„Frankreich ist der letzte Unterschlupf relativ freien Denkens in Europa“, sagte der Chef des Auswärtigen Ausschusses der Duma, Alexej Puschkow, bei einem Frühstück mit französischen Abgeordneten in der Pariser Nationalversammlung. Neben zahlreichen Politikern aus allen Spektren der Nationalversammlung traf Puschkow auch seinen französischen Amtskollegen im Senat, Jean-Pierre Raffarin.
Puschkow sagte, dass die Beziehungen sich seit den Treffen zwischen Kreml-Chef Wladimir Putin und seinem François Hollande in Moskau-Wnukowo und Kasachstan zum besseren verändert hätten. Zwischen Paris und Moskau gebe es eine „echte Erneuerung“ der Beziehungen. Die Medien in Deutschland, Großbritannien und Frankreich seien besonders anti-russisch gestimmt. Doch das habe keinen Einfluss auf die politische Klasse in Frankreich und Deutschland. „Zwischen Frankreich und Russland gibt es eine tiefe Verbindung. Frankreich will die Krise nicht nur nicht verschlimmern, sondern Lösungen finden“, zitiert Solidarité & Progrès Puschkow.
Europa sei derzeit gespalten. Es gebe zwei Blöcke, die sich nicht einigen können. Auf der einen Seite seien Großbritannien, Schweden, die baltischen Staaten und weitere Länder, die sich „sehr an den USA ausrichten“ würden. „Doch Frankreich und Deutschland denken anders“, meint der Duma-Politiker. Er vertritt die Ansicht, dass Frankreich, Deutschland und Russland eine stabile Allianz in Europa bilden könnten. In diesem Zusammenhang dankt er Bundeskanzlerin Angela Merkel für ihre Bestrebungen, Waffenlieferungen an die Ukraine zu stoppen. Das sei auf ihr diplomatisches Eingreifen bei US-Präsident Barack Obama zurückzuführen.
Die „russischen Freunde in Europa“ hätte Angst davor, dass Russland sich von Europa weg gen Asien bewege. Auslöser dieser Ängste sei der Ukraine-Konflikt und der Zwsit mit dem Westen. „Russland wird nicht vergessen, dass es eine europäische Macht ist. Aber wie soll man über eine Partnerschaft mit europäischen Staaten sprechen, wenn jene Staaten gegen Russland stimmen?“, fragt Puschkow. In einem Interview mit Europe 1 sagte er zudem, dass die Nato eine große Bedrohung für Russland darstelle.
Eine Allianz zwischen Russland und Deutschland, Russland und Frankreich oder eine Dreier-Allianz wird schwerlich umzusetzen sein. Denn die Amerikaner sprechen sich offenkundig gegen diese Kombinationen aus. Der Chef des privaten Geheimdienstes Stratfor hatte zuvor erstmals offengelegt, dass die US-Regierung als oberstes strategisches Ziel die Verhinderung einer deutsch-russischen Allianz betrachte. Ein solcher Block sei der einzige, der als alternative Weltmacht in der Lage sei, den Amerikanern ihre dominante Stellung streitig zu machen.
Bei dem gescheiterten Mistral-Deal zwischen Frankreich und Russland geht es offenbar in erster Linie nicht um einen rein wirtschaftlichen Deal. Der Analyst des schwedischen Friedensforschungsinstituts SIPRI, Sam Perlo-Freeman, sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten, dass es beim Verkauf von zwei französischen Mistral-Schiffen an Russland hauptsächlich um den Transfer von militärisch-technischem Wissen geht. Offenbar wollen die USA diesen Deal deshalb verhindern.