Finanzen

Dow Jones-Kurs unter Druck: Der US-Aktienmarkt könnte eine Intervention von Trump benötigen

Der US-Aktienindex S&P 500 hat die bislang schlechteste Woche des Jahres 2025 verzeichnet, da Investoren einen Handelskonflikt fürchten und von den Ergebnissen von Nvidia enttäuscht sind. Der Dow Jones-Kurs steht in dieser Woche ebenfalls unter Druck. Was die Börsenexperten sagen und wie es weitergeht.
04.03.2025 16:32
Lesezeit: 4 min

Dow Jones-Kurs und S&P 500 mit Verlusten

Der US-amerikanische Leitindex steht am Dienstag unter Druck: Annähernd zwei Prozent hat der Dow Jones-Kurs im frühen US-Börsenhandel zeitweise eingebüßt, die Stimmung der Anleger an den Aktienmärkten ist derzeit alles andere als gut.

Der jüngste Ausverkauf hat bereits über 80 Prozent der Gewinne aus der US-Aktienrallye seit Donald Trumps Wahlerfolg ausgelöscht. Die Kursgewinne an den US-Aktienmärkten basierten auf Erwartungen bezüglich unternehmensfreundlicher Maßnahmen des neuen US-Präsidenten. Doch wie sehen die Aussichten für die US-Börsen nun aus? Warum stehen die Indizes an der Wall Street unter Druck?

BoA-Chefstratege skeptisch gegenüber dem Wachstumspotenzial des S&P 500

Investoren werden zunehmend skeptisch gegenüber dem Wachstumspotenzial des S&P 500, insbesondere da die Aktienmärkte in Europa und China besser abschneiden, stellt Michael Hartnett, Chefstratege der Bank of America, fest. „Je länger und schwieriger es für den S&P ist, neue Höchststände zu erreichen, desto mehr Zweifel entstehen. Europa funktioniert, China funktioniert, selbst Anleihen in Amerika beginnen zu funktionieren“, analysiert Hartnett in einem Bericht an Kunden und empfiehlt, weltweit statt in US-Aktien zu investieren.

Der Stratege erwartet, dass nach der Marktführerschaft im vergangenen Jahr die „Magnificent Seven“-Aktien in nächster Zeit schwanken werden. Der S&P 500 hat seine diesjährigen Gewinne bereits ausgelöscht, während europäische Aktien seit Jahresbeginn um etwa 9 Prozent gestiegen sind. Der weltweite MSCI-Aktienindex ohne US-Werte ist seit Jahresbeginn um etwa 5 Prozent gestiegen.

Während US-Aktien an Wert verlieren, richten Investoren ihren Blick auf Donald Trump. Sollte der US-Aktienmarkt auf das Niveau der Wahlen oder um weitere 5 bis 6 Prozent fallen, dürften die Erwartungen an eine Intervention Trumps oder wirtschaftspolitischer Entscheidungsträger steigen – beispielsweise durch verbale Unterstützung. „Der Aktienmarkt ist seine Ampel – er zeigt ihm, wann er vorwärtsgehen oder stoppen sollte“, so Hartnett.

Er bezeichnet diese Markterwartung als „Trump Put“ – eine Art Absicherung gegen fallende Kurse. Den 5. November, den Wahltag, nennt er das erste „Strike Price“-Niveau. Der wahrscheinlichste politische Gegenimpuls gegen fallende Märkte wäre laut Bank of America eine Zinssenkung durch die Fed, ein Abkommen mit Saudi-Arabien zur Senkung der Ölpreise oder eine schnellere Steuersenkung beziehungsweise eine Anhebung der Schuldenobergrenze. Das optimistischste Szenario für die Märkte wäre ein Handelsabkommen zwischen den USA und China, während das unwahrscheinlichste Szenario noch höhere Zölle von Trump gegen China wären, so Hartnett.

Experten von Goldman Sachs: Mehr Kurspotenzial in Asien?

In den vergangenen zwei Wochen haben Hedgefonds US-Technologie- und Medienaktien im schnellsten Tempo der letzten sechs Monate verkauft, analysieren Experten von Goldman Sachs. Gleichzeitig haben Hedgefonds verstärkt Aktien aus Asien gekauft – sowohl aus entwickelten als auch aus Schwellenländern. Das Kaufvolumen war das höchste der letzten fünf Monate.

„China, Taiwan und Hongkong sind die Märkte mit der stärksten positiven Kauf- und Verkaufsbilanz“, heißt es in einer Goldman Sachs-Kundenanalyse.

Strategen von Morgan Stanley empfehlen selektivere Aktienauswahl

Die Strategen der Morgan Stanley empfehlen Investoren, selektiver bei der Aktienauswahl vorzugehen, anstatt den gesamten Index zu kaufen, der nach wie vor vom Technologiesektor dominiert wird. Die „Magnificent Seven“-Aktien haben seit ihren Höchstständen im Dezember über 10 Prozent verloren und befinden sich nun offiziell in einer Korrektur. Der schwache Jahresstart dieser Aktien macht eine gezielte Auswahl in anderen Sektoren des Aktienmarktes umso wichtiger, betonen Analysten der Vermögensverwaltungssparte von Morgan Stanley.

„Wir müssen herausfinden, welche Unternehmen ihr Gewinnwachstum halten können und welche nicht. Das ist ein sehr spezifischer Markt, in dem Stock-Picking eine große Rolle spielt“, sagte Lisa Shalett von Morgan Stanley gegenüber Bloomberg. Besonders interessant seien der Finanzsektor, Industrieunternehmen mit starkem Binnenmarktgeschäft, Energie, Bergbau sowie Medien- und Unterhaltungsunternehmen. Auch der im letzten Jahr vernachlässigte Gesundheitssektor könnte durch den zunehmenden Einsatz von KI wieder an Bedeutung gewinnen.

