Investoren warten auf den Zinsentscheid der US-Notenbank
Die Kurse an der Wall Street näherten sich in der vergangenen Woche den Rekordwerten, kamen jedoch direkt davor zum Stillstand. Investoren warten auf die Sitzung der amerikanischen Zentralbank Federal Reserve und auf die Entscheidung über einen neuen Zinsschritt. Aktuell besteht eine Wahrscheinlichkeit von 86 Prozent, dass es zu einer weiteren Senkung kommen wird. Das zeigen Daten der CME. Einige Analysten sagen jedoch, dass Investoren die Möglichkeit unterschätzen, dass die Federal Reserve ein Nein ausspricht.
Die Federal Reserve ist bei ihrer Entscheidung stark gespalten. Fünf der zwölf stimmberechtigten Mitglieder des Offenmarktausschusses haben ihre Ablehnung oder Skepsis gegenüber einem weiteren Zinsschritt geäußert. Drei Mitglieder des in Washington ansässigen Board of Governors unterstützen hingegen die Senkung. In dem Ausschuss gab es seit dem Jahr 2019 keine Sitzung mit drei oder mehr Gegenstimmen. Seit dem Jahr 1990 trat dies laut Reuters nur neunmal auf.
Ganz sicher könne es kurzfristige Schwankungen geben. Wichtiger sei jedoch, was die Federal Reserve im ersten Halbjahr des Jahres 2026 tun werde und nicht das, was im Dezember geschehe. Dies kommentierte Jeremiah Buckley, Aktienportfoliomanager bei Janus Henderson, gegenüber Reuters. Wie im Folgenden zu lesen ist, sind einige Experten hinsichtlich des Auftakts zu 2026 optimistisch.
Die wöchentlichen Indexveränderungen:
- SBI TOP: plus 1,27 Prozent
- S&P 500: plus 0,3 Prozent
- Nasdaq: plus 0,9 Prozent
- Dow Jones: plus 0,5 Prozent
- MSCI World: plus 0,46 Prozent
- Eurostoxx 600: plus 0,61 Prozent
- Gold je Unze: minus 0,5 Prozent bei 4.197 US-Dollar
- Bitcoin: plus 3,7 Prozent bei 89.566 US-Dollar
Larry Fink: Große Staatsfonds kaufen Bitcoin
Staatliche Vermögensfonds kaufen Bitcoin zu reduzierten Preisen. Darüber sprach Larry Fink, Geschäftsführer von BlackRock, in dieser Woche offen auf dem Wirtschaftsforum der New York Times. Es gebe immer mehr ernsthafte und langfristige Investoren, die in diese Anlageform einsteigen. Das sagte Fink. Es sei nicht nur ein einzelner staatlicher Vermögensfonds. Die Käufe würden schrittweise bei 120.000 und 100.000 US-Dollar erhöht. Er wisse, dass auch bei 80.000 US-Dollar mehr gekauft worden sei. Es würden langfristige Positionen aufgebaut. Wenn ein Asset mehrere Jahre gehalten werde, handele es sich nicht um Spekulation, sondern um eine bewusste Anlage mit klarem Ziel.
Die größte Kryptowährung werde laut Fink als Absicherung gegen den wachsenden öffentlichen Schuldenberg und gegen Inflation verstanden. Es gebe ein extrem breites Spektrum an Nutzungsmöglichkeiten. Das ergänzte er. BlackRock gehört zu den ersten großen Institutionen an der Wall Street, die ihren Kunden direkten Zugang zu Kryptoassets als eigenständige Anlageklasse ermöglicht haben. Daten von Bloomberg zeigen allerdings ein gegenteiliges Bild. Der Bitcoin ETF von BlackRock verzeichnete die längste Serie wöchentlicher Mittelabflüsse seit Beginn des Handels im Januar 2024. Das deutet darauf hin, dass die Reaktion institutioneller Anleger zurückhaltend ist.
BlackRock kauft europäische Energieunternehmen
Helena Jewell, Chief Investment Officer von BlackRock für die Region EMEA, ist gegenüber Aktien mit Bezug zur künstlichen Intelligenz relativ optimistisch. Die Wachstumsdynamik werde sich fortsetzen. Das sagte Jewell gegenüber Reuters. Unternehmen mit enormen Kapitalausgaben und großen verfügbaren Mitteln trieben die Entwicklung.
Das bedeute jedoch nicht, dass der Weg ohne Turbulenzen verlaufe. Phasen stärkerer Marktbewegungen seien wahrscheinlich, erklärte sie. Hedgefonds nutzen derzeit einen nahezu rekordhohen Leverage. Das bedeutet, dass sie bei deutlicheren Kursverlusten sehr schnell große Teile ihrer Positionen schließen müssten. Jewell erklärte, dass in den von ihr verwalteten Portfolios die Gewichtung europäischer Energieunternehmen sowie Firmen, die elektrische Infrastruktur bauen, etwa Siemens Energy, erhöht wird.
JPMorgan: Positive Einschätzung für europäische Banken
Wir starten in das Jahr 2026 mit einer unveränderten und sogar zunehmend positiven Einschätzung europäischer Banken. Das sagen Analysten von JPMorgan. Dazu tragen die Verbesserung des wirtschaftlichen Umfelds, stabile Zinsen, stabile Inflation und eine relativ günstige Arbeitslosenstatistik bei. Wachstum bei Bankgewinnen und Rückkaufprogramme unterstützen die positiven Prognosen zusätzlich.
