Finanzen

Rheinmetall-Aktie unter Druck: Ukraine-Gespräche belasten Rüstungswerte

Die Rheinmetall-Aktie steht unter Druck – geopolitische Entwicklungen und enttäuschende Zahlen verunsichern Anleger. Wie stark könnten mögliche Friedensgespräche in Alaska den Kurs beeinflussen? Und bleibt der langfristige Aufwärtstrend trotz politischer Unsicherheit intakt?
11.08.2025 12:03
Lesezeit: 3 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Rheinmetall-Aktie unter Druck: Ukraine-Gespräche belasten Rüstungswerte
Rüstungaktien stehen zum Start in die neue Börsenwoche unter Druck, auch die Rheinmetall-Aktie (Foto: dpa). Foto: Hannes P Albert

Rheinmetall-Aktie und andere Rüstungsaktien unter Druck: Ukraine-Gespräche belasten

Die Rheinmetall-Aktie hat zu Wochenbeginn deutlich an Wert verloren. Gemeinsam mit den Papieren von Renk und Hensoldt gehörte sie am Montagmorgen vorbörslich zu den größten Verlierern am deutschen Aktienmarkt – mit Kursverlusten von fünf Prozent oder mehr. Während der Gesamtmarkt moderate Gewinne verzeichnete, setzte bei den Rüstungswerten eine deutliche Korrektur ein.

Die Rheinmetall-Aktie legte seit Jahresbeginn bis zum Freitagsschluss um beeindruckende 164 Prozent zu. Renk verzeichnete sogar ein Plus von 235 Prozent, Hensoldt von 147 Prozent. Milliardenschwere Aufträge, vor allem aus Deutschland, hatten in den vergangenen Monaten für kräftigen Rückenwind gesorgt. Viel Wachstumsfantasie steckt in den Kursen, die Erwartungen an die Unternehmen sind entsprechend hoch – und lassen wenig Raum für Enttäuschungen. Dass die Papiere über den vergangenen Monat zweistellig verloren haben, ist vor diesem Hintergrund nicht überraschend, aber in Zeiten des Rüstungsbooms dennoch bemerkenswert.

Enttäuschende Quartalszahlen sorgen für Verkaufsdruck

Bereits in der vergangenen Woche hatte Rheinmetall Zahlen für das erste Halbjahr vorgelegt, die hinter den Erwartungen zurückblieben. Umsatz und operatives Ergebnis lagen im zweiten Quartal unter den Prognosen. Marktanalyst Jens Klatt vom Handelshaus XTB erklärte, ein schleppender Auftragseingang mitten im Rüstungsboom sei von Anlegern als besonders negativ gewertet worden. Hinzu kommt die Sorge, dass eine mögliche Waffenruhe in der Ukraine die Nachfrage nach neuen Bestellungen dämpfen könnte – mit direkten Auswirkungen auf den Rheinmetall-Aktienkurs.

Rheinmetall-Aktie: Politische Signale verstärken die Unsicherheit

Im Fokus steht ein für Freitag geplantes Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Alaska. Ziel ist es, eine mögliche Friedenslösung im seit fast dreieinhalb Jahren andauernden Ukraine-Krieg auszuloten. Aus Sicht der Ukraine handelt es sich um einen Täuschungsversuch Moskaus mit geringen Erfolgsaussichten. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj betonte: "Wir werden unser Land und unsere Unabhängigkeit auf jeden Fall verteidigen." Er lehnte Gebietsabtretungen kategorisch ab und forderte, dass jede Entscheidung unter Beteiligung der Ukraine getroffen werden müsse.

Nato-Generalsekretär Mark Rutte zeigte sich pragmatisch: Bei künftigen Verhandlungen werde man kaum um die Frage herumkommen, wie mit den von Russland kontrollierten ukrainischen Gebieten umzugehen sei. "Wir müssen im Moment zur Kenntnis nehmen, dass Russland einen Teil des ukrainischen Territoriums kontrolliert", sagte er. Zugleich könnten europäische Staaten, angesichts hoher Schuldenquoten, ein Ende des Kriegs nutzen, um von den jüngst erhöhten Verteidigungsausgaben wieder abzurücken. Spanien etwa hat bereits signalisiert, die neuen Nato-Ziele nur eingeschränkt unterstützen zu wollen.

Auswirkungen auf die Rheinmetall-Kursentwicklung

Ein Ende oder Einfrieren des Konflikts könnte die Rheinmetall-Kursentwicklung kurzfristig belasten, da die Auftragsfantasie zurückgehen würde. Gleichzeitig erklärte US-Vizepräsident JD Vance, dass die USA ihre finanzielle Unterstützung für die Ukraine beenden wollen. "Die USA sind mit der Finanzierung des Ukraine-Kriegsgeschäfts durch", sagte er im US-Fernsehen. Sollte die Waffenruhe scheitern und die USA aussteigen, müsste Europa die Unterstützung Kiews deutlich ausbauen – wovon Rüstungsunternehmen erneut profitieren könnten.

Analysten halten an Kaufempfehlungen fest

Die jüngsten Analystenkommentare zur Rheinmetall-Aktie zeigen ein einheitlich positives Bild. Trotz kurzfristiger Kursrückgänge sehen Experten unverändert großes Potenzial, gestützt auf robuste Auftragslage und langfristige Branchentrends.

