In Deutschland macht sich Unbehagen breit. Der Terror in Paris und in Ägypten, die Möglichkeit des Zerfalls der EU, die Gefahr eines neuen Kalten Krieges gegen Russland, der größte Skandal der Automobilgeschichte ausgerechnet bei Volkswagen, hunderttausende Flüchtlinge und Migranten, die scheinbar wie aus dem Nichts plötzlich auftauchen und hier leben wollen.
Deutschland hat jahrelang geglaubt, im Frieden zu leben. Diese Illusion hat dazu geführt, dass Deutschland am liebsten die Zeit angehalten hätte: Alles möge so bleiben, wie es ist.
Doch tatsächlich ist die Welt kriegerisch wie eh und je. Was sich jedoch geändert hat, ist die Möglichkeit, Kriege heute mit „modernen Mitteln“ zu führen. Dies bedeutet, dass der Charakter von militärischen Konflikten sich ändert: Waffensysteme werden nicht mehr von Soldaten, sondern von Computerspezialisten gesteuert. Kriege werden als Finanzkriege geführt: Mit einer einzigen gezielten Finanz-Spekulation kann eine ganze Volkswirtschaft in die Knie gezwungen werden. Kriege werden als Cyber-Kriege geführt: Ein Angriff auf die Stromversorgung kann ein ganzes Land lahmlegen. Orchestriert werden die Kriege in Propagandaschlachten, die in den Medien und im Internet toben.
Wegen des universalen Charakters dieser Kriege kann sich niemand der Entwicklung entziehen – auch Deutschland nicht. Der jahrelange Erfolg der deutschen Wirtschaft, die politische Stabilität und der Wohlstand sind keine Garanten mehr für die Zukunft. Das Ende der Behaglichkeit bedeutet für Deutschland, sich schleunigst von der Haltung des Bewahren-Wollens zu verabschieden. Deutschland muss dazu sein postdemokratisch-starres System überwinden und in Europa eine Führungsrolle übernehmen. Sonst besteht die Gefahr, dass Deutschland und Europa von den Ereignissen überrollt werden und auf Jahre hinaus nur die Nachteile dieser Entwicklungen zu tragen haben.
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Michael Maier ist Herausgeber der Deutschen Wirtschafts Nachrichten. Nach seinem Jurastudium in Graz war er Wirtschaftsleiter des Afro-Asiatischen Instituts in Graz, danach Chefredakteur der Presse (Wien) und Kolumnist beim Standard (Wien) sowie Chefredakteur der Berliner Zeitung, des Stern und der Netzeitung. Er war Fellow am Shorenstein Center der Harvard Kennedy School for Government (Forschungsthema: Umweltschutz und Bürgerjournalismus) sowie Gast am Koebner Institut für Neue Deutsche Geschichte der Hebräischen Universität Jerusalem (Professor Moshe Zimmerman), wo er über Antisemitismus in der DDR forschte.
Michael Maier: „Das Ende der Behaglichkeit. Wie die modernen Kriege Deutschland und Europa verändern“. FinanzBuch Verlag München, 228 Seiten, 19,99€.
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