Politik

Texas: Zwei Terror-Verdächtige erschossen - doch wer waren die Männer?

In Texas wurden zwei Männer von der Polizei erschossen, die angeblich einen islamistischen Terroranschlag auf eine Karikaturen-Ausstellung geplant hatten. Die Ausstellung war von einer Organisation veranstaltet worden, deren Organisatoren von der Anti Defamation League dem rechtsextremen und islamophoben Milieu zugeordnet werden. Ob der Männer wirklich Islamisten waren, ist völlig unklar. In Texas ist im Herbst eine große Militärübung geplant, bei der der Kriegseinsatz im Ausland gegen Terroristen simuliert werden soll.
04.05.2015 15:00
Lesezeit: 3 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

In der texanischen Stadt Garland ist es am Sonntag zu einem rätselhaften Zwischenfall gekommen. Zwei Männer sollen sich einer Veranstaltung genähert haben, in der eine Cartoon Ausstellung stattgefunden hat, wie NBC berichtet.. Die Ausstellung war von der amerikanischen Organisation American Freedom Defense Initiative (AFDI) organisiert worden. Die Organisation ist so etwas wie eine amerikanische Variante der Pegida: Sie ist aus der Initiative Stop Islamization of America (SIOA) hervorgegangen.

Die einer übertriebenen Islamfreundlichkeit unverdächtige Anti Defamation League ordnet die Veranstalter dem rechtsextremen und verschwörungstheoretischen Milieu zu. Die Gruppe habe sich zur Aufgabe gemacht, die USA vor der mächtigen und gefährlichen islamischen Maschine zu bewahren, welche die Grundstruktur der amerikanischen Werte und der US Kultur zu zerstören drohe. Bei der Veranstaltung in Garland trat auch der niederländische Politiker Geert Wilders auf, der erst vor kurzem einen Auftritt bei der Pegida in Dresden hatte.

Gegen etwa 19 Uhr Ortszeit, als sich einige Dutzend Teilnehmer der Veranstaltung im Curtis Culwell Center eingefunden hatten, beobachtete die Polizei zwei Männer die auf einen unbewaffneten Wachmann das Feuer eröffneten und ihn im Knöchel trafen. Die Polizei eröffnete darauf sofort das Feuer auf die beiden Männer und tötete beide auf der Stelle. Der Gouverneur von Texas, Greg Abbott, sagte in einem Statement: „Es handelte sich um ein Verbrechen welches schnell beendet war dank des raschen und entschiedenen Eingreifens der Sicherheitskräfte von Garland.“

Ein Video von der Veranstaltung (am Anfang des Artikels, etwa ab 1:22:00) zeigt, dass die Teilnehmer erstaunlich ruhig auf die Nachricht reagierten, dass es vor dem Gebäude eine Schießerei gegeben habe. Ein Teilnehmer sagte sogar, er sei zu der Veranstaltung gekommen in dem Bewusstsein, dass dies gefährlich sein könnte und so etwas wie Schießerei stattfinden könnte.

Wer die Täter wirklich genau gewesen sind und um welches Verbrechen es sich wirklich gehandelt hat, ist zum Zeitpunkt vollkommen unklar. Die von der US-Regierung finanzierte Website Site Intelligence meldete kurz nach dem Zwischenfall, dass angeblich Mitglieder des islamischen Staats (IS) die Urheberschaft für den feindlichen Angriff auf die Karikaturenveranstaltung reklamiert hätten.

Site ist ein interessantes Unternehmen: Eine kleine Gruppe von Mitarbeitern spürt im Auftrag der amerikanischen Regierung und großer Unternehmen angebliche Islamisten im Internet auf. Der New Yorker schildert in einem interessanten Porträt des Unternehmens den hohen Grad der Geheimhaltung, mit dem sich die Firma umgibt. Angeblich gebe es auch Spannungen mit der amerikanischen Regierung und vor allem mit den Geheimdiensten. Die professionellen Dienste empfänden die Internetaktivisten als unzulänglich und gehen davon aus, dass es großen professionellen Organisationen leichter gelingen könnte, Terroristen im Internet ausfindig zu machen. Ein ehemaliger Geheimdienstmann sagte dem New Yorker, dass Site dazu neige, islamistische Bedrohungen zu übertreiben.

Ob die von Site identifizierten Websites im Zusammenhang mit Garland tatsächlich Websites von Terroristen sind und ob die IS-Bekenner wirklich Islamisten aus dem Nahen Osten sind, lässt sich nicht klären. Die Washington Post berichtete bereits 2007 über die private Spionagefirma. Damals hatte das Unternehmen das erste Video von Osama bin Laden an die US-Regierung geliefert. Die Methoden von Site beschreibt die Washington Post als eine „Mischung von Computertricks, persönlichen Verbindungen und Genialität, um Passwörter von geschützten Websites herauszufinden und downzuloaden“.

