Finanzen

Gegen den Dollar: China stößt im großen Stil US-Staatsanleihen ab

China hat allein in den letzten zwei Wochen US-Staatsanleihen im Wert von rund 100 Milliarden Dollar abgestoßen. Die Regierung in Peking begründet den Schritt damit, dass die Dollar-Devisen gebraucht werden, um den Yuan zu stützen. Doch der Abverkauf sendet auch eine klare Warnung an die USA.
29.08.2015 00:04
Lesezeit: 2 min

China hat seinen Bestand an US-Staatsanleihen in den letzten zwei Wochen massiv reduziert. Die Regierung in Peking verkaufte US-Schuldtitel in Milliarden-Höhe, um die nötigen Devisenreserven für eine Stützung des Yuan aufzubringen. Das Land setzte die US-Behörden über den Abverkauf der Schuldscheine in Kenntnis, hüllte sich jedoch über den genauen Umfang in Schweigen.

Die chinesische Zentralbank – die People's Bank of China (PBOC) – verkaufte die Staatsanleihen sowohl direkt, als auch indirekt über Kanäle in Belgien und der Schweiz, wie Bloomberg unter Berufung auf Insider-Informationen berichtet. Innerhalb der letzten zwölf Monate reduzierte die PBOC auch ihre Devisen-Bestände um 315 Milliarden Dollar. Die verbleibenden Devisen-Reserven von 3.150 Milliarden Dollar – die größten Bestände weltweit – werden bis zum Ende des Jahres monatlich um 40 Milliarden Dollar fallen, wie aus einer Bloomberg-Umfrage unter 28 Chef-Strategen und Börsenhändlern hervorgeht. Grund hierfür sind die anhaltenden Interventionen Chinas zur Stabilisierung des Finanzmarkts.

Am 11. August wertete die PBOC den Yuan überraschend ab. Seitdem verkaufte die Notenbank zunehmend US-Staatsanleihen, um die Abwertung zu unterstützen. Der Finanzblog Zero Hedge schätzt, dass die chinesische Zentralbank seit der Abwertung US-Staatsanleihen in Höhe von mindestens 100 Milliarden Dollar verkauft hat, um die geldpolitischen Maßnahmen zu finanzieren. Die französische Großbank Société Générale geht sogar davon aus, dass China innerhalb von zwei Wochen mehr als 106 Milliarden Dollar an US-Schuldtiteln abgestoßen hat. Zum Vergleich: In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres hat China US-Staatsanleihen für insgesamt 107 Milliarden Dollar auf dem internationalen Markt verkauft.

Doch Chinas Zentralbank hat ihr Pulver längst noch nicht verschossen. Nach offiziellen Daten kontrolliert die Volksrepublik rund 1,48 Billionen der US-Schulden. Das schließt rund 200 Milliarden US-Staatsanleihen mit ein, die China über Kanäle in Belgien hält. Zwei Drittel der Währungsreserven Chinas liegen in liquider Form vor. Die Société Générale stellt dazu fest, dass „Chinas Währungsreserven bei 134 Prozent des empfohlenen Wertes liegen, oder in anderen Worten, etwa 900 Milliarden Dollar können für Währungsinterventionen genutzt werden, ohne Chinas Position nach außen ernsthaft zu beeinflussen.“

„Die Zentralbank wird in den nächsten drei Monaten regelmäßig am Devisenmarkt intervenieren, um die Währung zu stabilisieren. China wird einige seiner Währungsreserven ausgeben, um dieses Ziel zu erreichen“, zitiert Bloomberg einen Analysten des weltgrößten Devisenhändlers Citigroup.

