Politik

Fifa: Blatter düpiert die USA und investiert Millionen in Russland

Sepp Blatter rächt sich an den Amerikanern, die ihn in Zürich mit Hilfe der EU-Justiz stürzen wollten: Als wiedergewählter FIFA-Präsident wendet sich Blatter ostentativ seinem alten Freund Wladimir Putin zu und kündigt an, in Russland 185 Millionen US-Dollar investieren zu wollen. Die Amerikaner sind düpiert.
30.05.2015 02:16
Lesezeit: 2 min

Die FIFA wird massiv in Russland investieren. Sepp Blatter hat dem Druck der USA standgehalten und die Vergabe der WM nach Russland als unwiderruflich bezeichnet. Präsident Putin ist Blatter bei der jüngsten Razzia in Zürich zur Seite gesprungen. Nun müssen die USA tatenlos zusehen, wie die Russen in den Genuss eines Millionen-Investments kommen.

Der internationale Fußballverband FIFA hat am Freitag bekannt gegeben, im Jahr 2016 insgesamt bis zu 185 Millionen Dollar für die Vorbereitungen der Fußball-WM in Russland zu investieren. Dies teilte der Finanzchef der FIFA, Markus Kattner, mit. Die TASS bericht stolz und ausführlich.

Mit dieser Geste zeigt sich die FIFA dankbar gegenüber Russland, das FIFA-Chef Sepp Blatter in der aktuellen Krise unterstützt hatte. So hatte Russlands Präsident Wladimir Putin die Razzia in Zürich scharf kritisiert und davon gesprochen, dass es sich um eine Art Putsch der Amerikaner gegen die FIFA handle. Die US-Behörden hätten keine Autorität, außerhalb des amerikanischen Territoriums Rechtshandlungen zu setzen. Putin sagte auch, dass Blatter mehrfach unter Druck gesetzt worden sei, die Vergabe der Spiele an Russland rückgängig zu machen. US-Senator John McCain hatte gefordert, Russland die Spiele wegen der Ukraine-Krise wegzunehmen. 

Doch daran denkt Blatter nicht. Zum einen liegen keine klaren Beweise für Fälle der Korruption im Fall der Vergabe nach Russland vor. Dies verhält sich anders mit Katar, wo verschiedene Unregelmäßigkeiten dokumentiert sind. Blatter erklärte daher in Zürich, dass die Vergabe der Spiele nach Russland unwiderruflich sei.

Die harte Gangart der Amerikaner gegen die FIFA ausgerechnet vor dem Kongress mit der Wiederwahl Sepp Blatters hat auch mit der guten Beziehung der FIFA zu Russland zu tun. Die FIFA ist eine der wenigen, unabhängigen internationalen Organisationen, die ihre Finanzgebarung nicht mit den USA abspricht. Ähnlich wie der IWF oder die Weltbank verteilt auch die FIFA Milliarden für verschiedene Projekte in aller Welt. Doch anders als bei den großen Finanzinstitutionen spielen die Amerikaner bei der FIFA nicht die entscheidende Rolle. Vielmehr folgt die Organisationsstruktur der FIFA der Idee einer multipolaren Weltordnung. Große und reiche Verbände haben im Vergleich zu kleineren wenig Einfluss. Dieses Organisationsprinzip stört die Amerikaner seit langem. Russland und insbesondere Wladimir Putin unterhalten dagegen ein sehr enges Verhältnis zu Sepp Blatter, der im Verteilen der Fifa-Gelder autonom entscheiden kann.

Ein Großteil der verteilten Gelder kommt aus den Fernsehrechten, die wegen ihrer Höhe in vielen Staaten von öffentlich-rechtlichen Sendern erworben werden. Moralische Bedenken wegen der Korruption bei der FIFA hat bisher kein einziger Sender angemeldet. Die Millionen-Förderung, die Sepp Blatter nun seinem Freund Wladimir Putin zuteilwerden lassen kann, wird allerdings vielen Medien-Verantwortlichen sauer aufstoßen. Die meisten westlichen Medien fahren eine teilweise harte Kampagne gegen Putin, und müssen nun mit ansehen, wie ihre eigenen Zwangsbeiträge ausgerechnet dem russischen Staatspräsidenten zugutekommen.

Putin wird das Geld unter anderem dafür verwenden, der FIFA ein gewohnt bombastisches Schauspiel zu bieten. So kündigt schon jetzt die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS an, dass bereits die Auslosung der Fußball-WM ein Großereignis wird. Erstmals werden alle Teams an der am 25. Juli in Sankt Petersburg stattfindenden Auslosung teilnehmen. Das Ambiente dürfte bei den FIFA-Funktionären keine Wünsche offen lassen. Die Veranstaltung findet im historischen Konstantinovsky-Palast statt. Der Palast diente im 18. Jahrhundert als eine der Residenzen der Zarenfamilie.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt „We don’t believe in Outsourcing“ – Klöber zeigt, wie Produktion in Deutschland wieder gelingt
18.04.2025

Sitzen, aber richtig: Der Büromöbelhersteller aus Owingen setzt auf Inhouse-Produktion, recycelte Materialien und digitale Innovation –...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 und die Illusion von sicheren, langfristigen Renditen
18.04.2025

Der amerikanische Aktienmarkt befindet sich in turbulenten Zeiten. Angesichts der unvorhersehbaren Handelspolitik von Präsident Donald...

DWN
Finanzen
Finanzen Wertvoller Schmuck im Fokus: So sichern Sie Ihre teuren Schmuckstücke ab
18.04.2025

Die Absicherung wertvoller Schmuckstücke wird immer wichtiger – Hausrat reicht oft nicht aus. Experten raten zu gezieltem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen in Dänemark: Wie Sie mit etwas Hygge ein Haus günstig kaufen können
18.04.2025

Nachdem es 2023 und 2024 in Deutschland zum ersten Mal seit 2013 spürbare Wertverluste auf dem Immobilienmarkt gab, kündigten Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA: Staatsverschuldung erreicht 36,6 Billionen Dollar – wer sind die Gläubiger?
18.04.2025

Die Staatsverschuldung der Vereinigten Staaten hat mit 36,6 Billionen Dollar einen neuen Höchststand erreicht und wächst in den letzten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Online-Handel unter Druck: Steigende Erwartungen, weniger Spielraum für Fehler
18.04.2025

Der digitale Handel erlebt 2025 einen Wendepunkt: Kunden erwarten Perfektion, während lokale Anbieter ums Überleben im globalen...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona: Aufwärtstrend bei Amateurmusik - Deutsche musizieren wieder
18.04.2025

Den Flohwalzer klimpern, ein Liebeslied singen, auf der Gitarre schrammeln – Hobbymusik hat viele Facetten. Doch wie viele Menschen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Blick aus China: Die USA haben an Bedeutung verloren, Zölle beeinträchtigen die Lieferketten nicht
18.04.2025

Die Bedeutung des US-Marktes für China habe in den vergangenen Jahren deutlich abgenommen und mache heute nur noch 14 Prozent der...