Politik

Russland: Putin wirft den USA Putsch gegen Fifa-Chef Blatter vor

Der russische Präsident Putin hat die USA im Zusammenhang mit der Razzia gegen führende FIFA Funktionäre scharf kritisiert. Putin sagte, die Amerikaner hätten kein Recht, Verhaftungen außerhalb ihres Territoriums vorzunehmen. Putin fürchtet, dass Russland die WM 2018 verlieren könnte. US-Senator John McCain hatte dies bereits einen Tag vor der Razzia in Zürich gefordert.
28.05.2015 14:44
Lesezeit: 2 min

Der russische Präsident Wladimir Putin hat den USA vorgeworfen, die Wiederwahl von Sepp Blatter als FIFA-Chef verhindern zu wollen. Putin sagte einem Bericht des staatlichen Fernsehsenders RT zufolge: „Dies ist ein weiterer Versuch der Amerikaner, ihre Gesetze anderen Staaten aufzuzwingen. Ich bin absolut sicher, dass dies ein Versuch ist, zu verhindern, dass Blatter als FIFA Präsident wieder gewählt wird. Dies ist ein gravierender Bruch der Prinzipien einer funktionierenden internationalen Organisation.

Putin sieht auch einen Zusammenhang mit der für 2018 geplanten Fußball-WM in Russland. Putin sagte, auf Blatter sei Druck ausgeübt worden, um „ihn zu zwingen, Russland die Weltmeisterschaft 2018 wieder zu entziehen“.

Putin sagte zu den Verhaftungen in Zürich: „Um es zurückhaltend zu sagen - diese Verhaftungen sehen sehr seltsam aus. Die Verhaftungen wurden auf Veranlassung der Amerikaner wegen des Vorwurfs der Korruption vorgenommen.“

Der russische Präsident empört sich vor allem darüber, dass die US-Behörden außerhalb ihres Territoriums tätig geworden sind: „Natürlich könnte man sagen, vielleicht ist eine oder andere irgend einer Sache schuldig. Ich weiß nicht. Was ich aber weiß ist, dass das nichts mit den USA zu tun hat. Diese FIFA-Verantwortlichen sind nicht US-Bürger, und wenn etwas geschehen ist, so ist es nicht auf dem Territorium der Vereinigten Staaten geschehen. Die USA haben mit der Sache nichts zu tun.“

Putin kritisierte auch die amerikanischen Ermittlungsbehörden: „Ein Staatsanwalt hat gesagt – so haben es zumindest unsere Massenmedien berichtet - , dass diese FIFA-Mitglieder ein Verbrechen begangen haben. Das ist fast so, als würde der Staatsanwalt die Regel nicht kennen, der zufolge jemand bis zum Beweis des Gegenteils die Unschuldsvermutung für sich beanspruchen kann. Ob jemand dieser Leute schuldig ist oder nicht, sollte in einem Gerichtsverfahren entschieden werden.

In Russland herrscht eine gewisse Nervosität wegen der Vorfälle um die FIFA. Die US-Behörden beschuldigen hochrangige Vertreter des Weltfußballverbandes, sich bei der Vergabe für die Fußball-WM in Katar und in Russland verschiedener Delikte schuldig gemacht zu haben - unter anderem Geldwäsche, Korruption und Bestechung. Bevor Putin sich zu Wort gemeldet hat, hatte die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS berichtet, Putin hätte gesagt: „Das alles hat mit uns nichts zu tun.“ Putin scheint die Lage in diesem Fall etwas zu optimistisch eingeschätzt zu haben. Er sagte laut TASS: „Wir wünschen dem aktuellen Präsidenten Sepp Blatter jeden Erfolg bei der Wahl.“

Russland hatte die Fußball-WM 2018 im Kampf gegen England, Portugal, Spanien und einer gemeinsamen Ausrichtung von Belgien und Niederlanden gewonnen. In Russland spielt Korruption im Wirtschaftsleben immer noch eine große Rolle. Es ist der Regierung von Putin nicht gelungen, die Korruption signifikant einzudämmen.

Großveranstaltungen werden weltweit fast immer von Schmiergeld-Skandalen begleitet. Russland fürchtet offenbar, dass es im Zuge der Verhaftungen auch Enthüllungen bezüglich der Vergabe an Russland geben könnte. Bis jetzt sind Unregelmäßigkeiten nur im Fall von Katar öffentlich bekannt und hinlänglich belegt worden.

Es ist dennoch bemerkenswert, dass die führenden Neocons, die US-Senatoren John McCain und Robert Mendendez nur einen Tag vor der Razzia in Zürich gefordert hatten, dass die FIFA ihren Präsident Sepp Blatter feuern und Russland die Ausrichtung der WM 2018 entziehen solle. Als Begründung sagten die Senatoren wie des National Journal berichtet, Putin und Russland müssten für ihre Aggression in der Ukraine bestraft werden, deren Spaltung Moskau betreibe: „Indem Russland erlaubt wird, das Turnier auszutragen, würde die FIFA eine wirtschaftliche Rettungsleine an Putin und sein Regime liefern, welche den internationalen Sanktionen widerspricht, die von der Weltgemeinschaft gegen Russland verhängt wurden.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie KI als Mobbing-Waffe: Wenn Algorithmen Karrieren zerstören
13.07.2025

Künstliche Intelligenz soll den Arbeitsplatz smarter machen – doch in der Praxis wird sie zum Spion, Zensor und Karriere-Killer. Wer...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Keine reine Männersache – Geschlechterunterschiede beim Investieren
13.07.2025

Obwohl Frauen in sozialen Medien Finanzwissen teilen und Banken gezielt werben, bleibt das Investieren weiterhin stark männlich geprägt....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Renault: Globales KI-System soll helfen, jährlich eine Viertelmilliarde Euro einzusparen
13.07.2025

Produktionsstopps, Transportrisiken, geopolitische Schocks: Renault setzt nun auf ein KI-System, das weltweite Logistik in Echtzeit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kaffeepause statt Burn-out: Warum Müßiggang die beste Investition ist
12.07.2025

Wer glaubt, dass mehr Tempo automatisch mehr Erfolg bringt, steuert sein Unternehmen direkt in den Abgrund. Überdrehte Chefs,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Kapitalmarktunion im Rückstand: Banker fordern radikale Integration
12.07.2025

Europas Finanzelite schlägt Alarm: Ohne eine gemeinsame Kapitalmarktunion drohen Investitionen und Innovationen dauerhaft in die USA...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauzinsen aktuell weiterhin hoch: Worauf Häuslebauer und Immobilienkäufer jetzt achten sollten
12.07.2025

Die Zinsen auf unser Erspartes sinken – die Bauzinsen für Kredite bleiben allerdings hoch. Was für Bauherren und Immobilienkäufer...

DWN
Finanzen
Finanzen Checkliste: So vermeiden Sie unnötige Kreditkarten-Gebühren auf Reisen
12.07.2025

Ob am Strand, in der Stadt oder im Hotel – im Ausland lauern versteckte Kreditkarten-Gebühren. Mit diesen Tricks umgehen Sie...

DWN
Technologie
Technologie Elektrische Kleinwagen: Kompakte Elektroautos für die Innenstadt
12.07.2025

Elektrische Kleinwagen erobern die Straßen – effizient, kompakt und emissionsfrei. Immer mehr Modelle treten an, um Verbrenner zu...