Europäische Bankaktien stehen vor einem möglichen Abschluss des dreizehnten Quartals in Folge mit Wachstum. In diesem Jahr sind Banken der erfolgreichste Sektor des europäischen Aktienmarktes. Der Index Stoxx 600 Banks ist im laufenden Jahr um rund 55 Prozent gestiegen. Der breitere Markt legte um etwa 13 Prozent zu. Trotzdem werden Bankaktien weiterhin mit einem Abschlag von rund 33 Prozent im Vergleich zu anderen Sektoren gehandelt. Die starken Kapitalpositionen ermöglichen laut Analysten für die Jahre 2025 bis 2027 ein erwartetes jährliches Wachstum von rund sechs Prozent.
Scott Rubner: Guter Jahresabschluss und starker Start in das Jahr 2026 in Sicht
Nach Ansicht von Scott Rubner, Leiter der Strategie bei Citadel Securities, steht ein guter Jahresabschluss bevor und ein positiver Auftakt zum Jahr 2026. Die aktuelle Positionierung der Investoren zeigt bullische Signale. Saisonale Muster geben zusätzlichen Rückenwind.
Die Positionierung der Investoren bleibt zurückhaltend. Die Angst, Chancen zu verpassen, FOMO, zieht jedoch Investoren mit zu geringer Aktienquote zurück in den Markt. Dies schrieb Rubner im Freitagsbericht an Kunden, aus dem Bloomberg zitiert. Private Anleger, die er als wichtigste Preistreiber des Jahres bezeichnet, bleiben sehr aktiv.
Rubners optimistische Einschätzung basiert auch auf dem Anstieg der Aktienrückkäufe, die den Markt zusätzlich stützen. Der S&P 500 bewegt sich nahe einer neuen Rekordmarke nach einem Plus von rund 17 Prozent seit Jahresbeginn. Dazu tragen starke Quartalszahlen und die Erwartung bei, dass die Federal Reserve eine lockerere Geldpolitik verfolgen wird. In das neue Jahr gehe man mit einer ungewöhnlich starken Kombination aus fiskalischen, technologischen und politischen Impulsen. Diese Kombination biete eine günstige Ausgangslage für globale Aktien. Das sagte er.
Bank of America: Dies ist keine klassische Blase
Sind wir wieder im Jahr 2000? Befinden wir uns in einer Blase? Nein. Das sagt Savita Subramanian, Leiterin der Aktienstrategie für die USA bei der Bank of America. Wird künstliche Intelligenz weiterhin eine unangefochtene Führungsrolle einnehmen? Ebenfalls nein. Die Kapitalausgaben der Unternehmen, die Rechenzentren bauen, sind auf etwa 60 Prozent der operativen Cashflows gestiegen. Vor zehn Jahren lag dieser Anteil bei rund 30 Prozent. Im Internetboom um das Jahr 2000 lag er bei ungefähr 140 Prozent.
Subramanian räumt ein, dass aufgeblähte Bewertungen und hohe Wachstumskonzentration bei einigen wenigen Aktien an das Jahr 2000 erinnern. Sie betont jedoch wichtige Unterschiede. Die Aktienquote in Fonds ist heute deutlich niedriger als im Dotcom Zeitalter. Das Bewertungswachstum basiert überwiegend auf Gewinnwachstum. Börsengänge sind kleiner. Spekulationen mit unprofitablen Aktien sind nicht annähernd so extrem wie Ende des vergangenen Jahrhunderts. Die aktuelle Situation sei keine klassische Blase, sondern eine Lufttasche. Kapitalausgaben wachsen schneller als die Einnahmen. Nach Einschätzung der Bank wird der S&P 500 im kommenden Dezember etwa 7.100 Punkte erreichen. Das wären etwas mehr als drei Prozent über dem Niveau, das am Freitag gehandelt wurde.
Fed Streit, KI-Hype und Anlegerdruck: Warum 2026 ein Wendepunkt wird
Der Blick der Wall Street auf das Jahr 2026 beeinflusst Deutschland unmittelbar. Große deutsche Konzerne sind eng in die globalen Kapitalmärkte eingebunden. Prognosen zu Aktienrückkäufen, Zinswenden, Technologieinvestitionen und Bankenbewertungen bestimmen die Finanzierungskosten der deutschen Wirtschaft. Deutschlands Finanzsektor profitiert von optimistischen Bankprognosen in Europa, sieht sich aber gleichzeitig den globalen Risiken ausgesetzt, die aus hoher Verschuldung, möglichen Marktverwerfungen und einer starken Abhängigkeit von der US-Geldpolitik entstehen. Der Wall-Street-Ausblick wird damit zu einem zentralen Faktor für die Stabilität des deutschen Kapitalmarkts.
Die Analyse der Wall Street zeigt ein komplexes Bild mit vorsichtigem Optimismus für 2026. Die Mischung aus stabiler Inflation, erwarteten Zinssenkungen, starker Technologieentwicklung und robusten Bankgewinnen unterstützt den positiven Trend. Gleichzeitig bleiben Risiken bestehen. Der Wall-Street-Ausblick entscheidet mit darüber, wie Europa und Deutschland wirtschaftlich in das Jahr 2026 starten.


