Politik

Gegen Russland: Deutschland liefert Kampf-Panzer nach Polen

Lesezeit: 2 min
02.03.2015 15:21
Die von der Nato als neue Bedrohung ausgegebene Orientierung gegen Russland führt dazu, dass Deutschland Kampfpanzer nach Polen liefern und gleichzeitig seine eigene Truppe aufstocken wird. Die USA erwarten, dass alle Nato-Staaten zwei Prozent des BIP in Waffen investieren - und haben Großbritannien gerüffelt, weil der britische Haushalt von dieser Vorgabe abweicht.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Polen fühlt sich, wie Reuters schreibt, "wie die baltischen Staaten angesichts der Ukraine-Krise massiv von Russland bedroht und rüstet daher schon seit längerem auf". Deutschland wird Polen daher die zugesagten Panzer liefern, obwohl das Verteidigungsministerium auch die eigene Panzer-Truppe aufstocken will. "Selbstverständlich ist Deutschland da vertragstreu", sagte Ministeriumssprecher Jens Flosdorff am Montag in Berlin. Die Bundesregierung hatte dem Nato-Partner 2013 den Verkauf von 105 Kampfpanzern des modernen Typs Leopard 2-A5 sowie von 14 älteren des Typs 2-A4 zugesagt (mehr zu den Leopard-2-Panzern im Video am Anfang des Artikels). Flosdorff wollte sich nicht konkret dazu äußern, wie viele Kampfpanzer die Bundeswehr über die 225 aktuell eingeplanten noch besitzt. In Militärkreisen ist allerdings von mehreren Dutzend die Rede. Etliche weitere Leopard 2 stehen bei der Rüstungsindustrie.

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hatte wegen der "neuen Sicherheitslage" vergangene Woche eine Stärkung der Panzer-Truppe angekündigt. Ein bisher weitgehend nur auf dem Papier bestehendes Panzer-Bataillon im niedersächsischen Bergen soll dazu mit Personal und Material ausgestattet werden. Die Ministerin stoppte daher die Abgabe und Verschrottung von Panzern. Zudem soll die Bundeswehr nach den Worten von der Leyens wieder vermehrt zu hundert Prozent mit dem nötigen Großgerät, aber auch anderem Material wie Nachtsichtbrillen ausgerüstet werden. Nach der bisherigen Planung sollten die Einheiten dagegen nur zu durchschnittlich 75 Prozent mit Großgerät ausgestattet sein und sich das Material teilen.

Flosdorff deutete auch an, dass überschüssiges Geld am Jahresende künftig für den Kauf zusätzlicher Ausrüstung verwendet werden könnte. "Immer dann, wenn sich finanzielle Spielräume ergeben, werden wir das nutzen, um nicht nur bei dem Großgerät, sondern bei vielen kleinen Gerätschaften (...) diesen Mangel abzustellen", erklärte er. "Das kann sich auch dadurch ergeben, dass Großgerät mal nicht geliefert wird". Die Bundeswehr war in den vergangenen Jahren dafür kritisiert worden, dass sie Hunderte Millionen Euro ihres Budgets nicht ausgegeben hatte. Das Ministerium begründete dies mit verzögerten Rüstungslieferungen, die von der Industrie so spät im Haushaltsjahr gemeldet würden, dass die ersatzweise Beschaffung anderen Geräts kaum noch möglich sei.

Mit einer neuen Militär-Doktrin hat die Bundesregierung Russland als Bedrohung identifiziert. Im Rahmen der Nato profitiert auch die Bundeswehr von dem neuen Feindbild und hofft auf zusätzliche Steuergelder.

