Die Wachstumszahlen der Autoverkäufe haben in den vergangenen Wochen für Aufsehen gesorgt. 2015 waren dem Verband der Automobilindustrie (VDA) zufolge 3,2 Millionen Fahrzeuge neu zugelassen worden, so viel wie seit 2009 nicht mehr. 5,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Mehr als die Hälfte der Fahrzeuge stammten von deutschen Herstellern. Allein im Dezember seien 7,7 Prozent mehr Fahrzeuge neu zugelassen als im Dezember 2014, hieß es vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA).
Doch die hohe Zahl der Neuzulassungen ist alles andere als ein realistisches Bild. Vor allem sei diese auf Tages- und Aktionszulassungen zurückzuführen, sagte Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR-Center Automotive Research der Uni Duisburg-Essen. Tatsächlich gehe es dem deutschen Automarkt eher schlecht, so Dudenhöffer zu den Deutschen Wirtschafts Nachrichten. Die Deutschen „kaufen eher weniger Autos“. Zu gut sind mittlerweile die Carsharing-Angebote und auch die Fernbusse erweitern stetig ihr Angebot. Hier entsteht zunehmend eine echte Alternative zu Bahn und Auto.
„Der deutsche Automarkt wird künstlich gepusht“, so Dudenhöffer. „Der deutsche Automarkt ist der am stärksten rabattierte Automarkt der Welt“. Und das sei ein deutliches Zeichen dafür, dass er gesättigt ist. Eine aktuelle Studie des CAR-Center Automative Research kommt zu dem Schluss, dass im vergangenen Jahr das Jahr mit den zweithöchsten Neuwagen-Rabatten seit gut zehn Jahren ist. Dazu zählen Händler-Rabatte, Eigenzulassungen, Sonderaktionen und Eintauschprämien etc.
So sind zwar im Dezember die Neuwagen-Rabatte bei Internet-Vermittlern leicht zurückgegangen. Doch „beim Kauf der 30 meistverkauften Neuwagen via Internetvermittler von den Markenhändlern“ wurden immerhin 17,8 Prozent Nachlass gewährt, so die Studie, die den Deutschen Wirtschafts Nachrichten vorliegt. Als Rabattaktion besonders beliebt waren im vergangenen Jahr vor allem die Gebrauchtwagen-Eintausch-Prämien. „Immer intensiver versucht man durch überhöhte Zahlungen für Gebrauchtwagen Kunden vom Neuwagenkauf zu überzeugen.“
So lag beispielsweise bei den Internetvermittlern der maximale Rabatt für einen VW Polo ohne Gebrauchtwagen bei 18,2 Prozent, mit Gebrauchtwagen bei 26,8 Prozent. Für die Autobauer selbst bedeuten die hohen Prämien ein Verzicht auf Margen in Höhe von bis zu neun Prozent.
Ähnlich positiv auf die Zahl der Neuzulassungen wirken sich so genannte Tageszulassungen aus. Einerseits werden so die jährlichen Neuzulassungen erhöht und andererseits werden die Wagen dann günstiger an Kunden verkauft. Bei Audi Modellen wie dem A1 und dem A3 Sportsback sind dadurch Nachlässe zwischen 22 und 25 Prozent drin, beim Ford Focus sind sogar bis zu 36 Prozent.
Mit Blick auf die Neuzulassungen sind auch die Eigenzulassungen mittlerweile vom deutschen Automarkt nicht mehr wegzudenken. Im November lag die Zahl der von Autoherstellern und Autohändlern selbst zugelassenen Fahrzeugen bei insgesamt über 85.000. Das entspricht etwa einem Anteil von 30,6 Prozent.“ Bei Fiat, Kia, Nissan und Opel waren im vergangenen Monat mehr als 40 Prozent der Gesamtzulassungen auf Händler und Hersteller zurückzuführen.: „Im Zeitraum Januar bis November wurden 30,7% aller Neuwagen als Eigenzulassungen in den Markt gebracht. Das ist ein Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2014.“
Die hohen Bestände an jungen Gebrauchtwagen aufgrund von Tageszulassungen und Eigenzulassungen sprechen dafür, dass auch in diesem Jahr viele Rabattaktionen stattfinden werden. „Alles was man jetzt erkennt, ist das im Jahr 2016 die ,paradiesischen Zeiten‘ für die Neuwagenkäufer andauern werden“, so die Studie.
Dass der deutsche Automarkt, gerade für Neuwagen mehr als gesättigt ist, zeigt sich auch an dem hohen Durchschnittsalter für Autos. Dieses liegt Dudenhöffer zufolge bei neun Jahren. Der Autokauf wird zunehmend ein Ritual der Generation 50Plus. Mit 53 Jahren war 2015 nämlich auch ein Rekordjahr in Sachen Alter der Neuwagenkäufer. Bei den boomenden SUVS war das Durchschnittsalter der Käufer sogar bei 55,2 Jahren. Fast 40 Prozent der SUV-Neuwagenkäufer waren 60 Jahre und älter.