Auch die Société Générale geht davon aus, dass die PBOC weiter US-Schulden verkaufen wird, um ihre Währungsreserven wieder aufzufüllen. Diese wurde seit der Abwertung des Yuan stark reduziert, da die PBOC die eigene Währung auf dem Markt aufgekauft hat, um den Yuan zu stützen. Die täglichen Schwankungen des Yuan betrugen aufgrund der Interventionen nie mehr als 0,1 Prozent zum Dollar. Erst wenn die Interventionen der Zentralbank aufhören und der Yuan frei handelbar ist, wird die PBOC die Dollar-Verkäufe einstellen, sagte ein Analyst zu Bloomberg. Doch damit hat es China nicht eilig, denn die entgültige Entscheidung einer Aufnahme des Yuan in den IWF-Währungskorb wurde kürzlich auf Ende des Jahres verschoben.

Für die USA wird Chinas Währungspolitik zunehmend zum Problem. Denn der massive Abverkauf könnte die Renditen auf US-Staatsanleihen nach oben schießen lassen, was die Geldbeschaffung für die US-Regierung enorm verteuern würde. Und dies alles geschieht vor dem Hintergrund, da Ex-Fed-Chef Alan Greenspan bereits vor einer Blase am Anleihenmarkt gewarnt hat und eine mögliche Zinserhöhung der US-Notenbank im Raum steht. Die Citibank fast die Auswirkungen wie folgt zusammen:

„Nehmen wir an, dass die Schwellen- und Entwicklungsländer, die 5.491 Milliarden Dollar an Reserven halten, ihre Bestände um 10 Prozent in einem Jahr reduzieren. Das entspricht 3,07 Prozent des US-BIP und bedeutet, dass die Zinsen auf US-Staatsanleihen um riesige 108 Basispunkte steigen“, zitiert Zero Hedge einen Bericht der Citibank.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Politik
Politik Wie wähle ich bei der Bundestagswahl? Deutschland verweigert wahlberechtigten Auslandsdeutschen ihre Stimme abzugeben
22.02.2025

Mehrere Auslandsdeutsche berichten, zu spät oder bislang noch gar keine Wahlunterlagen erhalten zu haben. Nun drohen die Stimmen dieser...

DWN
Politik
Politik Rente mit 63: Wer wirklich von der abschlagsfreien Rente profitiert
22.02.2025

Die abschlagsfreie Rente nach 45 Beitragsjahren ist für Menschen gedacht, die beruflich sehr stark belastet sind. Doch aktuelle DIW-Zahlen...

DWN
Politik
Politik Alternativen zu Trumps Appeasement-Politik gegenüber Russland
22.02.2025

US-Präsident Donald Trump sagt, er wolle der Ukraine Frieden bringen. Aber sein Ansatz kann nicht funktionieren, weil er das Problem der...

DWN
Panorama
Panorama Deutschland "kaputt": Münchaus düstere Prognose für die Wirtschaft
22.02.2025

Deutschland steckt in der Krise – und es gibt kaum Hoffnung auf Besserung. Der deutsch-britische Autor Wolfgang Münchau sieht das Land...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kündigung rechtssicher zustellen: So vermeiden Sie teure Fehler
22.02.2025

Wie Sie eine Kündigung korrekt übermitteln – von der persönlichen Übergabe bis zum Gerichtsvollzieher. Welche Methoden wirklich...

DWN
Panorama
Panorama Kaffee bald Luxus? Wie durch ein EU-Gesetz, Abholzung und das Wetter die Preise explodieren
22.02.2025

Der Preis für Kaffee ist an den Börsen in den letzten fünf Jahren um das Vierfache gestiegen. Die Ursachen für die Rekordpreise, die...

DWN
Technologie
Technologie Mobilfunk Bahn: Empfang unterwegs verbessert sich endlich
22.02.2025

Wer im Zug telefoniert oder surft, stößt oft auf Funklöcher und langsames Internet. Jetzt verbessert eine neue Technik die Verbindung...

DWN
Politik
Politik 630 Sitze, 29 Parteien, 4.506 Kandidaten: Zahlen zur Wahl
22.02.2025

Die Bundestagswahl 2025 bringt große Veränderungen mit sich: weniger Kandidaten, ein neues Wahlrecht und eine alternde Wählerschaft. Wer...