Unternehmen

Mercedes Sparprogramm: Mehr Zeitarbeit und weniger Lohn für Beschäftigte - dafür "Zusi"-Garantie bis 2034

Bis 2027 will Mercedes die Produktionskosten um zehn Prozent sinken. Der Automobilkonzern hat sich nun mit dem Gesamtbetriebsrat auf ein Maßnahmenpaket zur Kostenreduzierung geeinigt. Mitarbeiter in der Produktion müssen sich auf mehr Zeitarbeit und weniger Lohn einstellen. Gleichzeitig wird die Beschäftigungssicherung bis 2034 verlängert. Kündigungen wurden somit vorerst abgewendet.
04.03.2025 13:26
Aktualisiert: 04.03.2025 13:26
Lesezeit: 2 min

Mercedes Sparprogramm: Konzern verständigt sich mit Gesamtbetriebsrat - vorerst keine betriebsbedingten Kündigungen

Mercedes-Benz hat sich mit dem Gesamtbetriebsrat auf ein umfassendes Maßnahmenpaket verständigt, um die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu steigern. „Die Spar- und Flexibilisierungsmaßnahmen reichen von Einsparungen bei Vergütungsbestandteilen bis hin zu einer Erhöhung der Personalflexibilität mit mehr Zeitarbeit in der Produktion“, erklärte eine Sprecherin. Zuvor hatte die WirtschaftsWoche über die geplanten Maßnahmen berichtet.

Ein Bestandteil des Pakets ist ein Abfindungsprogramm für Beschäftigte außerhalb der Produktion, das sozialverträglich gestaltet sei. Dabei werde auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet, und es gelte das Prinzip der doppelten Freiwilligkeit. Angaben zur Anzahl der betroffenen Stellen machte die Sprecherin nicht.

Mercedes Sparprogramm: Verlängerung der Beschäftigungssicherung "Zusi" bis 2034

Zusätzlich einigten sich das Unternehmen und der Gesamtbetriebsrat darauf, die bestehende Beschäftigungssicherung („Zusi“) bis Ende 2034 zu verlängern – eine Forderung, die Gesamtbetriebsratschef Ergun Lümali schon länger erhoben hatte. Bisher schloss die Regelung betriebsbedingte Kündigungen grundsätzlich bis Ende 2029 aus.

Das Maßnahmenpaket und die Beschäftigungssicherung betreffen rund 91.000 Beschäftigte in Deutschland. Die aktuellen Tariferhöhungen in der Metall- und Elektroindustrie werden nur zur Hälfte angerechnet, indem ein Teil mit übertariflichen Zulagen verrechnet wird. Die Ergebnisbeteiligung wird für das Geschäftsjahr 2025 letztmalig ausgezahlt, danach gibt es derzeit keine entsprechende Vereinbarung mehr. Für 2024 wird die Beteiligung voraussichtlich bei bis zu 5.220 Euro liegen – weniger als in den beiden Jahren zuvor (7.300 Euro).

Bereits Ende 2023 wurde beschlossen, dass die Basisvergütung für Vorstandsmitglieder, leitende Führungskräfte sowie Teamleiterinnen und Teamleiter außerhalb des Tarifvertrags im Jahr 2025 nicht erhöht wird.

Mercedes-Chef rechtfertigt Sparprogramm: „Wir müssen selbst angreifen“

„Wir spielen in der automobilen Champions League“, betonte Mercedes-Chef Ola Källenius in einem internen Statement an die Belegschaft. Das Unternehmen habe starke Produkte und ein kompetentes Team, werde aber zunehmend von neuen Wettbewerbern herausgefordert. „Die sind hungrig und greifen uns an“, so Källenius. Deshalb müsse Mercedes selbst offensiver werden: „Wir müssen stärker, schneller und hungriger werden. Wir müssen selbst angreifen. Und genau das tun wir.“ Trotz der Einsparungen blieben die Löhne in Deutschland weiterhin hoch.

Gesamtbetriebsratschef Lümali betonte in einer Mitteilung an die Beschäftigten, dass jeder seinen Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit leisten müsse – von der Unternehmensführung bis zur Belegschaft. „Kosten schrubben allein ist keine Strategie“, stellte er klar. Die Verlängerung der „Zusi“ sei in unsicheren Zeiten ein bedeutender Erfolg, doch auch Einschnitte und Verzicht seien notwendig. „Das brächten Effizienzprogramme mit sich“, so Lümali.

Gewinneinbruch zwingt Mercedes zu Sparmaßnahmen

Im vergangenen Jahr verzeichnete Mercedes einen deutlichen Gewinneinbruch. Bereits bei der Vorstellung der Jahreszahlen im Februar hatte das Unternehmen erste Details des geplanten Sparprogramms vorgestellt, das unter dem Namen Next Level Performance läuft. Ziel sei es, die Profitabilität zu steigern: Bis 2027 sollen die Produktionskosten um zehn Prozent sinken, ebenso wie die Fixkosten. Zusätzlich sollen die Materialkosten optimiert werden.

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundesbank: Deutsche Exportwirtschaft verliert deutlich an globaler Stärke
14.07.2025

Die deutsche Exportwirtschaft steht laut einer aktuellen Analyse der Bundesbank zunehmend unter Druck. Branchen wie Maschinenbau, Chemie...

DWN
Immobilien
Immobilien Gebäudeenergiegesetz: Milliardenprojekt für 1,4 Billionen Euro – hohe Belastung, unklare Wirkung, politisches Chaos
14.07.2025

Die kommende Gebäudesanierung in Deutschland kostet laut Studie rund 1,4 Billionen Euro. Ziel ist eine Reduktion der CO₂-Emissionen im...

DWN
Politik
Politik EU plant 18. Sanktionspaket gegen Russland: Ölpreisobergrenze im Visier
14.07.2025

Die EU verschärft den Druck auf Moskau – mit einer neuen Preisgrenze für russisches Öl. Doch wirkt die Maßnahme überhaupt? Und was...

DWN
Technologie
Technologie Datenschutzstreit um DeepSeek: Deutschland will China-KI aus App-Stores verbannen
14.07.2025

Die chinesische KI-App DeepSeek steht in Deutschland unter Druck. Wegen schwerwiegender Datenschutzbedenken fordert die...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 unter Druck – Sommerkrise nicht ausgeschlossen
14.07.2025

Donald Trump droht mit neuen Zöllen, Analysten warnen vor einer Sommerkrise – und die Prognosen für den S&P 500 könnten nicht...

DWN
Politik
Politik Wenn der Staat lahmt: Warum die Demokratie leidet
14.07.2025

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnt eindringlich vor den Folgen staatlicher Handlungsunfähigkeit. Ob kaputte Brücken,...

DWN
Politik
Politik Fluchtgrund Gewalt: Neue Angriffe in Syrien verstärken Ruf nach Schutz
14.07.2025

Trotz Versprechen auf nationale Einheit eskaliert in Syrien erneut die Gewalt. Im Süden des Landes kommt es zu schweren Zusammenstößen...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersarmut nach 45 Beitragsjahren: Jeder Vierte bekommt weniger als 1300 Euro Rente
14.07.2025

Auch wer sein Leben lang gearbeitet hat, kann oft nicht von seiner Rente leben. Dabei gibt es enorme regionale Unterschiede und ein starkes...