Wirtschaft

Exporte: USA- und China-Geschäft bricht im Oktober ein

Die deutschen Exporte geraten in ihren wichtigsten Absatzmärkten ins Rutschen, und die Zahlen aus den USA und China zeichnen ein klares Bild: Der Außenhandel liefert keinen Rückenwind mehr für die Konjunktur. Warum Europa plötzlich zum letzten Stabilitätsanker wird – und was der Einbruch in zwei Schlüsselregionen über die Schwäche des Standorts verrät.
09.12.2025 14:27
Lesezeit: 2 min
Exporte: USA- und China-Geschäft bricht im Oktober ein
Luftaufnahme eines Containerterminals in Shanghai, China. (Foto: dpa) Foto: Uncredited

Exporteure unter Druck: Geschäft mit USA und China schrumpft

In zwei zentralen Absatzmärkten sinken die deutschen Exporte deutlich. Ökonomen werten das als schlechtes Vorzeichen für die Konjunktur. Bergauf geht es dagegen auf einem nahen Markt.

Schwacher Oktober: Ausfuhren treten auf der Stelle

Wiesbaden (dpa) - Rückschläge im wichtigen Geschäft mit den USA und China bremsen die deutschen Exporteure aus. Im Oktober stiegen die Ausfuhren nur leicht um 0,1 Prozent zum Vormonat auf 131,3 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Der europäische Markt erwies sich als Stütze.

Nach einer Erholung im September legten die Ausfuhren zwar mit dem Oktober-Plus den zweiten Monat in Folge zu, dennoch sehen Ökonomen zu wenig Schwung, um die deutsche Wirtschaft zu beleben. "Für einen positiven Impuls für die deutsche Konjunktur ist der Außenhandel nach wie vor zu schwach", schrieb Michael Herzum, Leiter Volkswirtschaft beim Fondsanbieter Union Investment.

Der deutsche Export stehe weiter unter Druck, schrieb Dirk Jandura, Präsident des Außenhandelsverbands BGA. "Wir verlieren kontinuierlich Marktanteile in den wichtigsten Weltregionen außerhalb Europas."

Zwei zentrale Märkte im Minus

Insbesondere in den USA, dem wichtigsten Exportland für Deutschland, mussten die Exporteure nach der jüngsten Erholung einen Dämpfer hinnehmen. In die Vereinigten Staaten wurden im Oktober Waren im Wert von 11,3 Milliarden Euro geliefert, 7,8 Prozent weniger als im September.

Die unter Präsident Donald Trump erhöhten Zölle dämpfen die Nachfrage nach deutschen Waren. Im August waren die deutschen Exporte in die USA auf den niedrigsten Stand seit November 2021 gefallen.

Zwar haben die USA und die EU im Sommer ein grundsätzliches Abkommen im Handelsstreit erzielt, doch die Einigung schrieb deutliche Zollerhöhungen für viele Produkte fest – darunter Autos. Hinzu kommen hohe Zölle für Stahl und Aluminium, die etwa die deutschen Maschinenbauer belasten.

Europa bleibt Stabilitätsanker

Auch auf dem wichtigen Absatzmarkt China läuft es nicht rund. Die Exporte nach Fernost schrumpften um 5,8 Prozent auf 6,3 Milliarden Euro. China produziert inzwischen viele Waren selbst, statt sie aus Deutschland zu importieren.

Zuwächse konnten die deutschen Exporteure dagegen in der EU erzielen. Dort stiegen die Ausfuhren im Oktober zum Vormonat um 2,7 Prozent auf gut 76 Milliarden Euro.

"Die deutlichen Einbrüche, insbesondere in unseren zentralen Zielmärkten USA und China, sprechen eine unmissverständliche Sprache", sagte BGA-Präsident Jandura. "Europa bleibt die sichere Bank unserer Wirtschaft. Hier kann Made in Germany noch punkten." Die Bundesregierung müsse als Antwort darauf den europäischen Binnenmarkt stärken.

