Politik

Medwedew: Russland muss sich auf das Schlimmste vorbereiten

Mit einer ungewöhnlich drastischen Wortmeldung beschreibt Premier Medwedew die Lage Russlands. Der niedrige Ölpreis bereitet der Regierung offenbar große Sorgen. Sie versucht, mit drastischen Sparmaßnahmen gegenzusteuern. Doch das ist kein langfristiges Konzept.
13.01.2016 15:08
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der freie Fall des Ölpreises bringt den Haushalt Russlands erheblich unter Druck. Das Land müsse sich wirtschaftlich auf das Schlimmste vorbereiten, sagte Ministerpräsident Dmitri Medwedew am Mittwoch. Finanzminister Anton Siluanow zufolge wäre das Budget allenfalls bei einem Ölpreis von 82 Dollar je Barrel ausgeglichen. Der Staat hat aber mit 50 Dollar kalkuliert – bei den aktuellen Preisen von knapp über der 30-Dollar-Marke sind diese Berechnungen nun längst Makulatur. Bereits absehbar ist, dass die Defizitlatte für den Haushalt von drei Prozent der Wirtschaftsleistung klar gerissen wird. Die Minister sollen jetzt in ihren Bereichen den Rotstift ansetzen und zehnprozentige Kürzungen vornehmen. Davon ausgenommen sind jedoch 'heilige Kühe' wie Rentenzahlungen und die Gehaltsbezüge im Öffentlichen Dienst.

Russland stellt sich laut Wirtschaftsminister Alexej Uljukajew darauf ein, dass sich der Ölpreis auf Dauer nicht mehr erholen wird: „Es ist zu befürchten, dass er auf 15 bis 20 Dollar absackt.“ Die anhaltend niedrigen Öl- und Gaspreise setzen Russland Präsident Wladimir Putin zufolge noch stärker zu als die Sanktionen des Westens wegen der Krim-Krise. Das Geschäft mit diesen Bodenschätzen macht den Löwenanteil der Einkünfte der gesamten Exportwirtschaft aus.

Der russische Staat bezieht aus dem Erdöl die Hälfte seiner Einnahmen. Dem Ölpreis machen seit Monaten das weltweite Überangebot bei gleichzeitig schwächelnder Nachfrage wegen mauer Weltkonjunktur zu schaffen. Er fiel zuletzt auf den tiefsten Stand seit rund zwölf Jahren. Anders als in früheren Jahren haben die OPEC-Staaten bislang nicht mit Förderkürzungen reagiert. Sie pumpen sogar mehr Öl, um sich am Markt zu behaupten. Als Auslöser für den Preisverfall gilt der Schieferölboom in den USA, der zu einem Überangebot geführt hat. Zudem hat der Energiehunger von Schwellenländern wie China nach dem Ende des Turbowachstums nachgelassen.

Seit Monaten zeichnet sich ein globaler Rohstoff-Schock ab: Alle Rohstoffe befinden sich mehr oder weniger im freien Fall. Das trifft die Schwellenländer und die Opec-Staaten. Bei den Schwellenländern rechnet der IWF mit erheblichen Kreditproblemen. Saudi-Arabien versucht, im Nahen Osten neue Kriege anzuzetteln, ist aber offenkundig schon so geschwächt, dass die Märkte nicht mehr auf die saudischen Provokationen reagieren.

Die meisten Staaten haben die Lager randvoll gefüllt, weshalb sich weder apokalyptische Warnungen vom IWF noch militärische Eskapaden der Saudis den Preis wieder zu stemmen vermögen. Russland hat es in den vergangenen Jahren verabsäumt, seine Wirtschaft zu diversifizieren und gerät daher nun wegen der starken Abhängigkeit von den Rohstoff-Märkten unter Druck.

Die Folge ist ein strikter Sparkurs der russischen Regierung. So müssen die russischen Ministerien nach Angaben aus Regierungskreisen ihre Ausgaben das zweite Jahr in Folge um zehn Prozent senken. Von den Kürzungen ausgenommen seien einige Bereiche wie Rentenzahlungen, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters von zwei Personen. Die Maßnahme sei im Dezember bei einer Sitzung unter der Leitung von Ministerpräsident Dmitri Medwedew beschlossen worden. Die Ressorts hätten bis zum 15. Januar Zeit, um Vorschläge einzureichen. Anderenfalls werde das Finanzministerium über die Kürzungen entscheiden. Durch die Maßnahmen sollten 700 Milliarden Rubel (etwa 8,4 Milliarden Euro) eingespart werden.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen CBDCs und Gold – Kontrolle oder Freiheit?

In einer Zeit rasanter Veränderungen stellt sich mehr denn je die Frage: Wie sicher ist unser Geld wirklich? Die Einführung von CBDCs...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Neue Regierung: Üppige Übergangsgelder für Ex-Minister - AfD und Steuerzahlerbund fordern Reform
01.05.2025

Dauerversorgung auf Kosten der Steuerzahler: Bisher bekommen Minister und Kanzler nach ihrem Ausscheiden bis zu 2 Jahren staatliche...

DWN
Politik
Politik Trump gegen die Welt: Warum Streit mit Verbündeten das China-Problem nur verschärft
01.05.2025

Die Ereignisse der vergangenen Wochen haben zweifellos dem internationalen Ruf der USA auf den Finanzmärkten geschadet und das...

DWN
Technologie
Technologie PwC-Studie: Künstliche Intelligenz könnte Weltwirtschaft bis 2035 um 15 Prozent beflügeln – doch der Preis ist hoch
01.05.2025

Während viele Volkswirtschaften unter dem Druck multipler Krisen taumeln – Energiepreise, geopolitische Spannungen, ein fragiles...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Politik schwächt den Dollar – Rogoff sieht Machtverschiebung zugunsten Europas
01.05.2025

Kenneth Rogoff sieht in Trumps Politik den Katalysator für das Ende des Dollar-Zeitalters. Europa steht vor der historischen...

DWN
Finanzen
Finanzen JPMorgan: Zinsschock voraus – Warum US-Bonds Europa ausstechen
01.05.2025

JPMorgan sieht in US-Anleihen den neuen Renditetreiber – Europas zögerliche EZB-Politik wirkt abschreckend auf Investoren.

DWN
Panorama
Panorama Jung oder KI: Zwei Wege zur Lösung des Lkw-Fahrermangels
01.05.2025

Angesichts des anhaltenden Fahrermangels setzt die EU auf die Senkung der Altersgrenze für Lkw-Führerscheine, während die USA auf eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Unternehmer weltweit in Alarmbereitschaft: Handelskriege, Schuldenkrisen und KI – Was kommt als Nächstes?
01.05.2025

UBS-Report: Unternehmer zwischen Angst vor Handelskriegen, Hoffnungen auf KI und dem Wettlauf um Nachhaltigkeit.

DWN
Finanzen
Finanzen Versteckte Risiken: Wie die Rentenversprechen zur Illusion werden
01.05.2025

Vorsorge mit Risiko: Warum viele Pensionslösungen nur scheinbar sicher sind – und wie mangelnde Transparenz zum größten Feind der...