Politik

Wie erwartet: Französischer EU-Kommissar schont Hollande

Lesezeit: 1 min
05.12.2014 00:44
Frankreich erhält drei weitere Monate, um einen glaubwürdigen Haushaltsentwurf vorzulegen. EU-Abgeordnete werfen dem EU-Wirtschaftskommissar Moscovici und der Kommission Parteilichkeit vor: Mit kleineren Ländern werde härter umgegangen. Moscovici sieht aber keinen Konflikt. Schließlich war er früher französischer Finanzminister und wisse um die Gefahr eines zu hohen Defizits.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Frankreich ist nach Deutschland die zweitgrößte Volkswirtschaft der EU. Und, ähnlich wie bei einigen Geldhäusern, wohl schon zu groß, um Sanktionen zu verhängen. Der EU-Wirtschaftskommissar Piere Moscovici musste am Dienstag das Europäische Parlament über die Entscheidungsfindung der EU-Kommission aufklären. Die Kommission hatte mitgeteilt, Frankreich, Italien und Belgien mehr Zeit zu geben. Frankreich habe drei Monate mehr Zeit erhalten, so Pierre Moscovici. Der Kommission hätten nicht alle notwendigen Informationen vorgelegen, um zu beurteilen, ob die vereinbarte Maßnahmen umgesetzt wurden. Andere Länder hätten aber die zur Beurteilung notwendigen Daten fristgerecht eingereicht. Die Kommission sei aber trotzdem nicht „selbstgefällig oder nachsichtig“, zitiert der EUObserver den Moscovici.

„Danke für die Klarstellung, dass ‚einige Tiere gleicher sind als andere‘“, zitierte die niederländische Abgeordnete Esther de Lange daraufhin aus George Orwells Roman „Animal Farm“. Es sei deutlich, dass mit kleinen Mitgliedsstaaten wie etwa Irland anders verfahren werde als mit Frankreich. „Das ist sehr beunruhigend“, sagte de Lange.  „Sie verwandeln die Kommission in eine Art Vereinte Nationen“, kritisierte die französische, liberale Abgeordnete Sylvie Goulard den EU-Kommissar. Und dann werde die Kommission bald dieselben Schwachstellen aufweisen wie die Vereinten Nationen. Deutlicher wurde Alain Lamassoure, der einst an Teilen des Vertrags von Lissabon mitgeschrieben hat:

"Die Maaastricht-Kriterien sind damals spektakulär gescheitert, weil Frankreich und Deutschland nicht bestraft wurden. (…) Ich fürchte, wir haben scheinbar Länder wie Italien und Frankreich, die als too big to fail betrachtet werden.

Moscovici hingegen betonte, dass er sich ganz der Reduzierung des Defizits verpflichtet fühle. Schließlich seien Defizite und Schulden „Feinde der Wirtschaft“. Und er wisse auch, dass dies eine Frage der Glaubwürdigkeit für den Stabilitätspakt, die EU-Kommission und für die Kommissare sei. Die drei zusätzlichen Monate seien vollständig im Einklang mit der Flexibilität der EU-Vorschriften. Und so oder so repräsentieren Sanktionen auch immer ein „Versagen“ der EU-Kommission in Zusammenarbeit mit den Regierungen“, sagte Moscovici. Pierre Moscovici war 2012 bis 2014 französischer Finanzminister und konnte schon damals das übermäßige Defizit im nationalen Haushalt auch nicht verringern.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Technologie
Technologie Webasto-Geschäftsführung: „Der Einsatz von KI ist eine strategische Notwendigkeit“
22.12.2024

Angesichts des wachsenden Drucks durch die Transformation hin zur Elektromobilität und steigender Kosten in der Branche sprechen Markus...

DWN
Panorama
Panorama Vollgas in die Hölle: Arzt gab sich als Islamkritiker und Musk-Fan - wirr, widersprüchlich!
21.12.2024

Er galt bei den Behörden nicht als Islamist, präsentierte sich als scharfer Kritiker des Islams. Er kämpfte für Frauenrechte und...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Immobilien
Immobilien Grundsteuer 2025: Alles rund um die Neuerung
21.12.2024

Ab Januar 2025 kommt die neue Grundsteuer in Deutschland zum Einsatz. Viele Hausbesitzer und künftige Käufer sind besorgt. Und das...

DWN
Immobilien
Immobilien Förderung jetzt auch für Kauf denkmalgeschützter Häuser
21.12.2024

Wer ein altes Haus kauft und klimafreundlich saniert, bekommt oft Hilfe vom Staat. Das gilt künftig auch für Denkmäler.

DWN
Politik
Politik So wollen die Schweiz und die EU enger zusammenarbeiten
21.12.2024

Die Schweiz ist nicht in der EU, aber es gibt etliche Abkommen. Doch die sind teils veraltet. Das soll sich nun ändern. Was bedeutet das...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Eine Erinnerung an ausreichend Risikokontrolle
21.12.2024

Die vergangene Woche brachte einen deutlichen Ausverkauf an den Aktienmärkten, der von Experten als gesunde Entwicklung gewertet wird....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kampf gegen Monopole: Europas Schlüsselrolle im Kampf gegen Big Tech und für den Klimaschutz
21.12.2024

Teresa Ribera steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Die sozialistische Vizepremierministerin Spaniens wurde im September von der...