Politik

USA und Merkel wollen Sanktionen gegen Russland verlängern

Beim G20-Gipfel sollen sich einige Staaten der EU und die USA darauf geeinigt haben, die Sanktionen gegen Russland zu verlängern. Frankreichs Präsident Hollande soll in der kommenden Woche von Bundeskanzlerin Merkel überzeugt werden, mitzumachen.
22.11.2015 01:47
Lesezeit: 2 min

Die westlichen Sanktionen gegen Russland wegen der Krim-Annexion und der Ukraine-Krise sollen einem Zeitungsbericht zufolge trotz der sich abzeichnenden Zusammenarbeit im Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) verlängert werden. Eine Vorentscheidung dafür sei schon schon vor einer Woche am Rande des G-20-Gipfels in der Türkei getroffen worden, berichtete die FAZ unter Berufung auf Teilnehmerkreise.

Während des G-20-Treffens in Antalya habe sich eine Fünfer-Runde darauf verständigt, an den Sanktionen festzuhalten, solange das Minsker Abkommen zum Ukraine-Konflikt nicht umgesetzt sei, berichtete die FAZ. An dem Treffen nahmen neben Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) demnach US-Präsident Barack Obama, der britische Premierminister David Cameron, Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi und der französische Außenminister Laurent Fabius teil, der Frankreichs Präsident François Hollande nach den Anschlägen von Paris beim G-20-Gipfel vertreten hatte.

Die fünf Politiker behauptet dem Bericht zufolge, dass die Vereinbarungen von Minsk bis zum Ende des Jahres nicht erfüllt sein werden. Die Runde habe daher beschlossen, die zum Jahresende auslaufenden Sanktionen bis Juli 2016 zu verlängern.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier versucht aktuell, die Isolation Russlands auf diplomatischer Ebene zu beenden, sieht ein konstruktives Verhalten der Russen in der Ukraine und will die Rückkehr Russlands in den Kreis der G8. Auch die EU findet die Sanktionen mittlerweile keine besonders intelligente Idee: Präsident Jean-Claude Juncker hat sogar eine Expertengruppe beauftragt, über Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit der der von Russlands Präsident Wladimir Putin initiierten Eurasischen Union zu evaluieren. 

In Russland dürfte diese Entscheidung auf Unverständnis stoßen: Moskau hat in den vergangenen Monaten peinlich darauf geachtet, keinesfalls Öl ins Feuer zu gießen. Ganz anders die von der EU unterstützte Regierung in Kiew: Sie hat zuletzt toleriert, dass die Krim boykottiert wird und hat auch gegen Anschläge von Rechtsextremen auf Hochspannungsmasten nichts übernommen. In der Nacht zum Sonntag wurden weite Teile der Stromversorgung der Krim unterbrochen, weil es neue Anschläge gegeben hat.

Allerdings dürfte Russland bereits geahnt haben, dass die Entwicklung erneut unerfreulich werden könnte: Russland will ab 1. Januar 2016 den Import von Lebensmitteln aus der Ukraine boykottieren, was der ukrainischen Wirtschaft erheblich schaden wird. Es ist anzunehmen, dass die EU-Steuerzahler für Einnahmeausfälle zur Kasse gebeten werden. Die Ukraine ist längst pleite und kann nur dank europäischer und amerikanischer Steuergelder überleben.

Merkel reist am Mittwoch zu einem Treffen mit Hollande nach Paris. Am Donnerstag reist der französische Präsident dann zu einem Gespräch mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin nach Moskau. Laut der FAZ soll der Besuch der Kanzlerin auch dazu dienen, dass Paris in der Sanktionen-Frage hart bleibt. Die Franzosen kämpfen gemeinsam mit den Russen gegen den IS. Deutschland ist zwar froh darüber, dass Russlands Präsident handelt und offenbar auch erfolgreich ist, will sich militärisch jedoch nicht engagieren.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen CBDCs und Gold – Kontrolle oder Freiheit?

In einer Zeit rasanter Veränderungen stellt sich mehr denn je die Frage: Wie sicher ist unser Geld wirklich? Die Einführung von CBDCs...

DWN
Politik
Politik Neue Regierung: Üppige Übergangsgelder für Ex-Minister - AfD und Steuerzahlerbund fordern Reform
01.05.2025

Dauerversorgung auf Kosten der Steuerzahler: Bisher bekommen Minister und Kanzler nach ihrem Ausscheiden bis zu 2 Jahren staatliche...

DWN
Politik
Politik Trump gegen die Welt: Warum Streit mit Verbündeten das China-Problem nur verschärft
01.05.2025

Die Ereignisse der vergangenen Wochen haben zweifellos dem internationalen Ruf der USA auf den Finanzmärkten geschadet und das...

DWN
Technologie
Technologie PwC-Studie: Künstliche Intelligenz könnte Weltwirtschaft bis 2035 um 15 Prozent beflügeln – doch der Preis ist hoch
01.05.2025

Während viele Volkswirtschaften unter dem Druck multipler Krisen taumeln – Energiepreise, geopolitische Spannungen, ein fragiles...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Politik schwächt den Dollar – Rogoff sieht Machtverschiebung zugunsten Europas
01.05.2025

Kenneth Rogoff sieht in Trumps Politik den Katalysator für das Ende des Dollar-Zeitalters. Europa steht vor der historischen...

DWN
Finanzen
Finanzen JPMorgan: Zinsschock voraus – Warum US-Bonds Europa ausstechen
01.05.2025

JPMorgan sieht in US-Anleihen den neuen Renditetreiber – Europas zögerliche EZB-Politik wirkt abschreckend auf Investoren.

DWN
Panorama
Panorama Jung oder KI: Zwei Wege zur Lösung des Lkw-Fahrermangels
01.05.2025

Angesichts des anhaltenden Fahrermangels setzt die EU auf die Senkung der Altersgrenze für Lkw-Führerscheine, während die USA auf eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Unternehmer weltweit in Alarmbereitschaft: Handelskriege, Schuldenkrisen und KI – Was kommt als Nächstes?
01.05.2025

UBS-Report: Unternehmer zwischen Angst vor Handelskriegen, Hoffnungen auf KI und dem Wettlauf um Nachhaltigkeit.

DWN
Finanzen
Finanzen Versteckte Risiken: Wie die Rentenversprechen zur Illusion werden
01.05.2025

Vorsorge mit Risiko: Warum viele Pensionslösungen nur scheinbar sicher sind – und wie mangelnde Transparenz zum größten Feind der...