Finanzen

Allianz lockt Lebensversicherungskunden mit mehr Risiko

Noch im Juli bringt die Allianz Leben eine Rentenversicherung auf den Markt, bei der nur noch ein Teil der eingezahlten Beiträge in den Versicherungstopf fließt, bei dem sie sich weitgehend auf sichere Anlagen beschränken muss. Den Rest legt der Versicherer in Aktien und Anleihen an. Diese können deutlich stärker schwanken.
09.07.2015 10:00
Lesezeit: 1 min

Deutschlands größter Lebensversicherer Allianz reagiert mit einem riskanteren Produkt auf die schwindenden Renditen klassischer Policen. Noch im Juli bringt die Allianz Leben eine Rentenversicherung auf den Markt, bei der nur noch ein Teil der eingezahlten Beiträge in den Versicherungstopf fließt, bei dem sie sich weitgehend auf sichere Anlagen beschränken muss. Den Rest legt der Versicherer in Aktien, Unternehmensanleihen und Schwellenländer-Bonds an, die deutlich stärker schwanken können, wie Produktvorstand Alf Neumann der Nachrichtenagentur Reuters sagte. Beim derzeitigen Zinsniveau würden rund 30 Prozent der gezahlten Beiträge in Aktien investiert. Damit soll am Ende für die Kunden mehr Rendite herauskommen als bei einer klassischen Allianz-Police, bei der die Aktienquote bei elf Prozent liegt.

Garantiert werden aber nur die eingezahlten Beiträge und eine Mindestrente, wie Neumann sagte. Damit geht die Allianz den nächsten Schritt bei der Abkehr von Policen mit lebenslangen Garantien. Lebensversicherer stehen nicht nur unter dem Druck von Kunden, für die die Altersvorsorge angesichts niedriger Zinsen immer unattraktiver wird. Die Versicherungs-Aufsicht BaFin verlangt zugleich von den Unternehmen, nach und nach auf langfristige Zinsgarantien zu verzichten. Mit der neuen Eigenkapitalrichtlinie "Solvency II" werden die langfristigen Garantien für die Versicherer außerdem deutlich teurer.

Seit gut zwei Jahren bietet Allianz Leben erstmals Policen ohne Zinsgarantie über die gesamte Laufzeit des Vertrages an. Neumann sagte, sie hätten die althergebrachte Rentenversicherung im Geschäft mit Privatkunden inzwischen verdrängt. Klassische Renten machten nur noch ein Fünftel der Beiträge im Neugeschäft aus. "Wir gehen davon aus, dass sich dieser Anteil in den nächsten Jahren noch einmal halbieren wird", sagte Neumann voraus. Viele andere Versicherer waren dem Marktführer gefolgt, einige bieten sogar gar keine lebenslangen Garantien mehr an.

In der betrieblichen Altersvorsorge stehen bei der Allianz klassische Policen dagegen immer noch für die Hälfte der Neubeiträge. "Auch hier geht der Anteil immer weiter zurück", sagte Neumann. Für das neue Produkt sieht er hier Chancen. Fondsgebundene Policen kommen für Betriebsrenten kaum in Frage, weil Arbeitnehmer und Arbeitgeber sich gemeinsam auf die Fonds einigen müssten. Bei dem neuen Produkt entscheidet dagegen die Allianz, welcher Anteil in welche Aktien investiert wird.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Globale Schuldenexplosion: Regierungen taumeln in die nächste Finanzkrise
03.08.2025

Steigende Zinsen, sinkende Einnahmen, wachsender Schuldenhunger: Weltweit greifen Regierungen wieder tief in die Kreditkasse – trotz...

DWN
Unternehmen
Unternehmen So gewinnen Sie die richtigen Investoren – und vermeiden teure Fehler
03.08.2025

Viele Start-ups scheitern, weil sie den falschen Investor wählen. Neue Forschung zeigt, wie Gründer gezielt die richtigen Geldgeber...

DWN
Politik
Politik Richterstreit: Kommt das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe der Politik erneut zu Hilfe?
03.08.2025

Der aktuelle Richterstreit blockiert wichtige Personalentscheidungen am Bundesverfassungsgericht. Drei Wochen nach der gescheiterten Wahl...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Wie Unternehmen mit Technologiefreiheit die Produktivität steigern und Talente binden
03.08.2025

Die Antwort mag überraschen: Nur wenige Mitarbeiter dürfen ihre Arbeitsgeräte selbst wählen – und das bremst nicht nur ihre...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Angst vor Richtlinien: Europas Startup-Offensive droht zu verpuffen
03.08.2025

Europa will seine Startups endlich global konkurrenzfähig machen – doch ausgerechnet beim wichtigsten Hebel droht Brüssel zu versagen....

DWN
Immobilien
Immobilien Fenstertausch: Was tun mit dem alten Material?
03.08.2025

Ein Fenstertausch steigert den Wohnkomfort und spart Energie. Doch nach dem Ausbau stellt sich die Frage: Was passiert mit den alten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Führung neu gedacht – aber nicht abgeschafft
03.08.2025

Immer mehr Unternehmen schaffen Titel ab und schwören auf flache Hierarchien. Klingt modern – doch funktioniert das wirklich? Dieser...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Firma unter Verdacht: Spekulationsblase rund um Aktien?
03.08.2025

Ein schwedisches Bitcoin-Unternehmen verspricht Anlegern steigenden Bitcoin-Wert pro Aktie, doch dahinter steckt ein riskantes Modell: Fast...