Fast jeder vierte Job hängt am Export

Die deutsche Wirtschaft ist stark vom Außenhandel abhängig. Fast jeder vierte Arbeitsplatz hierzulande hängt vom Export ab, der im laufenden Jahr nach BGA-Schätzung um 2,5 Prozent schrumpfen dürfte.

Nach Deutschland importiert wurden im Oktober Waren im Wert von rund 114,5 Milliarden Euro und damit 1,2 Prozent weniger als im Vormonat.

Die Hoffnung auf einen Jahresendspurt im Außenhandel schwindet: Im November sanken die Ifo-Exporterwartungen. "Anzeichen einer nachhaltigen Erholung fehlen weiterhin", sagte Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen.

Wettbewerbsfähigkeit geschwächt

Die deutschen Exporteure leiden nicht nur unter den erhöhten US-Zöllen und der Konkurrenz aus China, sondern auch unter dem starken Euro, der deutsche Waren auf den Weltmärkten verteuert. Dazu kommen eigene strukturelle Schwächen: Der Bundesbank zufolge hat die deutsche Wirtschaft in Schlüsselbranchen wie Maschinenbau, Chemie oder Elektro an Wettbewerbsfähigkeit verloren.

Die Schwäche der Exporteure ist ein Grund für die Krise der deutschen Wirtschaft, die 2025 allenfalls minimal wachsen dürfte. "Der Aufschwung der Exporte nach dem Sommer ist bereits zum Stillstand gekommen, was darauf hindeutet, dass die Exporte die Wirtschaft wahrscheinlich nicht aus der Stagnation herausholen werden", sagte Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der Bank ING.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Das Zeitalter des intelligenten passiven Einkommens: Bitcoin-Mining mit BlackchainMining

In der heutigen, sich rasant entwickelnden digitalen Wirtschaft sind Kryptowährungen wie Bitcoin nicht nur Vermögenswerte, sondern auch...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Exporte: USA- und China-Geschäft bricht im Oktober ein
09.12.2025

Die deutschen Exporte geraten in ihren wichtigsten Absatzmärkten ins Rutschen, und die Zahlen aus den USA und China zeichnen ein klares...

DWN
Finanzen
Finanzen Neues Silberpreis-Rekordhoch: Engpässe treiben Aufwärtsrallye – warum Anleger jetzt wachsam sein müssen
09.12.2025

Der Silberpreis jagt von Rekord zu Rekord und übertrifft selbst den Hype um Gold, folgerichtig gibt es am Dienstag ein neues...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Arbeitsmarkt: Sieben Wege wie Unternehmen Fachkräfte finden und halten
09.12.2025

Qualifizierte Fachkräfte werden knapp – das spüren Unternehmen bei der Personalsuche immer deutlicher. Die Folgen: Engpässe,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Milan Nedeljkovic folgt auf Oliver Zipse bei BMW
09.12.2025

BMW bekommt einen neuen Chef: Milan Nedeljkovic übernimmt das Ruder von Oliver Zipse. Der Produktionsvorstand bringt Erfahrung aus fast...

DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie im Fokus: Allianz-Kooperation mit Oaktree – was der Syndikat-Pakt für Anleger bedeutet
09.12.2025

Ein neuer Deal in London, ein bestätigtes Top-Rating und höhere Gewinnziele treiben die Allianz-Aktie bis an das Jahreshoch. Doch hinter...

DWN
Politik
Politik Merz fordert Abschaffung: EU-Lieferkettengesetz wird deutlich gelockert
09.12.2025

Das EU-Lieferkettengesetz sollte Unternehmen weltweit verpflichten, Menschenrechte zu achten. Doch bevor es überhaupt greift, haben sich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kosten für Wohnen und Essen fressen geringere Einkommen auf
09.12.2025

Wohnen und Lebensmittel werden teurer – doch die Härte trifft nicht alle gleich. Neue Daten der Statistiker zeigen, wie stark vor allem...

DWN
Politik
Politik Analyse: Putins Besuch in Indien zeigt die gefesselten Hände des Kreml
09.12.2025

Wladimir Putins Besuch in Indien sollte Stärke demonstrieren, doch die Realität wirkt gegenteilig. Der Kreml ist stark von Ölexporten...