Der ehemalige Chef der US-Notenbank Federal Reserve, Paul Volcker, stimmt in den Chor der Zweifler ein, die die Allmacht der Zentralbanken in Frage stellen: Bei einer Veranstaltung von Centralbanking.com sagte Volcker, die Notenbanken seien die letzte Hoffnung der Anleger geworden - und könnten diesem Anspruch nicht genügen: „Sie versprechen mehr, als sie wirklich tun können.“
Auch in Banken-Kreisen wachsen die Zweifel an den Zentralbanken: „Wir haben lange argumentiert, dass die aktuellen Marktniveaus eher der Zentralbankliquidität und der Unterdrückung der natürlichen Risikoprämien geschuldet sind, als den zu Grunde liegenden Fundamentaldaten.“ Die Zentralbanken bestimmen also die aktuellen Marktniveaus, so Citi-Ökonom Matt King.
Doch wenn eine Zentralbank wie die SNB, deren Assets nur rund 0,5 Prozent des weltweiten BIP ausmachen, solche Tumulte auslöst, indem sie „ausnahmsweise und vorübergehende Maßnahmen“ trifft – was soll dann erwartet werden, wenn die Zentralbanken die Rückkehr zur „normalen Politik“ wagen, zitiert Zero Hedge den Citi-Ökonomen, der sich dabei auf die Aufhebung des Franken-Mindestkurses bezog.
Die US-Großbank wurde von der Entscheidung der SNB überrascht. Wegen der unerwarteten Aufwertung des Schweizer Franken hat die Citigroup wohl mehr als 150 Millionen Dollar Verlust gemacht, berichtete Bloomberg.
Die Märkte seien immer noch mit Liquidität von den Zentralbanken überflutet. King geht davon aus, dass dies auch so bleibt. Bereits im Herbst berechnete er, dass die Zentralbanken pro Quartal 200 Milliarden US-Dollar frisches Geld in den Markt pumpen müssen, um einen Ausverkauf an den Aktienmärkten zu verhindern. Die Anleger spekulieren wegen der niedrigen Zinsen mit kurzfristigen hohen Renditen, obwohl sie wegen der teils schwachen Fundamentaldaten bei vielen Unternehmen eigentlich aussteigen müssten.
Sollten die Zentralbanken die Stützungen der Märkte plötzlich abbrechen, wäre es sehr wahrscheinlich, dass die Märkte fallen würden, so Matt King im Interview mit den Deutschen Wirtschafts Nachrichten. Allerdings könnten die Zentralbanken die Stützung noch eine ganze Weile aufrechterhalten: „Die Risiken sind, dass zu irgendeinem Zeitpunkt die Blasen groß genug werden, dass die Investoren auf jeden Fall nervös werden, und/oder dass die Zentralbanken sich gezwungen sehen, zu viel zu tun, weil die Reformen anderswo fehlen.“