Die Preise sind wieder ins Rutschen geraten und machen eine weitere Lockerung der EZB-Geldpolitik immer wahrscheinlicher. Sie sanken in der Euro-Zone im Februar zum Vorjahr um 0,2 Prozent, wie das Europäische Statistikamt in Brüssel am Montag auf Basis vorläufiger Zahlen mitteilte. Fachleute hatten mit einem unveränderten Niveau gerechnet. Im Januar lag die Teuerung noch bei 0,3 Prozent (siehe Video am Anfang des Artikels). Doch der rasante Ölpreisverfall sorgte dafür, dass die Lebenshaltungskosten erstmals seit September wieder sanken: Energie verbilligte sich im Februar binnen Jahresfrist um 8,0 Prozent. Die Europäische Zentralbank (EZB) blickt mit Sorge auf die purzelnden Preise: Sie erachtet eine Teuerung von knapp zwei Prozent als optimal für die Konjunktur, ist von diesem Ziel aber meilenweit entfernt.
„Die Inflationsrate ist wieder unter die Nulllinie getaucht, wo sie auch in den nächsten Monaten liegen wird. Damit ist das Siegel unter noch mehr geldpolitische Lockerung gesetzt“, sagte Ökonom Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe: Entsprechende Vorbereitungen der EZB dürften vor der Ratssitzung am 10. März bereits auf Hochtouren laufen. Spekulationen über bevorstehende EZB-Maßnahmen machten auch dem Euro zu schaffen. Er sank kurzzeitig auf 1,0895 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit knapp vier Wochen.
EZB-Vizechef Vitor Constancio hatte jüngst signalisiert, dass die unerwünscht niedrige Inflation in der Euro-Zone die Währungshüter im März womöglich zu Gegenmaßnahmen veranlassen könnte. Entscheidende Bedeutung dürfte den aktualisierten Prognosen der Zentralbank zukommen: Ihre Experten hatten im Dezember für 2016 eine Inflationsrate von 1,0 und für 2017 von 1,6 Prozent veranschlagt. Dies Zahlen dürften angesichts des Ölpreisverfalls vom Jahresbeginn wackeln und wohl nach unten revidiert werden.
Die EZB mit ihrem Präsidenten Mario Draghi will ein Abrutschen der Preise auf breiter Front vermeiden. In einer solchen Deflation schieben Verbraucher in der Hoffnung auf immer billigere Waren Käufe auf. Sie lösen damit eine konjunkturelle Abwärtsspirale aus, wenn zugleich Löhne sinken und die Firmen mit Investitionen zögern. Soweit wollen es die Währungshüter nicht kommen lassen. Die EZB wird daher nach Einschätzung von Volkswirten im nächsten Monat wahrscheinlich den Strafzins für Geldinstitute weiter verschärfen. Er liegt derzeit bei minus 0,3 Prozent. Geldhäuser müssen somit Strafgebühren zahlen, wenn sie über Nacht Geld bei der Zentralbank parken.
Auch über eine monatliche Aufstockung des großen Anleihen-Kaufprogramms der EZB wird spekuliert. Das in Deutschland umstrittene Programm sieht Wertpapierkäufe von monatlich rund 60 Milliarden Euro vor. Es soll bis mindestens Ende März 2017 laufen und dann ein Gesamtvolumen von 1,5 Billionen Euro haben. Die EZB will mit den Maßnahmen Finanzinstitute dazu anregen, mehr Kredite zu vergeben und damit die Konjunktur anzuschieben sowie die Inflation anzuheizen.