Die USA wachen darüber, dass die Nato-Mitglieder im Rahmen der neuen Zuweisung von Russland als Bedrohung auch ausreichend Mittel für ihre Armeen zur Verfügung stellen: So hat sich Washington besorgt über Kürzungen im britischen Verteidigungshaushalt geäußert. Die Einschnitte könnten die Kooperation britischer und US-Truppen bei künftigen bewaffneten Konflikten gefährden, sagte US-Generalstabschef Raymond Odierno in einem am Montag veröffentlichten Interview des "Daily Telegraph". Er forderte Großbritannien eindringlich auf, die Verteidigungsausgaben bei den mit der Nato vereinbarten zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) zu halten. Das Verteidigungsministerium in London erklärte umgehend, es werde an der Zielmarke festhalten. Entscheidungen über Ausgaben für das Finanzjahr 2015/16 seien allerdings noch nicht getroffen worden. In den vergangenen vier Jahren hatte Großbritannien den Wehretat um acht Prozent gekürzt, um das Haushaltsdefizit abzubauen.

In der Vergangenheit hätten britische und US-Divisionen Seite an Seite gearbeitet, sagte der ranghöchste Offizier der US-Armee mit Blick auf Einsätze im Irak und in Afghanistan. Bei weiteren Kürzungen werde es künftig möglicherweise nur noch eine britische Brigade oder ein Bataillon innerhalb einer amerikanischen Division geben.

In Deutschland hat Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble ab 2017 einen höheren Verteidigungsetat angekündigt. "Natürlich werden wir angesichts der Krisen und Instabilitäten in der Welt in den nächsten Jahren höhere Leistungen für Verteidigung schultern müssen", sagte der CDU-Politiker der "Bild am Sonntag". Dies gelte allerdings noch nicht für nächstes Jahr.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Quiet Quitting: Der stille Job-Rückzug mit gefährlichen Folgen
22.12.2024

Ein stiller Rückzug, der Unternehmen erschüttert: Quiet Quitting bedroht die Substanz deutscher Betriebe. Warum immer mehr Beschäftigte...

DWN
Politik
Politik Steuern und Abgaben: Mehrheit der Steuerzahler zahlt 2025 noch mehr – mit oder ohne Ampel!
22.12.2024

Das „Entlastungspaket“ der Ampel ist eine Mogelpackung, denn Steuersenkungen sind nicht vorgesehen. Im Gegenteil: Ab dem 1. Januar 2025...

DWN
Technologie
Technologie DWN-Sonntagskolumne: Künstliche Intelligenz Hype Cycle - Zwischen Revolution und Enttäuschung
22.12.2024

Ist künstliche Intelligenz nur ein Hype oder der Beginn einer Revolution? Zwischen hohen Erwartungen, Milliardeninvestitionen und...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Psychische Gewalt am Arbeitsplatz: Ursachen, Folgen und Lösungen
22.12.2024

So können Unternehmen gegen verbale Übergriffe aktiv werden- Beleidigungen, Drohungen und Beschimpfungen: Rund ein Drittel der...

DWN
Politik
Politik Migrationskrise: Asyl-Rekordhoch in Deutschland und die illegale Migration an den Grenzen geht ungebremst weiter
22.12.2024

In Deutschland leben fast 3,5 Millionen Geflüchtete, von Asylsuchenden über anerkannte Flüchtlinge bis zu Geduldeten. Das ist ein neuer...

DWN
Finanzen
Finanzen Kindergeld beantragen: Tipps und wichtige Infos für 2025
22.12.2024

Wussten Sie, dass Sie Kindergeld bis zu sechs Monate rückwirkend erhalten können? Dies gilt sowohl für Ihr erstes Kind als auch für...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Märchen vorbei? Steht Deutschlands Automobilindustrie vor dem Aus?
22.12.2024

Volkswagen in der Krise, Mercedes, BMW & Co. unter Druck – und hunderttausende Jobs stehen auf dem Spiel. Wie kann der Kampf um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Credit Suisse-Debakel: Ausschuss sieht Schuld bei Bank
22.12.2024

Die Nervosität an den Finanzmärkten war im Frühjahr 2023 groß - drohte eine internationale Bankenkrise? Für den Schweizer...