Sektoren, die 2024 hinterherhinkten – darunter Grundnahrungsmittel, Gesundheitswesen, Immobilien und Rohstoffe – gehören dieses Jahr zu den besten Performern innerhalb des S&P 500. Die Strategen von Morgan Stanley plädieren zudem für eine stärkere geografische Diversifizierung des Portfolios, da die Stellung der USA als „einzigartiger Markt“ in Gefahr sei. „Die wirtschaftliche Sonderstellung der USA basiert auf institutioneller Stabilität, die von der neuen Regierung im Weißen Haus infrage gestellt wird. Das könnte zu einer langfristigen geografischen Umschichtung der Investoren führen“, so die Einschätzung der Morgan Stanley-Strategen.

„Diese Realität wird am Aktienmarkt bisher überhaupt nicht eingepreist“, fügt Shalett hinzu.

DA Davidson: Nvidia-Aktie hat ihren Höhepunkt erreicht

Eine der wichtigsten Unternehmensmeldungen der vergangenen Woche kam von Nvidia, der aktuell heißesten KI-Firma, die ihre Ergebnisse für das vierte Quartal präsentierte. Obwohl die Ergebnisse die Analystenerwartungen erfüllten oder leicht übertrafen, fiel der Aktienkurs um mehr als 8 Prozent. Dies lag nicht an der allgemeinen Marktstimmung oder an Befürchtungen über neue Zölle gegen China, einen wichtigen Markt für Nvidia. Vielmehr glauben Analysten und Experten der Finanzdienstleistungsgruppe D.A. Davidson, dass das Unternehmen seinen Höhepunkt erreicht hat und es nicht mehr besser wird.

Nvidia sieht sich wachsender Konkurrenz aus China ausgesetzt, und die Gewinnmargen schrumpfen. „Ihre Kunden haben ihre Investitionen in KI im vierten Quartal auf ein nie dagewesenes Niveau erhöht – und sie werden das wahrscheinlich nicht wieder tun. Die CAPEX-Investitionen von zwei der drei größten Kunden werden im ersten Halbjahr nicht mehr steigen. In China wird es nicht besser laufen. Unabhängig von den Zöllen sind weitere Beschränkungen für den Verkauf von Mikroprozessoren nach China zu erwarten, was den Umsatz unter Druck setzt“, sagte Gil Luria, Managing Director bei D.A. Davidson, im Interview mit CNBC.

Da Nvidia in rasantem Tempo neue Produkte auf den Markt bringt, werden auch die Gewinnmargen nicht steigen – denn mit jedem neuen Produktzyklus sinkt die Rentabilität der älteren Modelle. „Sie haben sich unglaublich gut geschlagen und halten sich dieses Jahr immer noch gut – aber besser wird es wohl nicht mehr“, fasst Luria zusammen. Nach den jüngsten Quartalszahlen haben die Analysten von D.A. Davidson ihre „neutrale“ Empfehlung für Nvidia-Aktien beibehalten und ein Kursziel von 135 USD festgelegt – nur etwa 12 Prozent über dem aktuellen Marktpreis nach dem jüngsten Rückgang.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Agenda 2030: Reiche fordert Neuausrichtung der Wirtschaftspolitik
11.11.2025

Deutschland steht vor einem wirtschaftspolitischen Wendepunkt. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche fordert mit ihrer Agenda 2030...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Kurs: Erholungsversuch geht beim DAX aktuell weiter - Ende des US-Shutdowns in Sicht
11.11.2025

Der DAX-Kurs zeigt im Börsenhandel am Dienstag wieder seine aktuelle Stärke – doch wie nachhaltig ist der Aufwärtstrend beim DAX...

DWN
Panorama
Panorama Merz-Geburtstag: Gediegener Empfang zum 70. statt "Rambo Zambo"
11.11.2025

Während Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) an seinem 70. Geburtstag eigentlich nur einen normalen Arbeitstag wollte, planen Partei und...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutsche Wohnen-Aktie: Steigende Mieten treiben Gewinne der Vonovia-Tochter Deutsche Wohnen
11.11.2025

Steigende Mieten, wachsende Gewinne und ein angespanntes Wohnungsangebot – die Deutsche Wohnen-Aktie profitiert von stabiler Nachfrage,...

DWN
Politik
Politik Reiche kündigt mögliche Kürzungen bei der Heizungsförderung an
11.11.2025

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche stellt weitere Veränderungen bei der staatlichen Unterstützung für den Heizungstausch in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Discounter in Deutschland: Warum Lidl an Boden verliert – und wer profitiert
11.11.2025

Der deutsche Lebensmittelmarkt verschiebt sich leise, aber spürbar: Während klassische Supermärkte stagnieren, holen Discounter wie Aldi...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kassenbeiträge 2026: Gesundheitsministerium hält Orientierungswert stabil
10.11.2025

Für das kommende Jahr plant Bundesgesundheitsministerin Nina Warken, den maßgeblichen Orientierungswert für die Entwicklung der...

DWN
Technologie
Technologie KI-Rechenleistung wächst rasant – Europa bleibt im Rückstand
10.11.2025

Die Rechenkapazitäten für Künstliche Intelligenz in Deutschland und Europa sollen laut einer Bitkom-Studie bis 2030 vervierfacht werden....