Finanzen

IWF: China gewinnt an Einfluss, Deutschland verliert

Lesezeit: 2 min
18.12.2015 20:43
Der US-Kongress hat nach jahrelangem Hinhalten einer Neuverteilung der Stimmrechte im IWF zugestimmt. China und die Schwellenländer bekommen mehr Einfluss - auf Kosten Deutschlands.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der US-Kongress hat nach jahrelangem Zögern eine neue Gewichtung der Stimmrechte beim Internationalen Währungsfonds (IWF) akzeptiert. Damit bekommen Schwellenländer wie China deutlich mehr Stimmgewalt im IWF, der unter anderem Notkredite an in Schwierigkeiten geratene Nationen vergibt. Die Finanzausstattung verdoppelt sich.

Die USA sind stärkstes Land im IWF, ohne die Zustimmung ihrer Parlamente konnte die bereits 2010 beschlossene Maßnahme nicht greifen. Mit der US-Zustimmung sind die notwendigen drei Fünftel aller 188 IWF-Mitglieder erreicht.

IWD-Chefin Christine Lagarde begrüßte den Schritt am Freitag. «Es ist ein willkommener und wichtiger Schritt nach vorne», sagte sie. Die Reformen würden die Kernressourcen des Fonds signifikant erhöhen. «Das ermöglicht uns, auf Krisen effektiver zu reagieren», sagte Lagarde.

Für Deutschland reduzieren sich durch die Neuerung die Stimmrechte im Währungsfonds von bisher 5,8 Prozent auf 5,3 Prozent. Die Bundesrepublik ist der viertgrößte Anteilseigner hinter den USA, Japan und China. Brasilien, Indien und Russland rücken in den Kreis der zehn größte IWF-Länder auf.

Die Amerikaner haben damit wohl auch der Tatsache Rechnung getragen, dass China mit der AIIB eine neue Alternative zu den US-dominierten globalen Finanzinstitutionen ins Leben gerufen hat. Zunächst hatten die Amerikaner versucht, die Europäer an der Teilnahme zu hindern. Doch attraktive Investments wie die neue Seidenstraße haben für die Europäer eine ausreichend große Faszination. Sogar Großbritannien ist bei der AIIB eingestiegen.

Die Bundesbank beurteilt die Entwicklung beim IWF positiv:

Der US-Kongress hat heute die Quoten- und Governance-Reform des Internationalen Währungsfonds (IWF) ratifiziert. Die Bundesbank begrüßt diesen Schritt. "Nun ist der Weg frei, die vereinbarten Reformen auch umzusetzen. Das ist eine gute Nachricht", sagte Bundesbankpräsident Jens Weidmann in seiner Funktion als deutscher IWF-Gouverneur. Die Quoten- und Governance-Reform war bereits 2010 verabschiedet worden. Deutschland hatte das Reformpaket 2012 ratifiziert.

Die Reformen geben den Schwellen- und Entwicklungsländern gemäß ihrer gestiegenen Bedeutung in der Weltwirtschaft ein stärkeres Gewicht bei Entscheidungen im IWF. Dies stärkt die Glaubwürdigkeit und Legitimität des IWF. Deutschland war mit einem Stimmanteil von 5,8% bislang drittgrößtes Mitglied im IWF und ist von diesen Verschiebungen betroffen. Künftig wird Deutschland mit 5,3% der Stimmrechte der viertgrößte Anteilseigner des IWF hinter den USA, Japan und China sein. Brasilien, Indien und Russland werden dann ebenfalls unter die zehn größten IWF-Mitglieder fallen.

Durch das Wirksamwerden der Quotenerhöhung verdoppelt sich die reguläre Finanzausstattung des IWF. Dadurch erhält der IWF eine komfortable Ausstattung an eigenen Mitteln. Die Quoteneinzahlungen der Mitgliedsländer werden dann wieder die hauptsächliche Ressourcenbasis des IWF für seine Finanzhilfen sein, wie es seiner speziellen Konstruktion entspricht. Gemäß der ihr im deutschen IWF-Gesetz übertragenen Aufgabe wird die Bundesbank die für die höhere Quote Deutschlands erforderliche Einzahlung an den IWF leisten.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Raumsonde übersteht nahen Vorbeiflug an der Sonne
27.12.2024

"Die Sonnensonde hat nach Hause telefoniert!", schreibt die US-Raumfahrtbehörde Nasa aufgeregt. Das bedeutet: Der Hitzeschild hat die...

DWN
Politik
Politik Nato in der Krise: Wie sichern wir Frieden und Stabilität in Europa?
27.12.2024

Viele Deutsche sorgen sich angesichts der Lage in der Ukraine vor einer Ausweitung des Krieges. Der neue Nato-Generalsekretär hält dies...

DWN
Finanzen
Finanzen Notenbanker durch und durch: Ex-Bundesbankpräsident Schlesinger zum Gedenken
27.12.2024

Zeit seines Lebens hat sich Helmut Schlesinger für eine stabile Währung eingesetzt. Dabei scheute er auch nicht den Konflikt. Nun ist der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Reformen 2025: Steuererhöhungen, Mindestlohnerhöhung und neue Gesetze im Überblick
27.12.2024

Die Reformen 2025 bringen eine Reihe bedeutender Änderungen für Bürgerinnen und Bürger: vom neuen Mindestlohn über die Einführung der...

DWN
Politik
Politik Jetzt auch amtlich: Steinmeier macht Weg für Neuwahlen frei
27.12.2024

Die Ampel-Koalition zerbrochen, keine neue, stabile Mehrheit in Sicht, Deutschland in der Regierungskrise. Für den Bundespräsidenten gibt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Als der Tiger noch im Tank war: Warum sich ExxonMobil von Europa distanziert
27.12.2024

Exxon mit Sitz ist Houston ist eine halbe Billion Dollar wert und damit der größte Mineralöl-Konzern der Welt. 20 Prozent der 62.000...

DWN
Politik
Politik Studie: Elterngeld seit Einführung deutlich weniger wert
27.12.2024

Die Kaufkraft des Elterngelds sei seit 2007 um 38 Prozent gesunken, schreibt das Institut der deutschen Wirtschaft in einer aktuellen...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutsche Flugsicherung erhöht Gebühren: Gründe, Auswirkungen und Forderungen
27.12.2024

Die Deutsche Flugsicherung (DFS) hat angekündigt, zum Jahreswechsel die Gebühren für Fluggesellschaften deutlich zu erhöhen. Während...