Finanzen

Griechenland: Versuch der Abschaffung von Bargeld scheitert kläglich

Die griechische Regierung ist mit dem Versuch gescheitert, die Bürger aus dem Bargeld zu treiben. Steuervergünstigungen für Zahlungen mit Kreditkarten wurden nicht angenommen. Der Fall zeigt: Die Abschaffung des Bargelds ist ein Hirngespinst, dem sich die Bürger in der Praxis einfach widersetzen werden.
22.02.2016 12:29
Lesezeit: 1 min

Die Versuche der griechischen Regierung, die Bedeutung von Bargeld in der Wirtschaft zu schwächen, sind gescheitert. Die griechische Zeitung Kathimerini berichtet vom "Markversagen" bei der erzwungenen Einführung von Zahlungen mit Kreditkarten: Die Berater der Foundation for Economic and Industrial Research (IOBE) hatten der griechischen Regierung prophezeit, dass sie ihre Einnahmen um 1,7 Milliarden Euro jährlich werde steigern können, wenn sie Bürger und Unternehmen zur Verwendung von Kreditkarten zwingt. Doch tatsächlich sind „griechische Geschäfte nicht bereit für die Ausweitung von Plastikgeld durch den Pflichtgebrauch von Kreditkarten im alltäglichen Handel.“ Die Regierung hatte zuvor bekanntgegeben, dass Privatpersonen und Geschäfte, die einen gewissen Mindestumsatz an Banküberweisungen und Kartenzahlungen vorweisen können, von steuerlichen Vergünstigungen profitieren könnten.

So habe ein Großteil der Geschäfte einfach die Anschaffung von Kartenlesegeräten verweigert. Viele Berufsgruppen wie beispielsweise Ärzte, Handwerker, Elektriker und Anwälte akzeptieren kaum bargeldlose Bezahlungen. Nur etwa jedes zweite Geschäft verfügt der Zeitung Kathimerini zufolge über Kartenlesegeräte, insgesamt seien dies rund 220.000 Stück. Die Regierung war davon ausgegangen, dass mindestens das Doppelte nötig wäre, um die versprochenen Mehreinnahmen wirklich generieren zu können.

Die Vorstöße für eine teilweise Beschränkung oder Abschaffung von Bargeld hatten sich in der jüngsten Vergangenheit weltweit gehäuft - auch Deutschland will einen ersten Schritt setzen und Bargeldzahlungen über 5.000 Euro verbieten. Die EZB wird die 500 Euro Note aus dem Verkehr ziehen.

In Griechenland zeigt sich, dass die Abschaffung von Bargeld in der Praxis unmöglich ist, wenn ein Staat erst einmal so am Boden liegt wie Griechenland nach der milliardenschweren Euro-Rettung. Denn das Misstrauen zwischen den Marktteilnehmern ist spätestens seit den Kapitalverkehrskontrollen so groß, dass kein Laden ungedeckte Schecks akzeptiert. Auch die Gebühren sind in dieser Situation erheblich - und werden nicht gezahlt. Außerdem ist die Anschaffung von Geräten ebenfalls vorzufinanzieren. Dem Pleite-Staat, der für die Bezahlung mit Kreditkarte Steuervergünstigungen anbietet, trauen die Bürger ohnehin nicht mehr - und sorgen dafür, dass die Wirtschaft mit Bargeld wenigstens auf Sparflamme weiterläuft.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Politik
Politik Amerika: Hat Joe Biden jemals wirklich die USA regiert?
11.03.2025

Wurde die US-Regierung per Autopen (Unterschriftenautomat) gesteuert? Ein Bericht enthüllt, dass fast alle Biden-Dokumente maschinell...

DWN
Politik
Politik BSW klagt in Karlsruhe auf Neuauszählung der Wahl
11.03.2025

Knapp gescheitert, doch nicht bereit aufzugeben: Das Bündnis Sahra Wagenknecht zieht vor das Bundesverfassungsgericht. Die Partei zweifelt...

DWN
Politik
Politik Bargeldreform: Verschwinden bald die Ein- und Zwei-Cent-Münzen?
11.03.2025

Kaum jemand zahlt noch mit Ein- und Zwei-Cent-Münzen – stattdessen verstopfen sie Geldbeutel oder verschwinden in Sparschweinen. Die...

DWN
Technologie
Technologie Der Verbrenner-Golf bleibt mindestens bis 2035: Volkswagen Vertriebschef Martin Sander im Interview
11.03.2025

Volkswagen steht vor einer doppelten Herausforderung: Einerseits soll die ID-Familie den Markt für Elektroautos erobern, andererseits...

DWN
Politik
Politik Grönland wählt heute Parlament
11.03.2025

Die Menschen auf Grönland wählen ein neues Parlament – doch der Wahlkampf wird von außen beeinflusst. Trump mischt sich ein, die...

DWN
Finanzen
Finanzen Künstliche Intelligenz: KI-Trading revolutioniert den Anlegermarkt – Welche Vorteile, Risiken und Möglichkeiten es gibt
11.03.2025

KI-Trading ermöglicht es Anlegern, durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz schneller und präzisere Marktanalysen zu erstellen und...

DWN
Politik
Politik Drohnenangriff auf Moskau fordert drei Todesopfer - Friedensgespräche beginnen
11.03.2025

Ein massiver Drohnenangriff auf Moskau erschüttert Russland: Zwei Tote, beschädigte Gebäude und gesperrte Flughäfen. Während der Kreml...

DWN
Immobilien
Immobilien Neues Büro finden: Was ist zu beachten und wie vermeidet man kostspielige Fehler bei der Suche?
11.03.2025

Die Firma wächst schneller als erwartet und mit ihr das Personal? Oder die Firmenräumlichkeiten werden nicht mehr benötigt? Je nachdem...