Finanzen

Das Pentagon staunt: Amerikaner wollen Putins Ukraine-Taktik kopieren

Lesezeit: 2 min
07.12.2014 00:56
Mit einem komplexen juristischen System hat Russland so viele Fallstricke bei ukrainischen Staatsanleihen eingebaut, dass Moskau mehrfach Insolvenzen in der Ukraine auslösen kann. Diese Taktik ist so effektiv, dass sogar die FT anerkennend über Putins Völkerrechts-Juristen urteilt. Das Pentagon ist beeindruckt und will die russische Taktik künftig selbst im geopolitischen Wettstreit einsetzen, um Staaten unter Druck zu setzen.
Das Pentagon staunt: Amerikaner wollen Putins Ukraine-Taktik kopieren

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Auf den Finanzmärkten hat Russland den Westen taktisch ausmanövriert. Moskau hat die Ukraine-Krise in Kombination mit Staatsanleihen so geschickt für sich genutzt, dass das Pentagon diese Taktik für kommende militärische Krisen selbst einsetzen will - wie die FT erfahren haben will. In anerkennendem Ton zollt ausgerechnet die FT Putin und seinen Juristen Respekt. Die Völkerrechtler hätten sehr gute Arbeit geleistet, bestätigt das Londoner Zentralorgan der internationalen Finanz-Industrie.

Die Ukraine kämpft mit einer zusammenbrechenden Währung und einem korrupten Energiepreis-Modell, das zum Staatsbankrott beigetragen hat. Der Bürgerkrieg im Osten lähmt das Land zusätzlich. All diese Probleme sind bekannt. Nun droht aber mit den bislang wenig beachteten international gehaltenen Bonds eine durchaus ernste Gefahr für den sofortigen Staatsbankrott.

Eine Anleihe, die im September 2015 fällig wird, wurde vergangene Woche für 85 Cents ausgegeben – das entspricht einer Rendite von 28 Prozent. Eine weitere Anleihe, die im Juli 2017 fällig wird, konnte für 80 Cent gekauft werden – mit einer Rendite von 19 Prozent.

Alle Anleihen wurden nach „ausländischem Recht“ ausgegeben. Dies bedeutet, dass die Bedingungen nicht einseitig von der ukrainischen Regierung geändert werden können. Bis zum Ende des kommenden Jahres sind Zins- und Tilgungszahlungen nur nach britischem Recht wirksam. Schiedsgerichte in Skandinavien sollen am Ende entscheiden, wenn es zum Streitfall kommt.

Russland hat die Vorteile von Anleihenkäufen nach internationalem Recht schnell erkannt. Die US-Regierung hat diese Bedrohung nicht erkannt, kritisiert die FT. Erkennbar etwa am Beispiel der – von den Amerikanern sogenannten – „Sprengfallen-Anleihe“. Diese 3-Milliarden-Anleihe, die vor einem Jahr von der Ukraine an russische Inhaber ausgegeben wurde, wird im Dezember 2015 fällig. Sie ist nicht nur nach britischem Recht durchsetzbar, sondern wurde an einer irischen Börse ausgegeben. Die Anleihe hat Zahlungsunfähigkeits-Klauseln, die ausgelöst werden, wenn die Ukraine irgendeine Zahlung an ein Unternehmen, an dem Russland mindestens die Mehrheit hält, ausfallen lässt. Das schließt auch die offenen Gazprom-Rechnungen mit ein. Im ARD-Interview im November sagte Putin, er wolle vorerst auf die Rückzahlung der „Sprengfallen-Anleihe“ verzichten.

Zudem kann Russland auf die Auszahlung bestehen, wenn die ukrainischen Staatsschulden im Verhältnis zum BIP über 60 Prozent steigen. So ein Schachzug könnte die Ukraine auch zwingen, die weiteren 16 Milliarden an Staatsanleihen-gebundenen Auslandsschulden sofort begleichen zu müssen. Aufgrund der Abwertung der ukrainischen Hrywnja und den anhaltenden Problemen im Land wird die Ukraine die Schuldenlast auch in Zukunft nicht über ihre Devisenreserven leisten können.

Dem Westen bleibt wenig Spielraum: Entweder man gibt der Ukraine das benötigte Geld, um deren Schulden in Russland zu begleichen, oder man sieht dabei zu, wie die gesamte Wirtschaft zusammenbricht. Putin dagegen ist gut abgesichert. Das gilt auch für seinen Energie-Konzern Gazprom: Der ist gerade in den Genuss einer Zahlung durch die Ukraine gekommen. Das Geld kommt allerdings bereits von den EU-Steuerzahlern. Die Ukraine ist pleite und könnte keine signifikante Rechnung mehr aus eigenen Kräften begleichen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Ukraines Präsident, Wolodymyr Selenskyj, dankt Deutschland für die Unterstützung. Die Außenminister beider Länder, Baerbock und...

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
19.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Ausfuhren in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Technologie
Technologie Turbulenzen bei Tesla: Stellenabbau und düstere Prognosen für 2024
19.04.2024

Nach einem Stellenabbau bei Tesla prognostizieren Experten ein „Durchhänger-Jahr“ für Elektromobilität 2024, während Tesla auf...

DWN
Politik
Politik Russische Agenten in Bayern festgenommen: Sabotagepläne aufgedeckt
18.04.2024

Zwei Russland-Deutsche sollen für einen russischen Geheimdienst spioniert haben. Einer der beiden soll sich auch zur Durchführung von...