Bereits 2012 hatte China, was die Ausgaben für Forschung und Entwicklung anbelangt, fast zur EU aufgeschlossen: 257 Milliarden Dollar Forschungs- und Entwicklungsausgaben in China standen 282 Milliarden in der EU gegenüber. Die chinesische Wirtschaft war damit schon ähnlich forschungsintensiv wie die europäische, wenn man das Verhältnis dieser Ausgaben zur gesamten Wirtschaftsleistung betrachtet. Die in dieser Woche veröffentlichte OECD-Studie „Science, Technology and Industry Outlook“ hält das fest.
Tatsächlich hat China in den Jahren 2008 bis 2012 seine Forschungs- und Entwicklungsausgaben verdoppelt, obwohl das chinesische Wirtschaftswachstum zurückgegangen ist. Im Gegensatz dazu stiegen die Leistungen für Forschungs- und Entwicklung in der EU und in den Vereinigten Staaten nach 2008 kaum noch. Dadurch ist der Anteil der OECD-Länder an der weltweiten Forschung und Entwicklung in den letzten zehn Jahren von 90 % auf 70 % gefallen.
Die Folgen zeigen sich an der Zahl der Patente und der wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Auch hier verlieren die EU, die USA und Japan an Grund. Die USA mit ihren Spitzenuniversitäten und ihrer starken Stellung in der Informations- und Kommunikationstechnologie sowie der Biotechnologie stehen allerdings noch immer relativ gut da.
Eine der Gründe für die unterdurchschnittliche Entwicklung ist in vielen OECD-Ländern die allgemein gesunkene Neigung der Unternehmen zu investieren. Namentlich in vielen europäischen Ländern sind die Unternehmen durch die Finanzkrise und die Eurokrise nachhaltig verunsichert. Sie warten ab und halten Investitionen zurück. Noch stärker als Forschung und Entwicklung betrifft das Investitionen in Maschinen und Ausrüstung.
Doch ist die die Entwicklung in Europa zweigeteilt. Deutschland hat sein Ziel, 3% des BIPs für Forschung und Entwicklung aufzuwenden, erreicht. 2007 waren es nur 2,5%. Etwa ein Drittel der Gelder stammt dabei aus Steuergeldern, zwei Drittel von privaten Unternehmen. Auch Österreich und die Schweiz erreichen fast die deutschen Werte.
Deutlich schlechter als Deutschland steht beispielsweise Frankreich dar. 2,3% des BIPs fließen dort in Forschung und Entwicklung. In Holland (2,2%) und Großbritannien (1,7%) sind es noch weniger. Und noch einmal schlechter ist die Quote in z.B. Polen (1,5%) oder Spanien und Italien (jeweils 1,3%). Zum Vergleich: In China flossen 2012 2,0% des BIPs in Forschung und Entwicklung. Diese Unterschiede gewinnen weiter an Gewicht durch die Unterschiede im Wirtschaftswachstum.
Allerdings sieht die OECD, die internationale Organisation der 34 wirtschaftlich führenden Staaten der Erde, auch in Deutschland Defizite. Eher unterdurchschnittlich im Vergleich mit den anderen OECD-Ländern findet man wissenschaftliche Ergebnisse aus Deutschland in den maßgeblichen wissenschaftlichen Fachzeitschriften. Auch die Investitionen in Informationstechnologien und die mobile Breitbandversorgung hinken in Deutschland hinterher. Und schließlich spart man auch bei der Ausbildung der Studenten an den Hochschulen in Deutschland.