Der Zwischenfall von Garland hat zumindest die muslimische Bevölkerung der USA in Schrecken versetzt. Der Präsident einer muslimischen Jugendorganisation veröffentlichte ein Statement, in dem es heißt: „Im Namen der Ahmadiyya Muslim Youth Association, der größten muslimischen Jugendorganisation des Landes, stehen wir an der Seite unserer amerikanischen Mitbürger und sind geschockt und betroffen über die Schießerei. Wir warten auf die Ergebnisse der Ermittlungen, um mehr über die Schützen zu erfahren. Wir verdammen solche Akte der Gewalt und halten sie für in keiner Weise zu rechtfertigen. Unser Glaube hält uns an, uns im Dialog zu engagieren. Daher verurteilen wir den Gebrauch von Gewalt, die dazu dienen soll, andere Menschen einzuschüchtern.“

Angesichts der Tatsache dass die beiden Hauptverdächtigen an Ort und Stelle erschossen wurden, erscheint es schwierig, näheres über die Hintergründe der Tat zu erfahren. Die amerikanische Öffentlichkeit ist in diesem Fall auf die Darstellung der zuständigen Polizeibehörden und Politiker angewiesen.

Der Zwischenfall hat in Garland dazu geführt, dass unmittelbar nach der Tat eine deutlich sichtbare Präsenz von Militär-und Polizeieinheiten auf den Straßen sichtbar war. Die Polizei gab an, in dem Fahrzeug auch eine Bombe zu vermuten. Das Gelände wurde durchsucht, aber eine Bombe wurde nicht gefunden.

Im Sommer wird in Texas eine groß angelegte Militärübung stattfinden. Bei dieser Übung werden Soldaten auf die Straßen präsent sein. Die Armeeführung hat angegeben, die Bevölkerung zur Mitwirkung einzuladen. So sollen den Soldaten Informationen über mögliche Verdächtige geliefert werden. In den USA ist es zu heftigen Protesten gegen das Manöver gekommen. Die US-Armeeführung hat jedoch versichert, dass das Manöver nicht gegen den Staat Texas und seine Einwohner gerichtet sei, sondern zur Vorbereitung auf Angriffe gegen terroristische Zellen außerhalb der USA dienen soll.

Die Vorfälle in Garland, über die sich in der Öffentlichkeit erstaunlich schnell eine von niemandem hinterfragte Darstellung durch die US-Behörden durchgesetzt hat, könnten dazu beitragen, das Bewusstsein der Bevölkerung für angebliche Terrorgefahren in der eigenen Umgebung zu schärfen. Damit könnte auch die Akzeptanz der groß angelegten Militärübung verbessert werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen BMW-Aktie: Grüner Move beim bayrischen Autobauer – neuer iX3 besteht zu einem Drittel aus Recycling
17.08.2025

Mit dem neuen iX3, dem ersten Elektroauto der neuen Klasse, verfolgt BMW erstmals einen ganzheitlichen Ansatz zur Reduzierung seines...

DWN
Politik
Politik Tarnung 4.0: Bundeswehr rüstet sich für urbane Einsätze
17.08.2025

Die Bundeswehr stellt ihre Kampfbekleidung auf Multitarn um. Ab 2026 soll der Multitarndruck das alte Flecktarnmuster ablösen. Die...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenturbulenzen? So machen Sie Ihr Wertpapierdepot krisenfest
17.08.2025

Börsenkurse schwanken, politische Unsicherheiten nehmen zu – und das Depot gerät ins Wanken. Wie schützen Sie Ihr Vermögen, ohne...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Digitale Erschöpfung: Wie Technologien helfen können, die Überlastung durch Technologien zu lindern
17.08.2025

Müde, obwohl Sie ausgeschlafen sind? Reizbar, obwohl nichts passiert ist? Der Grund könnte digitale Erschöpfung sein – ein stiller...

DWN
Finanzen
Finanzen Gruppeneffekt an der Börse: Wenn Freunde das Portfolio steuern
17.08.2025

Unsere finanziellen Entscheidungen sind oft weniger durchdacht, als wir glauben. Menschen in unserem Umfeld können erheblichen Einfluss...

DWN
Panorama
Panorama Dienstleister für Visa und ETA: Zwischen Hilfe und Abzocke – was Sie wissen müssen
17.08.2025

Reisen wird komplizierter: In vielen Ländern reicht der Reisepass nicht mehr. Visa, ETA oder digitale Einreisekarten sind nötig....

DWN
Finanzen
Finanzen Steuerhinterziehung: Zahl der Betriebsprüfungen geht seit Jahren zurück - das bringt Probleme mit sich
17.08.2025

Der Kampf gegen Steuerhinterziehung ist immer wieder ein erklärtes Ziel der Politik. Doch in der Realität gibt es immer weniger...

DWN
Technologie
Technologie Bionik, KI und Robotik: Der Innovationsschub, der alles verändert
16.08.2025

Von der Bionik bis zur KI-Konvergenz: Neue Technologien versprechen einen Innovationssprung – und könnten Wirtschaft, Gesellschaft und...