expansion“ von Schuldenaufnahmen von Banken und Unternehmen auf den globalen Staatsanleihen-Märkten in den entwickelten Ländern. Dies habe sie einem „mächtigen Feedback“-Risiko (Rückkopplungs-Risiko) ausgesetzt, da die Anleihekosten im Westen ansteigen.

Bereits im März dieses Jahres warnte die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) vor Fehlentwicklungen in der internationalen Finanzstruktur.Weltweit stiegen die Schulden seit Ausbruch der Finanzkrise auf 100 Billionen US-Dollar oder 72 Billionen Euro.

Die Zahl von 100 Billionen US-Dollar (72 Billionen Euro) beinhaltet de facto 43 Billionen US-Dollar an global umlaufenden Staatsanleihen, was einer Zunahme von 80 Prozent seit Ausbruch der Finanzkrise entspricht, wie die NZZ berichtete.

Eine Grafik zeigt die Entwicklung der globalen Schuldenstände seit den Jahren 2001 bis 2013.

Dabei ist ein Vergleich der Verschuldungsdynamik zwischen den sogenannten „Entwickelten Märkten“ und den „Schwellenländern“ seit den Jahren 2001 bis 2013 interessant:

Sollten die Schwellenländer die Zukunft der globalen Wirtschaft sein, so geben sie in der Konsequenz damit ihr Vermächtnis an die die entwickelten Länder weiter. Dies gilt insbesondere für die Krisenländer der Eurozone, die aufgrund der Komplexität der Krise und die Unzulänglichkeiten hinsichtlich der politischen Reaktionen darauf besonders anfällig sind.

Während die globale Verschuldung weiter ansteigt, wird sich die Welt mit einer giftigen Kombination von Wachstum und Inflation konfrontiert sehen, die beide weitaus niedriger ausfallen als erwartet.

Der Schuldenabbau und das langsamere, nominale Wachstum entsprechen in vielen Fällen einem Teufelskreis, wobei das niedrige wirtschaftliche Wachstum die Entschuldung schwieriger macht und einhergeht mit einer abermaligen Verschärfung des wirtschaftlichen Abschwungs, wie die Financial Times berichtet.

Luigi Buttiglione, Berater von Brevan Howard sagt dazu: „Während meines Berufslebens habe ich sehr viele sogenannte ,Wirtschaftswunder‘ gesehen: Italien in den 1960ern, Japan, die ,Asiatischen Tiger‘, Irland als den ,Keltischen Tiger‘, Spanien – und nun vielleicht sogar China. Sie endeten alle mit dem Anstieg der Schulden.“

Die globale Schuldentragfähigkeit hängt davon ab, wie die sich die Dynamik von Wachstum, Inflation und Zinsen entwickelt. Jedoch befindet sich das Potenzialwachstum in den entwickelten Volkswirtschaften seit den 1980er-Jahren auf einem Abwärtstrend.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Lauterbach: RKI-Protokolle sollen weitestgehend entschwärzt werden
28.03.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, dass einige der geschwärzten Stellen in den Corona-Protokollen des RKI aus der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brückeneinsturz in Baltimore trifft Importgeschäft der deutschen Autobauer
28.03.2024

Baltimore ist eine wichtige Drehscheibe für die deutschen Autobauer. Der Brückeneinsturz in einem der wichtigsten Häfen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Osterfreude und EM-Fieber: Hoffnungsschimmer für Einzelhandel
28.03.2024

Das Ostergeschäft verspricht eine Wende für den deutschen Einzelhandel - nach einem düsteren Februar. Wird die Frühlingshoffnung die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienkrise für Banken noch nicht überwunden
28.03.2024

Die deutschen (Pfandbrief-)Banken sind stark im Gewerbeimmobilien-Geschäft engagiert. Das macht sie anfällig für Preisrückgänge in dem...

DWN
Finanzen
Finanzen Der Ukraine-Krieg macht's möglich: Euro-Bonds durch die Hintertür
28.03.2024

Die EU-Kommission versucht, mehr Macht an sich zu ziehen. Das Mittel der Wahl hierfür könnten gemeinsame Anleihen, sogenannte Euro-Bonds,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tarifkonflikt gelöst: Keine Lufthansa-Streiks zu Ostern
28.03.2024

Nachdem die Deutsche Bahn ihren Tarifkonflikt mit der Lokführergewerkschaft GDL in dieser Woche gelöst hat, scheinen auch bei der...

DWN
Politik
Politik Bundeswehr unterstützt Strukturwandel in der Lausitz
27.03.2024

In Bernsdorf im Landkreis Bautzen wird ein neues Logistik-Zentrum der Bundeswehr entstehen. Das entschied Verteidigungsminister Boris...