Politik

Zentralbank der Ukraine: „Wir müssen die Panik stoppen“

Der Ukraine droht die akute Zahlungsunfähigkeit. Die Zentralbank kündigt verschärfte Kapitalverkehrskontrollen an. Die Währungs-Reserven sind nicht mehr ausreichend. Die Zerstörung der Wirtschaft durch den Krieg hat das Land in den Ruin getrieben.
27.02.2015 15:51
Lesezeit: 1 min

Die Gouverneurin der ukrainischen Zentrlabnak, Valeria Hontareva, hat am Freitag eine weitere Verschärfung der Kapitalverkehrskontrollen angekündigt. Bloomberg berichtet, dass die Zentralbank nicht an eine Lockerung der bestehenden Kontrollen denke, sondern an die Ausweitung. Hontareva: "Wir müssen die Panik stoppen und genau das tun wir jetzt." Erst wenn die Landeswährung Hrywnja stabilisiert sei, könne man die Kontrollen lockern. Eine Stabilisierung sieht die Zentralbank bei einem Kurs von 20 US-Dollar.

Das größte Problem der durch den Krieg zerstörten Wirtschaft in der Ukraine sind aktuell die Währungsreserven, die Hontareva als nicht ausreichend ansieht. Die Reserven sind innerhalb eines Jahren (2014) von 20,4 Milliarden Dollar auf 6,4 Milliarden Dollar per Ende Januar 2015 geschrumpft. Allein im laufenden Jahr haben die Kunden 17,2 Milliarden Dollar von ihren Konten geholt.

Die Hrywnja hat allein im Februar um 53 Prozent abgewertet. Die Regierung in Kiew hofft nun auf die rasche Auszahlung eines IWF-Kredits. Premier Arseni Jazenjuk hatte erst vor wenigen Tagen eingeräumt, dass die Ukraine die Pleite anmelden müsste, wenn der IWF nicht zahlt. Auch Milliarden von EU-Steuerzahlern sind im Feuer. Zuletzt hatte die Bundesregierung einen 100 Millionen-Kreditlinie zugesichert, die angesichts der Lage ebenfalls im Feuer ist.

Die Zentralbank hat angekündigt, Gläubiger von Banken bei einem Banken-Crash an den Verlusten beteiligen zu wollen, weil dies eine der Bedingungen des IWF für neue Kredite sei. Davon könnten auch zahlreichen europäische und russische Banken betroffen sein, die immer noch in der Ukraine tätig sind.

Hontareva sagte, dass das ukrainische BIP mit dem Verlust der Rebellengebiete um 15 Prozent geschrumpft sei. Diese Daten würden eigentlich dafür sprechen, dass die Regierung in Kiew eine unverzügliche Einigung mit Russland über den Konflikt anstrebt. Stattdessen verhandelt die Regierung in Washington über Waffenlieferungen. Bezahlt werden würde diese vermutlich aus amerikanischen und europäischen Steuertöpfen. Der Beitrag von Waffen zur Stabilisierung der Wirtschaft ist allerdings negativ, weil eine Verlängerung des Kriegs Arbeitsplätze bestenfalls für internationale Söldner und ukrainische Soldaten schafften kann.

Nach der Ankündigung der Zentralbank hat sich die Hrywnja vorübergehend etwas gefangen.

Über 100 Parlamentarier wollen die Absetzung der Gouverneurin, der Geheimdienst soll gegen Hontareva wegen Hochverrats ermitteln.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla: Trump-Zölle könnten dem E-Autobauer schaden
14.03.2025

Tesla-Chef Elon Musk gilt als Trump-Unterstützer – doch sein Unternehmen schlägt Alarm. Die Strafzölle der US-Regierung könnten nicht...

DWN
Politik
Politik 100 Milliarden für Klimaschutz? Einigung zwischen Union, SPD und Grünen
14.03.2025

Ein Milliarden-Paket für Verteidigung und Infrastruktur sorgt für politische Bewegung. Nach zähen Verhandlungen haben Union, SPD und...

DWN
Politik
Politik BSW auch nach endgültigem Ergebnis nicht im Bundestag
14.03.2025

Das endgültige Wahlergebnis steht fest: Das BSW verpasst den Bundestag knapp. Trotz zusätzlicher Stimmen bleibt die Partei unter der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unser neues Magazin ist da: Gesund arbeiten und gesund leben? Die Balance auf der Kippe
14.03.2025

Unsere Arbeitswelt hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch verändert. Digitalisierung, Globalisierung und die ständige...

DWN
Unternehmen
Unternehmen BMW-Aktie: Gewinn beim Hersteller BMW sackt ab - die ganz fetten Jahre sind vorbei
14.03.2025

Nach Jahren extremer Erträge geht es für die Autohersteller gerade abwärts. Doch selbst nach den aktuellen Einbrüchen verdienen...

DWN
Politik
Politik Grüne blockieren schwarz-rotes Finanzpaket – Streit um Europas Zukunft
14.03.2025

Die Grünen stellen sich gegen das Finanzpaket von Union und SPD. Fraktionschefin Katharina Dröge fordert, Verteidigungs- und...

DWN
Technologie
Technologie Polen will Bau von AKW an der Ostsee 2028 starten
14.03.2025

Deutschland hat sein letztes Atomkraftwerk abgeschaltet. Polen indes will seinen ersten Reaktor direkt am Ostseestrand errichten. Das...

DWN
Panorama
Panorama Vorsorge Gesundheit: Krankenkassen-Boni noch bis 31. März sichern
14.03.2025

Viele Krankenkassen fördern ein gesundheitsbewusstes Verhalten ihrer Versicherten mit Bonuszahlungen. Wer davon profitieren möchte,...