Am 8. August bestätigte Deutsche Bank Research ihre Einstufung für die Rheinmetall-Aktie auf "Buy" mit einem Kursziel von 1950 Euro. Zwar enttäuschte der Konzern beim Gewinn und Barmittelfluss, bestätigte jedoch seinen Ausblick. Analyst Christoph Laskawi betonte, dass der langfristige Anlagehintergrund intakt bleibe. Am selben Tag bekräftigte die Privatbank Berenberg ihr "Buy"-Rating mit einem Kursziel von 2100 Euro. Analyst George McWhirter verwies auf Lieferverzögerungen, die das Wachstum bremsen, sowie auf verbesserte Auftragseingänge. Besonders das vierte Quartal habe eine hohe Gewichtung. Aussagen aus einer Telefonkonferenz deuteten zudem auf ein höheres Potenzial für Rüstungsaufträge aus Deutschland hin, als bisher angenommen. Auch die US-Bank JPMorgan hielt an ihrer positiven Einschätzung fest. Die Einstufung lautet "Overweight" bei einem Kursziel von 2250 Euro. Analyst David H Perry sah den starken Kursrutsch am Berichtstag als "sehr attraktiven Einstiegszeitpunkt" für die Rheinmetall-Aktie. Ab September erwarte er einen außergewöhnlich positiven Nachrichtenfluss aus dem Rüstungsgeschäft. Ein mögliches Treffen von Donald Trump und Wladimir Putin werde seiner Einschätzung nach keine negativen Auswirkungen auf geplante deutsche Rüstungsinvestitionen haben.

Trotz kurzfristiger Rückschläge und gemischter Quartalszahlen bleibt die Rheinmetall-Aktie bei allen betrachteten Analysten ein klarer Kauf. Die Experten sehen stabile Fundamentaldaten, attraktive Einstiegschancen und langfristig hohes Potenzial – gestützt auf anhaltend starke Nachfrage im Rüstungssektor.

Langfristiger Aufwärtstrend intakt

Analysten betonen, dass der langfristige Aufwärtstrend der Rheinmetall-Aktie nicht gebrochen sei. Die strukturellen Treiber – allen voran der Superzyklus in der westlichen Verteidigungsindustrie – bleiben intakt. Selbst wenn eine Waffenruhe beschlossen würde, dürfte die Nachfrage nach moderner Rüstungstechnologie hoch bleiben. Für langfristig orientierte Anleger könnten die aktuellen Rücksetzer daher als Einstiegsgelegenheit dienen.

Fazit: Kurzfristige Risiken, langfristige Chancen

Die Rheinmetall-Aktie steht aktuell im Spannungsfeld geopolitischer Entwicklungen und konjunktureller Erwartungen. Kurzfristig könnten sowohl enttäuschende Unternehmenszahlen als auch ein mögliches Friedensabkommen zwischen den USA und Russland den Rheinmetall-Aktienkurs belasten. Mittel- bis langfristig jedoch sprechen die geopolitische Lage, der Investitionsbedarf in die Verteidigungsfähigkeit Europas und die solide Auftragsbasis für weiteres Wachstum.

Für Anleger bedeutet dies: Die Lage aufmerksam beobachten, die politische Entwicklung im Blick behalten – und die Chancen nutzen, die sich aus Kursschwächen bei einem führenden Rüstungswert ergeben. Im derzeit volatilen Marktumfeld bleibt die Rheinmetall-Aktie ein zentrales Barometer für die Stimmung gegenüber Rüstungsaktien insgesamt. Wer an den langfristigen Trend in der Branche glaubt, könnte gerade jetzt über einen Einstieg nachdenken.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Novo Nordisk-Aktie nach 5-Jahrestief volatil: Wie geht es weiter und welche Rolle spielen die US-Börsen?
11.08.2025

Die Novo Nordisk-Aktie zeigt sich zum Start in die neue Handelswoche volatil. Nach einer Abstufung der UBS war das Papier des dänischen...

DWN
Politik
Politik Rutte warnt: Trump testet Putin – droht Frieden über Köpfe der Ukrainer hinweg
11.08.2025

NATO-Chef Mark Rutte lobt Donald Trump für dessen Gipfel mit Wladimir Putin – doch hinter den Kulissen wächst in Europa die Sorge vor...

DWN
Politik
Politik Merz erklärt Teilstopp der Rüstungsexporte an Israel – Praxis wohl kaum betroffen
11.08.2025

Bundeskanzler Friedrich Merz hat den angekündigten Teilstopp von Rüstungsexporten an Israel näher erläutert. Laut einem internen Papier...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Luftverkehr: Deutsche Airlines kämpfen mit hohen Kosten und Rückstand
11.08.2025

Der deutsche Luftverkehr wächst langsamer als die Branche erwartet und hinkt der europäischen Konkurrenz deutlich hinterher. Hohe...

DWN
Finanzen
Finanzen Rheinmetall-Aktie unter Druck: Ukraine-Gespräche belasten Rüstungswerte
11.08.2025

Die Rheinmetall-Aktie steht unter Druck – geopolitische Entwicklungen und enttäuschende Zahlen verunsichern Anleger. Wie stark könnten...

DWN
Politik
Politik Auf Tiktok für die Demokratie: Bundestag startet neue Social-Media-Offensive
11.08.2025

Der Deutsche Bundestag will seine Social-Media-Präsenz ausweiten und künftig auch auf der Plattform Tiktok aktiv sein....

DWN
Immobilien
Immobilien Mietmarkt: Wie KI Wohnen neu organisiert - und welche Start-ups Vorreiter sind
11.08.2025

Mittels KI definieren Proptechs wie Flatfind, Mr. Lodge, Nestermind und Keymatch.ai die Regeln auf dem Mietmarkt neu. Blick auf eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftsweise warnt vor Leistungskürzungen – Sozialstaat vor finanzieller Zerreißprobe
11.08.2025

Angesichts der finanziellen Schieflage von Renten-, Pflege- und Krankenversicherung warnt Wirtschaftsweise Veronika Grimm vor einer...