Deutschland

Lufthansa-Streiks jederzeit möglich

Lesezeit: 2 min
02.09.2015 09:32
Flugreisende müssen ab sofort mit Problemen bei Lufthansa-Flügen rechnen. Die Tarifgespräche sind gescheitert, die Pilotengewerkschaft spricht bereits von Streiks.
Lufthansa-Streiks jederzeit möglich

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Passagieren der Lufthansa stehen zum Ferienende neue Streiks bevor: Im Tarifkonflikt mit den Piloten ist auch der jüngste Einigungsversuch nach fünf Wochen Verhandlungen gescheitert. "Mit Streiks muss ab sofort jederzeit gerechnet werden", sagte Markus Wahl, Sprecher der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit, am Mittwoch zu Reuters. Treffen könnten die Ausstände die Lufthansa selbst, die Frachttochter Lufthansa Cargo und den konzerneigenen Günstigflieger Germanwings. Jede Arbeitsniederlegungen solle 24 Stunden vorher angekündigt werde. Knackpunkt bei den Gesprächen war der Streit um die Auslagerung von Arbeitsplätzen. Lufthansa-Chef Carsten Spohr hofft, dass es zu keinen weiteren Ausständen der Piloten kommt. "Aber wenn es notwendig ist, um die Zukunftsfähigkeit der Lufthansa herzustellen, ist das ein Preis, den wir bezahlen müssen", sagte er in Wien.

Lufthansa-Gästen steht damit in den nächsten Wochen eine Zitterpartie bevor, da in einigen bevölkerungsreichen Bundesländern die Sommerferien zu Ende gehen. In Hessen beginnt die Schule nächste Woche, in Bayern und Baden-Württemberg Mitte des Monats. Der zähe Arbeitskampf, bei dem es in erster Linie um die Ausbaupläne für die neue Lufthansa-Tochter Eurowings und die Verlagerung von Jobs ins Ausland geht, kostet die größte Airline Europas Prestige und Geld - voriges Jahr allein 230 Millionen Euro. Zudem stritten die beiden Tarifparteien um die Altersversorgung der Piloten. In dem Punkt wurden jüngst Annäherungen erreicht.

Der Tarifkonflikt bei dem 120.000 Mitarbeiter starken Konzern zieht sich schon seit eineinhalb Jahren hin. In der Zeit streikten die Piloten zwölf Mal. Ruhe kam in den Konflikt vorübergehend nach dem Absturz eines Germanwings-Flugzeugs Ende März mit 150 Toten. Geschockt von dem Unfall ließen sich beide Seiten auf eine Schlichtung aller strittigen Themen ein. Doch der Anlauf scheiterte. Im Juli legte die Gewerkschaft einen neuen Kompromissentwurf auf den Tisch, der unter anderem Kostenentlastung von über 500 Millionen Euro enthielt. Auch dieser Einigungsversuch ist nun Geschichte. Auslöser war aus Sicht von Cockpit der Umstand, dass die Lufthansa den Ausbau des Billigfliegers Eurowings im Ausland auch während der Gespräche nicht auf Eis legen wollte.

Ein Dorn im Auge ist den Piloten vor allem, dass Eurowings in Österreich angesiedelt ist und die Bezahlung weit unter dem Niveau im Lufthansa-Konzern liegt. Aus Sicht der Lufthansa ist der rasche Ausbau von Eurowings überlebenswichtig, um den Vormarsch der Billigrivalen Ryanair und Easyjet zu stoppen. Eurowings soll zu 30 bis 40 Prozent niedrigeren Kosten fliegen als die Lufthansa selbst. Die Flotte von Eurowings soll im nächsten Jahr etwa 90 Flieger zählen. Der Dialog mit den Gewerkschaften sei schwierig, sagte Spohr. Man teile nicht dieselbe Einschätzung, wie die Lufthansa sich in aufstellen müsse, um den Wettbewerb bewältigen zu können.

Ryanair nimmt sich in Deutschland viel vor: Die Iren wollen ihren Marktanteil von fünf Prozent auf 20 Prozent steigern. Erstmals seit Jahren will Ryanair auch wieder innerdeutsche Flüge anbieten, von Berlin nach Köln - eine der Hauptstrecken der Lufthansa-Tochter Germanwings.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Feiertagszuschlag: Was Unternehmer an den Mai-Feiertagen beachten sollten
25.04.2024

Feiertagszuschläge sind ein bedeutendes Thema für Unternehmen und Arbeitnehmer gleichermaßen. Wir werfen einen genauen Blick auf die...

DWN
Finanzen
Finanzen Teurer Anlegerfehler: Wie der Blick in den Rückspiegel fehlgeht
25.04.2024

Anleger orientieren sich an den Renditen der vergangenen drei bis zehn Jahre, um Aktien oder Fonds auszuwählen. Doch laut Finanzexperten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kommunikation im Wandel – Was es für Unternehmen in Zukunft bedeutet
25.04.2024

In einer Ära schneller Veränderungen wird die Analyse von Trends in der Unternehmenskommunikation immer entscheidender. Die Akademische...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
25.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - es fällt schwer, in deutschen Großstädten beim Angebot der Essenskuriere den Überblick zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Familienunternehmer in Sorge: Land verliert an Wettbewerbsfähigkeit
25.04.2024

In einer Umfrage kritisieren zahlreiche Familienunternehmer die Politik aufgrund von übermäßiger Bürokratie und Regulierung. Besonders...

DWN
Finanzen
Finanzen So wählt Warren Buffett seine Investments aus
25.04.2024

Warren Buffett, auch als „Orakel von Omaha“ bekannt, ist eine Ikone der Investment-Welt. Doch worauf basiert seine Investmentstrategie,...

DWN
Technologie
Technologie KI-Chips trotz Exportbeschränkungen: China sichert sich US-Technologie durch die Hintertür
25.04.2024

Trotz der US-Exportbeschränkungen für Hochleistungsprozessoren scheint China einen Weg gefunden zu haben, sich dennoch mit den neuesten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Russlands Kriegswirtschaft: Putin geht das Geld nicht aus
25.04.2024

Russlands Wirtschaft wächst weiterhin, ist aber stark von der der Kriegsproduktion abhängig. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius...