Technologie

FBI will Zugriff auf private Daten, um Menschen zu helfen

Das FBI wirft Apple und Google vor, dass ihre Verschlüsselungstechnik der Polizei den Zugriff auf Daten der Bürger erschwere. Das ermögliche den Nutzern Zugang zum rechtsfreien Raum. Die Behörde macht die Verschlüsselung sogar für den Tod eines Entführungsopfers verantwortlich.
17.10.2014 00:44
Lesezeit: 2 min

Mit welchem Selbstverständnis die US-Bundesbehörde auf Nutzerdaten zugreift, zeigt die aktuelle Aussage von FBI-Direktor James Comey. In einer Presseerklärung hat er beanstandet, dass die neuen Verschlüsselungsmethoden von Google und Apple zu gut seien und somit selbst das FBI nicht ohne Weiteres an die Daten herankommen kann.

Auch Generalstaatsanwalt Eric Holder als oberste Instanz hat beklagt, dass die neue Technologie „besorgniserregend“ sei, berichtet Arstechnica.com . Dabei sei es Holder zufolge komplett möglich, dass die Privatsphäre der Nutzer geschützt würde und gleichzeitig die Polizei ihre Arbeit machen könne.

Inzwischen hat die Beschwerde Wirkung gezeigt. Offenbar sind die beiden Firmen bereits im Gespräch mit den Gesetzeshütern aus den USA, um die Verschlüsselung aufzuweichen. Als Grund für eine Änderung der Verschlüsselung nannte Comey zwei Situationen in denen es wichtig sei, dass die Behörden schnell Zugriff auf die Informationen von Smartphones bekommen. Neben der klassischen Begründung Terrorismus wurden auch Kindesentführungen in die Waagschale geworfen.

Wenn jemand den Behörden keinen Zugang zu seinem Telefon erlaubt, werden in nach der Logik des FBI Menschenleben in Gefahr gebracht. Der Direktor des FBIs nannte dabei keine konkreten Fälle, um seiner Argumentation Nachdruck zu verleihen. Auch hat die Bundespolizei nicht konkret erläutert, wie viel aufwändiger sich die Suche für das FBI unter Berücksichtigung der Privatsphäre der Nutzer gestaltet würde.

Ganz so gefährlich ist die neue Technik für die Amerikaner allerdings nicht. Zwar haben Google und Apple mit ihrer neuen Benutzersoftware die Verschlüsselung verbessert, aber das schützt nicht alle Daten. Sobald diese nämlich online als Backup gespeichert sind, kann das FBI weiterhin problemlos darauf zugreifen. Insofern wirkt die Befürchtung der Behörden übertrieben.

Genauso wäre aber auch Jubel über die plötzliche Datensicherheit unbegründet. Die Neuerung ist ein Mittelweg, der keiner der beiden Seiten so richtig hilft. Die Kunden glauben, die neue Verschlüsselungstechnik schütze ihre Privatsphäre, während das FBI darüber klagt, dass sie nicht schnell genug an die neuen Daten kommen.

Doch die mediale Schlammschlacht läuft bereits. Der frühere stellvertretender Direktor der Kriminalabteilung des FBI hat konkrete Anschuldigungen geäußert. Ronald T. Hosko schrieb in der Washington Post, dass Apple und Google die Gesetzeshüter daran gehindert hätten, eine Entführung aufzuklären. Daraus soll der Tod des Opfers in Wake Forest, North Carolina resultiert haben.

Inzwischen gab es zahlreiche Meldungen, die diese Behauptungen widerlegen konnten und sogar die Washington Post hat den Artikel entsprechend korrigiert und mit einer Notiz versehen. Demnach sei die Geschichte inkorrekt und Apple und Google seien nicht für den Tod des Entführungsopfers verantwortlich. Als jemand, der beim FBI eine leitende Rolle gespielt hat, hätte man von Hosko mehr Präzision in der Berichterstattung erwarten können.

Google hat sich inzwischen auch zu den Forderungen des FBIs geäußert. Offenbar haben die Android-Telefone bereits seit drei Jahren Verschlüsselung angeboten. Der einzige Unterschied ist jetzt, dass dies automatisch mit der neuen Software aktiviert wird.

Es gibt offiziell in den USA kein Gesetz, das besagt, das Firmen der Polizei Zugang zur Hardware von Kunden ermöglichen müssen. Vielmehr können die entsprechenden Behörden mit einer richterlichen Verfügung auf Textnachrichten, Anrufe und Backups in der Cloud zugreifen. Doch scheinbar will das FBI nicht jedes Mal einen Richter um einen Haftbefehl bitten. Ein leichter Zugriff auf die Daten – ohne bürokratische Hindernisse – macht die Arbeit deutlich leichter.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutsche Wirtschaft holt auf: Thüringen und Sachsen mit Spitzenplätzen
20.05.2025

Einer neuen ifo-Studie zufolge hat Ostdeutschland wirtschaftlich gegenüber dem Westen deutlich aufgeholt. Der Thüringer Industrieanteil...

DWN
Politik
Politik Wenn Europa falsch reagiert, wird Trump zur echten Gefahr für die NATO
20.05.2025

Donald Trump ist zurück – und mit ihm die Zweifel an der Zukunft der NATO. Ex-Sicherheitsberater John Bolton warnt: Nicht Trump allein...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Amazons Geheimwaffe aus Israel: Wie ein unbekanntes Start-up den KI-Krieg entscheidet
20.05.2025

Ein unbekanntes Start-up aus Israel liefert den Treibstoff für Amazons KI-Vormarsch. Mit Annapurna Labs sichert sich der Tech-Gigant die...

DWN
Finanzen
Finanzen 30.000 Dollar für Gold – und der Westen ist bankrott
20.05.2025

Gold steigt, wenn das Vertrauen fällt. Für Hedgefonds-Manager David Einhorn wäre ein Kurs von 30.000 Dollar kein Triumph – sondern ein...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Krise am Bau: Wohnungsmarkt steckt fest – Bauindustrie warnt vor Investitionsstau
20.05.2025

Die deutsche Bauwirtschaft steckt weiterhin tief in der Krise. Der Wohnungsbau schwächelt, Neubauten stagnieren – und aus Sicht der...

DWN
Politik
Politik BKA: Politisch motivierte Kriminalität steigt um 40 Prozent– Beratungsstellen schlagen Alarm
20.05.2025

Schon die erste Kriminalitätsstatistik, die Dobrindt vorstellt, zeigt, dass er ein schwieriges Amt übernommen hat. Bei Straftaten mit...

DWN
Finanzen
Finanzen BYD-Aktie auf Rekordjagd: Neue Technologie und Europa-Strategie beflügeln den Kurs
20.05.2025

Die BYD-Aktie bricht Rekorde, während Konkurrent Tesla schwächelt. Neue Technologien und Strategien sorgen für Aufsehen – doch wie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Russland unter Druck: EU verschärft Sanktionen gegen Kreml
20.05.2025

Trotz der Bemühungen von US-Präsident Donald Trump ist ein Ende des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine weiterhin nicht in Sicht....